Darwinia
gibt Regen.
PS. Mit Hilfe der ›marsianischen Maultiere‹ können wir die zusammenlegbaren Motorbarkassen an den Kaskaden vorbeischaffen – raffinierte Leichtkonstruktionen aus weißer Eiche und Michigan-Kiefer, sechzehn Fuß lang, mit wasserdichtem Stauraum und abnehmbarem Schwert – und dann wahrscheinlich bis zum Lake Constance fahren (Erasmus nennt ihn Bodensee). Die Weston bringt alles, was wir bis jetzt gesammelt und notiert haben, nach J’ville.
Preston Finch scheint mir das Gespräch mit Erasmus übelzunehmen – er guckt mich an wie ein zürnender Jehova mit Tropenhelm –, nur Tom Compton scheint beeindruckt: Immerhin spricht er neuerdings mit mir und nimmt mich nicht mehr nur Sullivan zuliebe in Kauf. Bot mir sogar einen Zug aus seiner notorischen & speichelnassen Pfeife an, was ich höflich abgelehnt habe, auch wenn uns das wieder zurückwarf – er ist dazu übergegangen, mir mit seinem Wachstuchbeutel getrockneter Blätter zu winken & dabei auf eine Weise zu lachen, die nicht gerade schmeichelhaft ist.
Wenn das Wetter mitspielt, marschieren wir morgen früh los. Die Heimat war noch nie so weit entfernt wie jetzt und das Land wird mit jedem Tag fremder.
Kapitel Neun
Caroline passte sich dem seltsamen Rhythmus von Onkel Jereds Haushalt an. Wie London und der größte Teil der heutigen Welt hatte auch das Haus ihres Onkels den Charakter eines Provisoriums. Er ging zu ungewöhnlichen Zeiten schlafen und stand zu ebenso ungewöhnlichen Zeiten auf. Häufig überließ er Alice den Laden (und immer häufiger Caroline). Sie kannte sich zunehmend besser mit Schrauben, Muttern, Winden und Nägeln und gelöschtem Kalk aus. Und dann war da noch das mäßig unterhaltsame Rätsel namens Colin Watson, das auf einem Feldbett im hinteren Teil des Ladens schlief und sich wie ein ruheloses Gespenst hinaus- und hereinschlich. In regelmäßigen Abständen nahm er am Abendessen der Pierce teil, war tadellos höflich und etwa so gesprächig wie ein Backstein. Er war hager, aß nicht viel und errötete leichter als Caroline es von einem Soldaten erwartet hätte. Obwohl die Tischgespräche von Onkel Jered manchmal ziemlich derb waren.
Lily hatte sich erstaunlich gut an die neuen Verhältnisse gewöhnt, weniger gut an die Abwesenheit ihres Vaters. Von Zeit zu Zeit fragte sie immer noch nach ihrem Daddy. »Dein Vater hat den englischen Kanal überquert«, erklärte ihr Caroline. »Er ist jetzt da, wo vor ihm noch kein Mensch war.«
»Ist er auch vorsichtig?«
»Sehr vorsichtig. Und sehr tapfer.«
Lily fragte meistens vor dem Einschlafen. Es war Guilford, der ihr immer vorgelesen hatte, ein Ritual, auf das Caroline gegen alle Vernunft ein bisschen eifersüchtig gewesen war. Guilford las Lily mit einer Ernsthaftigkeit vor, die Caroline nicht aufbrachte, weil sie mit den Büchern haderte, die Lily so gern hatte und in denen es immer nur um Feen und Monster ging. Doch Caroline übernahm die Aufgabe und brachte so viel Enthusiasmus auf, wie sie irgend konnte. Lily brauchte einfach den guten Ausgang einer Geschichte, bevor sie sich richtig entspannen, ihre Wachsamkeit aufgeben und einschlafen konnte.
Caroline fand dieses Ritual beneidenswert einfach. Allzu oft trug sie die Bürde aus Ungewissheit und Sorge bis weit in die Morgenstunden hinein.
Trotzdem, die Sommernächte waren warm, und die Luft trug einen Duft, der fremd aber nicht unangenehm war. Gewisse hiesige Pflanzen, so Jered, blühten nur bei Nacht. Caroline malte sich fremdartige Mohnblumen aus, mit schweren Blüten und betäubender Wirkung. Sie gewöhnte sich an, das Schlafzimmerfenster offen und die blumige Brise über ihr Gesicht fächeln zu lassen. Mit jeder Sommernacht fand sie leichter in den Schlaf.
Als der Juli zur Neige ging, war es Lilys Schlaflosigkeit, die darauf hindeutete, dass sich in Jereds Haus etwas verändert hatte.
Lily hatte dunkle Ränder unter den Augen. Lily stocherte wie betäubt in ihrem Frühstück herum. Lily schweigsam und verbissen am Mittagstisch, sich von Carolines Onkel wegduckend.
Caroline wollte der Sache nicht auf den Grund gehen – wollte nicht wahrhaben, dass etwas nicht stimmte, hasste die Vorstellung, es könne noch schlimmer kommen, als es ohnehin schon war. Eines warmen Abends, als Lily immer noch unruhig war, obgleich sie ihr zwei Kapitel aus ›Dorothy‹ vorgelesen hatte, wie Lily diese ewig gleichen Märchen nannte, da nahm sie all ihren Mut zusammen.
Das kleine Mädchen zog sich die
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