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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Stelle, wo die Marbeln herumlungern mussten, und ergänzte: »Zu den üblichen Konditionen, versteht sich.«
    »Kannst du nicht mal für einen Moment ernst bleiben?«, sagte Mira verärgert. »Der Weltenbaum ist verschwunden. Etwas Schlimmeres hätte gar nicht passieren können!«
    »Tja, kleine Jägerin, erst wenn etwas Außergewöhnliches geschieht, erkennen wir, dass diese Welt uns fremd ist«, sprach Jadamon. »Wir sind beide hier gestrandet – mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich mit der Welt bereits ein paar Jahrtausende länger auseinandersetze.«
    Mira erschauderte leicht und blickte über die Dächer der Stadt hinab auf das Meer, das im Mondlicht glitzerte. »Was hat es mit diesem Botentier auf sich?«, fragte sie. »Ich meine, wem überbringt Amber denn überhaupt Botschaften? Den Leuten, die dem Nebethaum eine Frage stellen?«
    »Den beiden …« Jadamon deutete mit dem Zeigefinger der rechten Hand in die Höhe und mit dem der linken Hand zu Boden. »Den beiden … nun, wie soll ich dir das erklären?«
    »Wie jemandem, der keinen blassen Schimmer hat«, gab Mira zurück.
    »Gar nicht so einfach«, gestand Jadamon und blickte das Mädchen nachdenklich an. »Wie alt bist du?«
    »Ein Orakel sollte das eigentlich wissen«, sagte Mira. Als Jadamon weiterhin schwieg, seufzte sie: »Vierzehn Jahre, drei Monate und elf Tage.«
    »Du zählst die Tage?«
    »Ich könnte stattdessen auch Nachtmarbeln dressieren.«
    Jadamon ließ ein leises, amüsiertes Lachen hören. »Nun, dann bin ich fast dreihundertmal so alt wie du«, sagte er. »Aber gut, ich will es trotzdem versuchen.« Er blickte hinauf in den Nachthimmel, als könne er die Erklärung in den Sternen lesen, dann sagte er: »Jeder lebendige Weltenbaum beherbergt zwei Schöpfungstiere, eines unter seinen Wurzeln und eines in seiner Krone. Von Natur aus sind die beiden sich spinnefeind, reden aber trotzdem miteinander. Allerdings nicht persönlich, denn dazu sind sie viel zu eitel. Jeder Weltenbaum besitzt daher ein Botentier, das die Nachrichten zwischen den beiden rauf und runter transportiert.«
    »Was denn für Nachrichten?«
    »Nun, eigentlich nur überflüssiges Zeug. Gehässigkeiten.«
    »Sie beleidigen und beschimpfen sich?«, staunte Mira. »Die ganze Zeit über?«
    »Das Aion wird sich schon etwas dabei gedacht haben«, sagte Jadamon ausweichend.
    Mira zog unzufrieden ihr Kinn an die Brust. Kein Zweifel, Jadamon wusste mehr über diese Tiere, als er zugeben wollte. Aus irgendeinem Grund schien dem Orakel die Sache jedoch unangenehm zu sein.
    »Wie auch immer«, fuhr er fort, »die Weltenbäume bilden die Brücke zwischen allem Irdischen und dem Aion. Verschwindet oder stirbt einer von ihnen, nimmt er die Lebenskraft seiner Welt mit sich.«
    »Dann gibt es außer dem Nebethaum noch andere …«
    »Keine lebendigen, Mira«, dämpfte Jadamon die Hoffnung des Mädchens. »Denn auf jeder Welt darf nur ein einziger Weltenbaum gedeihen und wirken. Aber offenbar ist selbst das jemandem zu viel …«
    »Was meinst du damit?«
    Jadamon schüttelte träge seinen Kopf. »Stell dir einfach mal vor, die Welt selbst wäre ein unfassbar großer Baum«, begann er. »Und stell dir vor, das Aion wäre das Tier in der Baumkrone …«
    »Dann müsste folglich noch ein zweites Tier existieren, das so mächtig ist wie das Aion, aber unter den Wurzeln lebt«, vollendete Mira das Gedankenspiel.
    »Eine ausgleichende Kraft«, nickte Jadamon. »So ist es.«
    »Und lass mich raten: Die beiden sind sich spinnefeind und reden nicht miteinander.«
    »Ganz genau.«
    Mira verstand plötzlich, worauf Jadamon hinauswollte. »Dann brauchen wir etwas, das zwischen ihnen vermittelt – bevor alles aufhört zu existieren. Ein Botentier!«
    »Oh, sicher kein Tier«, beteuerte Jadamon.
    »Was dann?«
    »Das weiß ich nicht. Niemand außer dem Aion weiß das.«
    Mira biss sich wieder auf die Unterlippe. »Wie viele Weltenbäume gab es denn?«
    Der Schatten winkte müde ab. »Diese Welt ist alt«, wich er aus. »So alt, dass über die alten Bäume nur noch Legenden erzählt werden.«
    »Wie viele?«
    Jadamon schwieg eine lange Zeit und betrachtete die drei silbernen Blätter. »Sieben, Mira. Aber sie sind schon lange tot …« Er sah das Mädchen eindringlich an, dann fragte er: »Willst du mir nicht endlich erzählen, wie alles begonnen hat, kleine Menschenfrau? Es ist doch kein Zufall, dass es dich in diese verrückte Stadt verschlagen hat.«
    Mira atmete hörbar ein und aus. Dann

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