Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
immense, am Phänotyp wirkende Veränderungen verursachen. Die durch Viren ausgelösten diversen Krankheitsbilder sind dafür Beleg. Da in diesen Fällen nichts anderes als das virale Erbmaterial, die DNA oder RNA, in die Zellen gelangt, kann nichts anderes für die phänotypischen Konsequenzen verantwortlich sein. Der Genotyp bestimmt – im Zusammenspiel mit äußeren, epigenetisch wirksamen Faktoren – den Phänotyp. So viel können wir heute mit Gewissheit sagen. Und auch, wenn hinsichtlich der genauen Details dieser Beziehung noch zahlreiche Lücken unser Verständnis prägen, gibt es für die prinzipielle Ablehnung des Zusammenhanges kein stichhaltiges Argument. Wollten wir naturwissenschaftliche Belege generell nur akzeptieren, wenn uns die zugrunde liegenden Mechanismen in Gänze bekannt wären, würde unser gesamtes Weltbild wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. So wissen wir zum Beispiel alle um die Existenz der Massenanziehung, die für jeden in Form der ihn auf dem Boden haltenden Erdanziehungskraft am besten fassbar ist. Mit ihr durften wir schon im frühkindlichen Alter erste (unangenehme) Erfahrungen sammeln, wenn uns Mutters teure Vase aus den Händen glitt oder, noch schmerzhafter, beim „Bäume klettern“ ein brechender Ast unsanft in die Tiefe schweben ließ. Niemand wird aufgrund derartiger Erfahrungen behaupten, die Vase könnte ebenso gut nach oben schweben oder der Sturz vom Baum wird beim nächsten Fehltritt vielleicht nicht gen Boden erfolgen. Fragte man ihn aber, warum das nicht geschehen wird, könnte er nur auf seine Erfahrung und das MODELL der Massenanziehung verweisen. Denn die eigentliche kausale Frage, warum Massen sich anziehen, ist um keinen Deut weiter geklärt als die Frage nach dem „Warum“ der Evolution. Der eigentliche Mechanismus der gegenseitigen Anziehungswirkung von Massen ist ein Phänomen, das wir als gegeben hinnehmen und aufgrund unserer Erfahrung nicht anzweifeln. Für den Ablauf der Evolution nach dem Funktionsmodell von Variation und Selektion fällt das vielleicht schwerer, da uns persönliche Erfahrungen, analog dem Sturz vom Baum, kaum präsent sind. Nichtsdestoweniger sind die empirischen Belege kaum weniger schwerwiegend als im Massenanziehungsmodell.
Nehmen wir als weiteres Beispiel das „Wunder der Medizin“. Warum heilen gebrochene Knochen oder gerissene Bänder, wenn der Chirurg sie verschraubt, vernäht oder nur ruhigstellt? Warum werden im Sinusknoten unseres Herzen Impulse generiert, die unsere Pumpe jahrzehntelang schlagen lassen? Wir wissen es nicht, sondern können nur beobachten, dass es passiert. Sollen wir aber nun gänzlich den Sinn medizinischer Maßnahmen bezweifeln, weil uns der Mechanismus oder die kausale Kraft der beobachtbaren Wirkung unerklärlich ist. „Newtons Apfel“ wird wohl immer nach unten fallen, und die Knochen sollten auch nicht auseinanderwachsen, selbst wenn wir in beiden Fällen nicht wissen warum. Die bis auf molekulare Ebene beobachtbaren Belege für den Ablauf von Evolution sind keinen Deut weniger schwerwiegend, sondern werden dem Einzelnen im Alltagsleben allenfalls weniger bewusst. Daraus folgt: Jeder, der massive Einwände gegen die Evolutionstheorie erhebt – aus welchen Motiven auch immer –, müsste in der Konsequenz allen anderen naturwissenschaftlichen Modellen, die unser Weltbild ausmachen, mindestens die gleiche Skepsis entgegenbringen. Denn derzeit gibt es sicher keine zweite Theorie, die derart gut mit Belegen aus allen naturwissenschaftlichen Disziplinen untermauert ist, wie das Abstammungsprinzip nach den Grundsätzen der Lehre Darwins.
Konstruktion ohne Bauplan?
Gemäß dem evolutionistischen Modell legt die Selektion ihre Messlatte nicht am Genotyp (der DNA-Sequenz), sondern immer am Phänotyp an. Sie bewertet also das äußere Erscheinungsbild bzw. die Qualität der Anpassung an die gegebenen Umweltbedingungen. Genauso wie die Brauchbarkeit eines Fahrzeugbauplans erst nach dessen Umsetzung am fertigen Auto bestimmt werden kann, lässt sich die Qualität einer Erbinformation bzw. einer Mutation erst nach Ausbildung des entsprechenden Merkmals beurteilen. Nur eine am lebenden Organismus bereits ausgebildete Struktur oder Funktion – eben der Phänotyp – kann bzw. muss hinsichtlich seiner Eignung im Überlebenskampf von der Selektion bewertet werden. Das Ergebnis bestimmt das weitere Schicksal von Produkt und Bauplan. Phänotypische Merkmale, die sich nicht genügend bewähren, werden samt
Weitere Kostenlose Bücher