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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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furchterregende Muster auf dem grauen Pelz. Es schien ihm nicht das Geringste auszumachen. Verblüffend und lebensgefährlich schnell bewegte es sich vorwärts. Doch Nathan war schneller.
    Blitzartig löste er sich aus seiner Erstarrung, schnappte sich den Titanwürfel auf dem Tisch und schleuderte ihn schwungvoll gegen den Kopf des Monsters. Mit aller Kraft.
    Früher, als sie in Genf lebten, hatte Nathan in einer Handballmannschaft gespielt. Sein geradliniger, teuflisch präziser Wurf war schnell berüchtigt gewesen, und es gab nur wenige Torhüter, die ihn abwehren konnten. Der Metallwürfel traf den Werwolf mit einer Wucht zwischen die Augen, die jeden niedergestreckt hätte. Doch das Monster schlingerte nur leicht.
    Nathan rannte los. Er dachte nur noch an Flucht.
    Hinter sich hörte er ein erschreckend wildes Gebrüll und noch schrecklichere Schritte. Den Werwolf auf den Fersen, hastete Nathan die Treppe zum oberen Stockwerk hinauf und stürzte ins Zimmer.
    Die Tür schlug zu.
    Er fand gerade noch Zeit, sie zu verriegeln, als das mas-sige Monster mit gewaltigem Getöse dagegen krachte.
    Der dicke hölzerne Riegel war wesentlich stabiler als die 51

    Scheibe im Wohnraum. Hier kam das Monster nicht durch. Hier nicht.
    Fünf scheußliche Krallen bohrten sich durch die Tür, als sei sie aus Pappe. Sie zogen sich wieder zurück, um erneut dagegen zu donnern. Und schlugen dabei ein tellergroßes Loch hinein. Nathan blickte sich hilflos um.
    Ein Bett, eine Kommode, ein Kleiderschrank, nichts, absolut nichts hier war zu Verteidigungszwecken zu gebrauchen.
    Ein weiterer Schlag erschütterte die Tür. Noch ein, zwei solcher Schläge, und das Monster würde im Raum stehen.
    Mit äußerster Willenskraft zwang sich Nathan, Ruhe zu bewahren. Auch wenn es angeblich keine Werwölfe gab – dieser hier wollte ihm jedenfalls ans Leder, und das würde ihm im nächsten Moment auch gelingen. Es sei denn … Plötzlich flog die demolierte Tür aus den Angeln und schlug auf den Fußboden. Das Monster machte einen Satz ins Zimmer.

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7
    haé fuhr sich müde mit der Hand übers Gesicht. Sie S hatte Durst. Unstillbaren Durst. Als wären selbst die kleinsten Zellen ihres Körpers ausgetrocknet. Es war jedes Mal ein entsetzliches Gefühl, wenn sie gegen das Etwas in ihr ankämpfte. Das Etwas. Wie oft war sie mit ihm schon aneinandergeraten? Wie oft würde sie ihm noch die Stirn bieten können? Jeder Sieg war schwieriger als der vorhergehende und ließ sie erschöpft zurück.
    Und durstig.
    Es hatte einige Zeit gedauert, bis sie sich von der Auseinandersetzung mit den vier Jungs wieder erholt hatte.
    Nein, das war es nicht. Sie waren nicht wichtig.
    Es hatte gedauert, bis sie sich von der Anstrengung, diese Verwandlung zu stoppen, erholt hatte. Sie spürte immer noch, wie das Etwas in ihr pulsierte.
    Das Etwas.
    Hört das denn niemals auf?
    »Hast du Probleme?«
    Die Frage, fast geflüstert, riss Shaé aus ihren Gedanken. Samia saß neben ihr und beobachtete sie freundlich.
    Sie waren keine Freundinnen, Shaé hatte keine, aber von allen Mädchen der Klasse war Samia die Einzige, die ihr nicht gleichgültig war.
    »Nein«, antwortete sie im gleichen Tonfall, »alles in Ordnung.«

    53

    »Bist du sicher? Du siehst nämlich ganz schön gestresst aus.«
    »Schon gut, lass mal. Ich warte nur, dass diese blöde Stunde endlich vorbei ist.«
    Samia kicherte.
    »Glaubst du vielleicht, das geht nur dir so?«
    »Samia, bitte!«
    Die Stimme von Madame Janon, der Sozialkundeleh-rerin, war so schneidend, dass Samia die Lust zu quat-schen verging.
    Shaé drückte sich in ihren Stuhl. Sie wartete auf das Ende der Stunde. Sie wartete darauf, dass ihr Durst nachließ, dass das Etwas Ruhe gab. Wartete darauf, dass ihr Leben einen Sinn bekam. Würde das Warten irgendwann ein Ende haben?

    ***

    Gemeinsam mit einer Horde Schüler verließ Shaé um siebzehn Uhr eilig das Gymnasium. Sie ging zu ihrem Roller und startete den Motor. In dem Moment bemerkte sie, dass der Tank fast leer war und sie kein Geld mehr hatte.
    Samia hatte ihr erst kürzlich welches für eine Tankfüllung geliehen, und sie hatte ihr die Schulden gerade von ihren letzten Euro zurückgezahlt. Sie würde bei ihrem Pflegevater um einen Vorschuss betteln müssen, den er ihr, wenn er gut gelaunt war, auch genehmigte. Anson-sten hieß Spritmangel: bis zum Monatsende zu Fuß gehen.
    Sie saß auf ihrer Maschine und schlängelte sich mühe-54

    los durch den dichten Verkehr. Vitrolles war eine

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