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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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für Senator Klassen; hatte sich vor kurzem sogar ein eigenes Apartment zugelegt (den Göttern sei Dank für dieses Almosen).
    Crane war fester Bestandteil des Sanders-Moss-Salons und konnte sich ungestraft mit Elias Vale in der Öffentlichkeit zeigen.
    Wohingegen Vales Seancen nur noch ein dünnes Rinnsal waren, die Klientel war geschrumpft und nicht mehr so betucht und selbst Eugene Randall machte sich rar.
    Randall war natürlich von dem Ausschuss vorgeladen worden, der das Schicksal der Finch-Expedition untersuchte. Vielleicht musste selbst eine verstorbene Gattin hinter derart wichtigen Belangen zurücktreten. Die Geduld der Toten war ja allbekannt.
    Trotzdem fragte Vale sich seit einiger Zeit, ob die Götter nicht ihre Lieblinge hatten.
    Er suchte Zerstreuung, wo immer sie zur Hand war. Einer von seinen Neuzugängen, eine ältliche Engelmacherin, hatte ihm die bernsteinfarbene Phiole mit Morphium nebst der in Silber getriebenen Spritze überlassen. Hatte ihm gezeigt, wie man eine Vene fand und hervortreten ließ und mit der Hohlnadel hineinstach. Der Vorgang ließ ihn abstrakt an Bienen und Gift denken. Oh, Stachel des Vergessens. Er wurde ihm zur lieben Gewohnheit.
    Als er am Landsitz von Sanders-Moss aus dem Taxi stieg, trug er die aufklappbare, hübsche Silberschatulle von der Größe eines Zigarrenetuis in der Rocktasche. Er hatte nicht vor, das Besteck zu benutzen. Doch der Nachmittag versprach nichts Gutes. Das Wetter war zu nass für den Winter und zu kalt für den Frühling. Eleanor begrüßte ihn mit einem Anflug von Nervosität – nur aus einem verschwundenen Taufkleidchen lässt sich so viel Kapital schlagen, dachte Vale – und nach dem Lunch begann ihn ein beschwipster, junger Kongressabgeordneter zu hänseln.
    »Börsentips, Mr. Vale? Sie sprechen mit den Toten, die haben doch sicher ein paar heiße Tips. Haben Tote überhaupt die Möglichkeit zu spekulieren?«
    »In diesem Distrikt, Verehrtester, wird nicht einmal gewählt.«
    »Habe ich einen wunden Punkt berührt, Mr. Vale?«
    »Doktor Vale.«
    »Und was für ein Doktor wäre das?«
    Doktor der Unsterblichkeit, dachte Vale. Im Gegensatz zu dir, du verwesendes Stück Fleisch.
    »Sie müssen wissen, Mr. Vale, ich habe rein zufällig einen Blick in Ihre Vergangenheit geworfen. Habe ein wenig recherchiert, besonders als Eleanor mir sagte, wie viel sie bezahlt hat, damit Sie ihr aus der Hand lesen.«
    »Ich lese nicht aus der Hand.«
    »Nein, aber ich wette, Sie wissen, wie man eine Bilanz liest.«
    »Das ist unverschämt.«
    Der Kongressabgeordnete lächelte schadenfroh. »Nanu, wer hat Ihnen das denn gesagt, Mr. Vale? John Wilkes Booth?«
    Jetzt lachte sogar Eleanor.
     

     
    »Das ist nicht die Gästetoilette!« Olivia, das Hausmädchen, pochte verärgert an die Tür. »Das ist die Personaltoilette!«
    Vale stellte sich taub. Das Injektionsbesteck lag aufgeklappt auf dem grün gekachelten Boden. Er ließ sich auf den Klodeckel plumpsen. Er hatte das Bergkristallfenster aufgekurbelt; ein kühler Regen spritzte herein. Die Kette des WC klopfte rastlos gegen die feuchte, weiße Wand.
    Er hatte den Rock ausgezogen, rollte den linken Ärmel hoch. Er klopfte auf die Achsel, bis sich eine Vene zeigte. Rutscht mir alle den Buckel runter, dachte er und zog ein sehr ernstes Gesicht.
    Der erste Schuss war eine Wohltat, hüllte ihn ein wie mit einer Kinderdecke, eine tiefe Ruhe überkam ihn. Die Toilette sah plötzlich verschwommen aus, als sei alles in glänzendes Transparentpapier gewickelt.
    Aber ich bin unsterblich, dachte Vale.
    Und vor seinem geistigen Auge stach Crane sich das Messer durch den Handrücken. Crane hatte eine perverse Vorliebe zur Selbstverstümmelung bewiesen. Er durchbohrte sich mit Messern, schnitt sich mit Rasierklingen, stach sich mit Nadeln.
    Na ja, Nadeln weiß ich auch zu schätzen. Kentucky-Whisky hin, Kentucky-Whisky her, es ging nichts über Morphium. Das Vergessen war verlässlicher, irgendwie umfassender. Er brauchte mehr davon.
    »Mr. Vale! Sind Sie das?«
    »Geh weg, Olivia, danke.«
    Er langte wieder nach der Spritze. Ich bin schließlich unsterblich. Ich kann gar nicht sterben. Die Konsequenzen dieser Tatsache wurden allmählich zum Problem.
    Diesmal traf die Nadel auf Widerstand. Vale drückte fester zu. Es war, als müsse er Cheddarkäse impfen. Er schien die Vene getroffen zu haben, doch als er den Kolben drückte, begann sich die Haut zu verfärben – ein massiver Flüssigkeitserguss.
    »Shit«, sagte

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