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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nach unten in eine Metallkugel voll Wasser, und ein zweites, U-förmiges Rohr fungiert als Siphon, der von dem kugelförmigen Behälter zu einem großen Eimer führt. Der Eimer hängt an zwei Seilen, die über eine Rolle zu zwei Zylindern führen, welche sich in den Drehachsen der Türflügel befinden und fest mit der Tür verbunden sind. Die Seile sind mehrfach um die Zylinder geschlungen und führen dann weiter zu einem schweren Gegengewicht. Wenn ein Priester das Feuer entzündet, dehnt sich die Luft im Altar aus, drückt Wasser aus der Metallkugel durch den Siphon in den Eimer. Der Eimer senkt sich unter dem Gewicht des Wassers und öffnet über die Zylinder die Türflügel.
    Dann gibt es noch einen Springbrunnen, der in Betrieb tritt, wenn Sonnenstrahlen darauf fallen, und einen Dampfkessel, der eine mechanische Amsel singen oder ein Horn ertönen lässt. Ein weiterer Apparat, der oft die erste Dampfmaschine der Welt genannt wird, lässt Wasser in einem Kessel kochen und benutzt den Dampf, um eine Metallkugel sich um eine waagerechte Achse drehen zu lassen. Der Dampf tritt im rechten Winkel zur Achse aus mehreren gekrümmten Rohren auf dem ›Äquator‹ der Kugel aus.* [* Es handelte sich also eher um einen Vorläufer der Dampfturbine, die im Industriezeitalter erst lange nach der Kolben-Dampfmaschine verwendet wurde. – Anm. d. Übers. ] Dem Entwurf nach waren diese Maschinen kein Spielzeug, doch was die Anwendungen betrifft, können sie durchaus als Spielzeug gelten. Nur der Türöffner kommt in die Nähe dessen, was wir irgendwie als praktisch betrachten würden, obwohl die Priester es wahrscheinlich ziemlich einträglich fanden, Wunder auf Bestellung vorführen zu können, und mehr praktischen Nutzen verlangen die meisten Geschäftsleute heutzutage auch nicht.
    Im Rückblick aus dem 21. Jahrhundert wirkt es erstaunlich, dass die Dampfmaschine so lange brauchte, um richtig in Gang zu kommen, nachdem alle diese Beispiele für Dampfkraft in der gesamten antiken Welt zu besichtigen waren. Zumal an mechanischer Kraft erheblicher Bedarf bestand, und zwar aus denselben Gründen, die im 18. Jahrhundert schließlich zur Geburt der Dampfmaschinen-Technologie führten: Wasser pumpen, schwere Lasten heben, Bergbau und Transport. Wir erfahren also, dass es mehr braucht als die Fähigkeit, Dampfmaschinen zu bauen , selbst im Verein mit einem deutlichen Bedarf an derlei, um eine Dampfmaschinenzeit auszulösen.
    Und so holperte die Dampfmaschine einher, ohne jemals völlig zu verschwinden, aber auch ohne jeden Durchbruch. 1120 verfügte die Kirche in Reims über etwas, was verdächtig nach einer dampfgetriebenen Orgel aussieht. 1571 beschrieb Matthesius in einer Predigt eine Dampfmaschine. 1519 schrieb das französische Akademiemitglied Jacob Besson über die Erzeugung von Dampf und seine mechanische Anwendung. 1543 soll der Spanier Balso de Garay Dampf als Antrieb für ein Schiff vorgeschlagen haben. Leonardo da Vinci beschrieb eine dampfgetriebene Kanone, die eine schwere Metallkugel schleudern konnte. 1601 entdeckte Florence Rivault, Kammerherr von Henry IV., dass eine metallene Bombenhülle explodierte, wenn man sie mit Wasser füllte und erhitzte. 1615 schrieb Salomon de Caius, Ingenieur unter Louis XIII., von einer Maschine, die mithilfe von Dampf Wasser hob. 1629 … Aber Sie haben den Gedanken schon erfasst. Es ging so weiter, immer wieder erfand jemand die Dampfmaschine – bis 1663.
    In jenem Jahr erfand Edward Somerset, Marquis of Worcester, nicht nur eine dampfgetriebene Maschine zum Heben von Wasser: Er ließ sie zwei Jahre später bauen und in Vauxhall (heute ein Teil von London, damals nahe vor der Stadt) aufstellen. Das war wahrscheinlich die erste echte Anwendung von Dampfkraft für ernste, praktische Zwecke. Es existiert keine Zeichnung der Maschine, aber ihre allgemeine Form hat man aus den noch vorhandenen Lagervertiefungen in den Mauern von Raglan Castle abgeleitet, wo sie installiert war. Worcester hatte vor, eine Gesellschaft zur Nutzung der Maschine zu gründen, brachte das Geld dafür aber nicht zusammen. Seine Witwe unternahm den gleichen Versuch und scheiterte ebenso. Da haben wir also eine weitere notwendige Zutat für eine Dampfmaschinenzeit: Geld.
    In mancher Hinsicht war Worcester der wahre Schöpfer der Dampfmaschine, doch ihm wird wenig Ehre zuteil, weil er der allgemeinen Welle gerade um ein winziges Stück voraus war. 1683 baute Sir Samuel Morland dampfgetriebene Pumpen für Louis XIV.,

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