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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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zwischen den Bäumen verliefen.
    Bärenspuren.
    Man konnte häufig Bären im Nationalpark beobachten.
    So häufig, dass Campern geraten wurde, während des Schlafs keine Nahrungsmittel in der Nähe ihres Zelts aufzubewahren, wenn sie keinen Wert auf den nächtlichen Besuch eines genussfreudigen Sohlengängers legten.
    Die Bären im Parc de la Mauricie waren jedenfalls nicht aggressiv, solange man sie nicht erschreckte, und Unfälle gab es sehr selten.
    Der Bär, der vor dem Chalet im Schnee gewühlt hatte, musste ein großes männliches Tier sein, das sich auf den Winterschlaf vorbereitete. Seine Abdrücke waren noch nicht wieder vom Schnee bedeckt. Also musste er kurz zuvor hier gewesen sein. Nathan dachte, dass er ihn zweifelsohne bei einem seiner letzten wachen Abende vor dem Winterschlaf gestört hatte.
    An der Tür angelangt, griff er mit der Hand in einen Hohlraum hinter einem Balken. Mit ein wenig Glück …
    Ja, da lag der Schlüssel. Für die Menschen in Quebec waren Vertrauen zu den Nachbarn und Naivität noch nicht gleichbedeutend.
    Nathan betrat das Chalet, drehte die Sicherung hinein und schaltete den Strom ein, bevor er den Schrank im Vorraum öffnete. Es erstaunte ihn nicht, dort über zehn 45

    Paar Gummi-Überschuhe, Decken, Schneeschaufeln, Vorräte, Kerzen und Taschenlampen vorzufinden. Die meisten kanadischen Häuser waren so organisiert, dass im Falle eines Unwetters alles Überlebensnotwendige verfügbar war.
    Nathan schnappte sich eine Lampe und eine Schaufel mit breitem Blatt und ging wieder zum Steg. Jetzt spürte er die Müdigkeit nicht mehr und machte sich eifrig an die Arbeit. Sehr bald entdeckte er ein Brett, das heller war als die anderen. Die Nägel, mit denen es am Steg befestigt war, glänzten wie neu und waren nicht durch Abnutzung oder Witterung blank poliert.
    Nathan trat die Schaufel in die Fuge zwischen den Brettern und stellte sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Stiel. Knirschend löste sich die Planke aus dem Steg.
    An ihrer Unterseite war ein Hohlraum eingearbeitet, in dem sich eine Metallkassette befand. Nathan nahm sie heraus, verkniff sich, sie an Ort und Stelle zu untersuchen, und lief zurück zum Chalet.
    Er schloss die Tür hinter sich. Sein Herz schlug laut in seiner Brust, und seine Hände hörten erst auf zu zittern, als er sich auf die Couch setzte, mit dem Rücken zum großen Fenster, durch das die Nacht hereinschien.
    Die beinahe würfelförmige Kassette war sehr schwer und sicherlich aus Titan. Statt eines Schlosses war sie mit einem dunklen Glassiegel versehen, das in das Metall eingearbeitet war. Nathan begriff, dass es sich um eine biometrische Identifikationszelle handelte.
    Er hielt den Atem an und drückte seinen Daumen dagegen.
    Mit einem leisen Klicken sprang die Kassette auf.

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    in dünner, bläulicher Lichtstrahl schimmerte im E Innern und ließ das dreidimensionale Bild eines Mannes entstehen. Die Konturen wurden schärfer, und Nathan erkannte seinen Vater.
    Das Hologramm war ungefähr zehn Zentimeter hoch und so originalgetreu, dass er vor Überraschung aufschrie und den Würfel auf dem niedrigen Tisch abstellen musste, um ihn nicht fallen zu lassen.
    »Die Dinge haben sich also zum Schlechten gewendet.«
    Die Stimme seines Vaters schien aus dem Hologramm zu dringen und erweckte den Eindruck, als könne die Silhouette sprechen.
    »Das ist bedauerlich, aber das Wichtigste ist, dass du überlebt hast. Wenn ich es richtig sehe, befindest du dich im Augenblick in der Nähe des Lac du Fou. Jede Menge Fragen schwirren in deinem Kopf, und Tränen stehen in deinen Augen.«
    Nathan biss die Zähne zusammen und wartete auf die Fortsetzung. Seine Augen waren kein bisschen feucht.
    »Am besten wischst du dir sie gleich ab. Du musst viel lernen und hast nur wenig Zeit dazu. Sehr wenig Zeit.«
    Eine kurze Pause, dann:
    »Dein Leben ist in Gefahr, Nathan!«
    Seltsamerweise zeigte diese Warnung keinerlei Wirkung bei Nathan. Erstens, weil sein Vater ihm das schon 47

    in der telefonischen Nachricht mitgeteilt hatte, und zweitens, weil er es mit jeder Faser seines Körpers seit dem Moment gespürt hatte, als sich sein Elternhaus in einen rauchenden Krater verwandelte.
    »Hör mir gut zu und merk dir alles, was ich dir sage.
    Selbst wenn wir nie mit dir darüber geredet haben: Du gehörst zu einer Familie, Nathan. Zu einer Familie, deren Mitglieder über die ganze Welt verstreut leben, einer Familie, die alles Wertvolle besitzt, einer Familie, die, falls es

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