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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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Behe, die einzige Möglichkeit, eine Geißel herzustellen, bestehe darin, die gesamte Struktur vorher in der Bakterien-DNS zu codieren. Dieser Code könne sich nicht aus etwas Einfacherem entwickelt haben, da eine Geißel ›unreduzierbar komplex‹ sei. Man nennt ein Organ oder ein biochemisches System unreduzierbar komplex, wenn es versagt, sobald irgendein Teil davon entfernt wird. Behe schlussfolgerte, dass kein unreduzierbar komplexes System sich durch Evolution entwickeln könne. Das Beispiel der Bakteriengeißel wurde rasch zum Eckstein der Bewegung des ›intelligenten Designs‹, und Behes Prinzip der unreduzierbaren Komplexität wurde als unausweichliche Barriere für die Evolution komplexer Strukturen und Funktionen propagiert.
    Es gibt mehrere hervorragende Bücher, die das intelligente Design diskutieren; zwei davon haben wir weiter oben in einer Fußnote erwähnt. Man kann durchaus fairerweise sagen, dass die Gegner die Debatte mit links gewinnen – sogar in Büchern wie Erörterungen des Designs , die von den Befürwortern herausgegeben wurden. Das größere Problem der Befürworter ist vielleicht, dass Behes grundlegendes Prinzip der ›unreduzierbaren Komplexität‹ fatale Schwachstellen enthält. Bei seiner Definition gilt die Schlussfolgerung, das sich unreduzierbar komplexe Systeme nicht evolutionär entwickeln können, nur dann, wenn Evolution immer das Hinzufügen neuer Teile bedeutet. Wenn das der Fall wäre, dann ist die Logik klar. Angenommen, wir haben ein unreduzierbar komplexes System, und angenommen, es gibt einen Evolutionsweg, der zu ihm führt. Betrachten wir nun den letzten Schritt, da das letzte Teil hinzugefügt wird. Dann muss, was immer davor kam, versagt haben, kann also nicht existiert haben. Das ist absurd: Ende der Geschichte.
    Die Evolution braucht jedoch nicht unbedingt nur deutlich abgegrenzte Komponenten hinzuzufügen wie ein Fabrikarbeiter, der eine Maschine zusammenbaut. Sie kann auch welche entfernen – wie ein Baumeister, der ein Gerüst verwendet und es wieder abreißt, wenn es seinen Zweck erfüllt hat. Oder alle Teile der Struktur können sich parallel entwickeln. Beide Möglichkeiten erlauben die evolutionäre Entwicklung eines unreduzierbar komplexen Systems, weil der letzte Schritt nicht mehr von einem System auszugehen braucht, dem dieses letzte unerlässliche Teil fehlt. Er kann vielmehr von einem System mit einem zusätzlichen Teil ausgehen und es entfernen. Oder zwei lebensnotwendige Teile gleichzeitig hinzufügen. Nichts an Behes Definition der unreduzierbaren Komplexität verbietet das eine oder das andere.
    Zudem ist ›Versagen‹ ein wackliges Konzept: Eine Uhr, der die Zeiger fehlen, versagt bei der Anzeige der Zeit, aber man kann sie immer noch verwenden, um eine Zeitbombe zu zünden, oder sie an eine Schnur binden und als Lot benutzen. Organe und biochemische Systeme verändern im Lauf der Evolution oft ihre Funktionen, wie wir soeben im Zusammenhang mit dem Auge gesehen haben. Eine befriedigende Definition der ›unreduzierbaren Komplexität‹ – eine, die wirklich eine Barriere für die Evolution bildet – ist bisher nicht einmal vorgeschlagen worden.
    Wie Kenneth Miller in den Erörterungen des Designs schreibt: »Die große Ironie der immer größeren Bedeutung, die der Geißel als Ikone der Anti-Evolutions-Bewegung zugeschrieben wird, liegt darin, dass die Forschung ihren Status als Beispiel für unreduzierbare Komplexität so gut wie augenblicklich vernichtet hat, nachdem das Beispiel zum ersten Mal verkündet wurde.« Wenn man Teile aus der Geißel entfernt, ›versagt‹ sie trotzdem nicht . Die Grundlage des Bakterienmotors hat bemerkenswert viel Ähnlichkeit mit dem System, welches Bakterien benutzen, um andere Bakterien anzugreifen, dem ›Typ-III-Sekretionssystem‹. Hier also haben wie die Grundlage für einen durchweg sinnvollen und plausiblen Evolutionsweg zur Geißel, auf dem tatsächlich Proteinkomponenten hinzugefügt werden. Wenn man sie wieder entfernt, bekommt man keine funktionsfähige Geißel – aber man bekommt ein funktionierendes Sekretionssystem. Die Fortbewegungsmethode der Bakterien kann sich ohne weiteres aus einem Angriffsmechanismus entwickelt haben.
    Man muss den Verfechtern der intelligenten Designs zugestehen, dass sie derlei Debatten ermutigen, aber sie haben ihre Niederlage noch nicht eingestanden, obwohl ihr ganzes Programm auf unsicheren Fundamenten ruht und im Begriff ist einzustürzen. Die Kreationisten,

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