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Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Klingel drückte, bemerkte er rechts vom Eingang eine grell gemusterte Hundeleine und wunderte sich. Wie auch immer, er würde jetzt das Buch abgeben, sein Geld in Empfang nehmen und dann nach Wien abreisen. Die Geschichte hatte nun wirklich lange genug gedauert. Endlich ertönte der dezente Türsummer. Er war noch gar nicht eingetreten, da rief eine Stimme schon: »Kommen Sie, Nikolai!«
    Er durchquerte den kleinen Innenhof, auf dem gerade Pflasterarbeiten durchgeführt wurden, und betrat durch eine offene Tür einen riesigen beleuchteten Raum, der mit Versteinerungen aller Art und großen Ausstellungsstücken vollgestopft war. An der Wand bemerkte er einen mindestens zwei Meter großen Fischsaurierschädel, der über einem Glaskasten hing. Als er genauer hinschaute, erkannte er in dem Kasten eine leibhaftige ägyptische Mumie. Am Ende des Raums sah er eine Person hinter einem massiven Schreibtisch stehen.
    Eine alte Stehlampe erhellte den Arbeitsbereich, der mit architektonischen Zeichnungen und Skizzen bedeckt war. Sein Auftraggeber war gerade damit beschäftigt, Blätter auf die Seite zu räumen, sodass Nikolai Gelegenheit hatte, ihn unauffällig zu betrachten.
    Irgendwie hatte er sich sein Gegenüber anders vorgestellt. Nicht immer lernte man sich ja in diesem Geschäft persönlich kennen. In der Regel diente die Anonymität vor allem der Sicherheit beider Geschäftspartner. Mit dem Auftrag wurde eine Anzahlung überwiesen, der Restbetrag folgte dann später auf ein Konto nach seinen Angaben. Damit war für ihn normalerweise die Sache beendet, doch diesmal war es für Nikolai eine Frage der Ehre, den Auftraggeber persönlich aufzusuchen. Immerhin war ihm das Ding zwei Mal aus dem Ruder gelaufen, und fast hätte ihn die deutsche Polizei in Nürnberg erwischt.
    »Setzen Sie sich, Nikolai«, sagte sein Gegenüber und bot ihm einen Stuhl an. Beide nahmen Platz.
    »Nun, da Sie ohne weiteren Anruf gekommen sind, kann ich davon ausgehen, dass Sie das Buch gefunden haben?«, fragte sein Auftraggeber und machte eine erwartungsvolle Pause.
    Wortlos griff Nikolai in die Innentasche seines Leinensakkos und holte das immer noch zusammengeknotete Bündel heraus.
    »Hier«, sagte er und legte es auf den Schreibtisch. Sein Gegenüber nahm eine Schere aus der Utensilienablage des Architektentischs und schnitt die Schnur des Einbands durch. Als er die Schutzhülle aus Butterbrotpapier abgewickelt hatte, kam ein Tagebuch mit hellbraunem Einband zum Vorschein. Auf der offenen Seite wurde es von einer kleinen Lasche mit Messingknopf zusammengehalten.
    Der Mann nickte und legte das Buch zurück auf den Tisch. Dann bückte er sich und holte einen Aktenkoffer aus Aluminium aus einem Schreibtischfach hervor. Wortlos stellte er ihn auf die Tischplatte, und Nikolai nahm ihn an sich.
    »Wollen Sie das Buch nicht öffnen?«, fragte er verwundert.
    »Nein, wozu denn? Ich weiß ja, was drinsteht. Wollen Sie nicht Ihren Koffer öffnen?«, fragte er im Gegenzug.
    Nikolai lächelte mit schmalen Lippen. »Nein, wozu? Ich weiß ja, was drin ist«, antwortete er mit einem Anflug von Humor.
    Der Mann lächelte breit. »Touché«, zollte er dem Profi Respekt für dessen Schlagfertigkeit. »Gut, dann wäre unser Geschäft beendet. Ich habe zwar keinen Wodka, um den Erfolg zu besiegeln, aber ein gutes fränkisches Bier dürfte ja wohl auch genügen.«
    Nikolai war keineswegs überrascht über das Angebot. In Russland wurden Geschäfte immer mit einem guten Wodka abgeschlossen. Nicht selten wurden auch sehr offenherzige Damen angemietet, um den Deal sozusagen abzurunden. Auch in Deutschlands großen Firmen wie VW oder Siemens waren solche Geschäftspraktiken ja inzwischen nicht mehr unüblich, wie er im Fernsehen gesehen hatte, deshalb griff Nikolai gerne nach dem bereits gefüllten Krug, den ihm der Mann hingestellt hatte. Sich selbst schenkte dieser gerade ein.
    »Na zdrowje« , sagte Nikolai, als er das Bier zum Gruß hob, und nahm dann einen tiefen Schluck. Es schmeckte wirklich hervorragend.
    »Was ist das für ein Stein?«, fragte er den Mann, der seinen Krug neben einem Sandsteinquader von circa vierzig Zentimeter Kantenlänge abstellte.
    Die Augen des Mannes begannen zu leuchten. In schwärmerischem Ton sagte er: »Das ist der Stein von Dendur. Der Schlussstein aus der Vorderfront eines ägyptischen Tempels, der inzwischen im Metropolitan Museum in New York steht. Dorthin geht er auch in den nächsten Wochen zurück, aber dafür kriegen wir von

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