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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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Wochen in eine geostationäre Umlaufbahn in rund 35 000 km Höhe bringt. Solche Maschinen können angetrieben werden, indem man mit ihrer Hilfe wertvolles Planetoiden-Material zur Erde herabbefördert oder indem man (im Fall der Bolas) sie wie eine Gartenschaukel ›aufschwingt‹, wozu man Motoren in der Mitte benutzt, die mit Sonnenlicht betrieben werden und die Kabinen der rotierenden Bolas im richtigen Rhythmus heranziehen oder weiter nach außen lassen.
    Wenn wir erst einmal die riesigen Anfangsinvestitionen getätigt haben, die zum Bau einer solchen Vorrichtung erforderlich sind, wird die Raketentechnik größtenteils überflüssig, ebenso wie Zugtiere dem Verbrennungsmotor weichen mussten. Man kann natürlich keine fünfhundert Pferde vor eine große Kanalzille spannen, weil auf dem Treidelpfad nicht genug Platz wäre – aber ein Schiffsmotor von 500 PS ist etwas ganz anderes. Natürlich würde eine Rakete viel zu viel Treibstoff verbrauchen, um als brauchbare Methode dienen zu können, Güter und Menschen en masse in die Umlaufbahn zu befördern – aber das ist nicht die einzige Möglichkeit, sie dorthin zu bringen. Ja, die Newtonschen Gesetze müssen immer noch befolgt werden, und man muss ›bezahlen‹, um alles zu bewerkstelligen, und es kostet immer noch genauso viel Energie, Menschen in die Umlaufbahn zu bringen. Aber niemand bezahlt mehr, wenn die Apparatur erst einmal vorhanden ist. Wenn Sie das nicht glauben, fahren Sie mit dem Lift in einem Wolkenkratzer hinauf und beobachten Sie, wie sich die Gegengewichte abwärts bewegen und zum Erdboden zurückkehren. Und dann , damit Sie es ein für allemal kapieren, gehen Sie die Treppe hinauf.
    Die Textverarbeitung, die wir benutzen, um dieses Buch zu schreiben, ist, sinnbildlich gesprochen, ein Weltraumlift im Vergleich zu einer mechanischen Schreibmaschine. (Erinnern Sie sich noch an die? Vielleicht nicht.) Ein modernes Automobil ist ein Weltraumlift im Vergleich zu einem Ford Model T oder einem Austin-7, die ihrerseits Bolas waren, wenn man die Dampfwagen der 1880er Jahre mit Raketen vergleicht. Denken Sie an die Investitionen, die in das viktorianische Eisenbahnsystem gesteckt wurden, in die Kanäle – und vergegenwärtigen Sie sich dann, wie diese gewaltige Investition die Regeln veränderte, sodass spätere Generationen alles Mögliche tun konnten, was ihren Vorfahren verwehrt war. Der Viktorianismus war also keine Situation, er war ein Prozess. Ein rekursiver Prozess, der sich selbst neue Regeln und neue Fähigkeiten schuf, indes vorangegangene harte Arbeit und Innovation neues Kapital, neues Geld und neue Investitionen hervorbrachten. Die neuen Armen, sosehr sie auch unterdrückt wurden, waren viel besser dran als zuvor die Armen auf dem Land. Ebendarum strömten die Menschen in die Städte, wo ihr Leben trotz der von Dickens geschilderten Härte leichter und kurzweiliger war als das Leben, das sie in ihren Dörfern geführt hatten. Die neuen Stadtbewohner lieferten ein Reservoir an Arbeitskraft, mit dem man neue Industrien aufbauen konnte. Sie lieferten auch eine nützliche Verbraucherbasis. Jene Arbeiterhäuser, die man in den Vororten vieler Städte noch heute findet, waren nicht nur Behausungen für die ausgebeutete Arbeitskraft; sie waren auch eine Quelle neuen Reichtums für den jungen Aristokraten, der, von der Goldküste zurückgekehrt, in Manchester eine Konservenfabrik eröffnet hatte. Er hatte gesehen, welche Soßen man auf Madagaskar oder in Goa machte, und glaubte, er könnte sie Arbeitern zu ihrer Wurst und ihrem Speck verkaufen.
    Stellen Sie sich ihn einen Augenblick lang vor, vielleicht einen vertrottelten Adligen, der dreißig Mann beschäftigte, die die tropischen Früchte für seine Soßen mischten und in großen gusseisernen Fässern kochten. Die Fässer waren in Sheffield hergestellt und mit Zillen durch Kanäle transportiert worden, woran vielleicht fünfzig Arbeiter etwas verdient hatten, die zunächst die Fässer und die Gebäude hergestellt hatten.* [* Als Jack in den Fünfzigerjahren sein Studium an der Universität von Birmingham begann, stellte die Fabrik hinter der Universität Kochtöpfe für Missionare her, genau die Sorte, die in der Karikaturen des Punch gern verwendet wurde – mit Missionaren als Zutaten, nicht als Köche, wohlgemerkt. Zweifellos hatte dieselbe Fabrik die Soßenfässer hergestellt, die ursprünglich auf Madagaskar und in Goa benutzt wurden.] Sein Konservenunternehmen unterhielt über Generationen

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