Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
Vom Netzwerk:
Tür der Michaelskirche ins Schloss fallen und nur wenig später ein Auto so schnell starten, dass der Kies spritzte. Einige Sekunden lang traute sich niemand, etwas zu sagen.
    »Scheiße«, meldete sich dann Lagerfeld.
    »Wer war das denn?«, wunderte sich Professor Habermehl. »Von einem Mörder hatten Sie mir ja gar nichts erzählt.«
    Bevor er sich noch weiter über zu lasche Informationsübermittlung beschweren konnte, hörte man erneut, wie die Tür der Kirche geöffnet wurde.
    »Das war’s«, sagte Newman, der noch benommen am Boden lag. »Er hat sich’s doch noch anders überlegt und macht jetzt mit uns allen Tabula rasa.« Dann lachte er irre auf. Hatte der Horror denn niemals ein Ende?
    Hallende Schritte näherten sich dem Beichtstuhl. Haderlein versuchte durch das enge Gitter irgendetwas zu erkennen, aber es war nun endgültig zu dunkel.
    »Wer ist da?«, rief er in der Hoffnung, dass es nicht Nikolai, sondern ein Tourist oder Kirchenangehöriger war. Die Person antwortete nicht, dafür kamen ihre Schritte direkt auf das enge Gefängnis zu und verstummten direkt davor. Man hörte ein metallisches Klicken. Sie machte sich an den Handschellen zu schaffen.
    »Na, da steckt die Bamberger Polizei ja wieder in ziemlichen Schwierigkeiten, was?«, tönte eine basslastige Stimme plötzlich durch die Dunkelheit.
    »Mensch, Hannes, wo kommst du denn her?«, begrüße Haderlein hocherfreut den Kollegen, und Augenblicke später öffnete sich der Beichtstuhl.
    Im Überschwang der Erleichterung machte Newman Anstalten, Driesel zu küssen, was dieser jedoch zu verhindern wusste.
    »Wir hatten das Buch schon. Dank Dr. Habermehl hatten wir es gefunden. Aber Nikolai Dassajew …«
    »… ist abgekochter, als die Polizei erlaubt«, beendete Driesel den Satz. »Ich weiß, ich habe gesehen, wie er draußen weggefahren ist.«
    »Wie? Du hast es gesehen und nichts unternommen?«, rief Haderlein ungläubig.
    »Doch, natürlich«, beruhigte Driesel seinen alten Kollegen. »Aber kann ich dir das vielleicht draußen erklären? Hier drinnen kann man ja die eigene Hand vor Augen nicht mehr erkennen.«
    »Da hast du recht«, gab Haderlein zu, und alle begaben sich nach draußen.
    »Und bevor hier doch noch Menschen zu Schaden kommen, verschwinden die Zivilisten jetzt erst mal von der Bildfläche«, befahl Haderlein. »Sagen Sie, Herr Professor, könnten Sie unseren Doktor hier vielleicht bis morgen bei sich aufnehmen? Wird bestimmt nett – so unter Rauchern.«
    Doch Habermehl reagierte nicht, mit seinen Gedanken war er immer noch bei dem gerade Erlebten. Wortlos drückte Haderlein ihm seinen Autoschlüssel in die Hand.
    »Keine Zeit für Diskussionen, Habermehl, Abmarsch!«, bedeutete er ihm. »Nehmen Sie Newman einfach mit.«
    »Aber ich habe doch keinen Führerschein«, protestierte jetzt der Professor.
    »Dann soll der Doktor eben fahren, in Gottes Namen«, forderte Haderlein ungeduldig. »Und jetzt los!«
    Sogleich wandte er sich an Driesel.
    »So, und nun zu dir, du Superbulle. Du hast Dassajew also einfach wegfahren lassen? Na, das nenn ich gründliche Polizeiarbeit. Und was machen wir jetzt? Das Buch ist weg, der Mörder ist weg … Sollen wir jetzt einfach alle auf die Sandkerwa und uns betrinken, oder wie stellst du dir das vor?« Franz Haderlein war echt sauer. Auf Driesel, auf die Welt, auf sich und seine naive Vorgehensweise – einfach sauer. Das hier war die Champions League des Verbrechens, und er hatte das Spiel gerade verloren. Superklasse.
    »Bevor du dich weiter aufregst, setzt euch erst mal in meinen Wagen, okay?«
    Da Haderlein keine alternativen Ideen vorzuweisen hatte, nahm er auf dem Beifahrersitz des BMW s Platz, nicht ohne die Tür laut und deutlich zuzuknallen. Bei Kollege Lagerfeld ging das gleiche Prozedere wesentlich geräuschärmer vonstatten.
    »Irgendwelche Ideen?«, fauchte Haderlein Richtung Windschutzscheibe. Er konnte und wollte nicht akzeptieren, von diesem Mörder sauber abgeledert worden zu sein.
    »Jetzt reg dich erst mal ab und schau dann her«, sagte Hannes Driesel in seiner ruhigen, sonoren Seemannsstimme. Dann tippte er irgendwas ins Dunkel des Armaturenbretts. Sofort flammte mit einem hellen Ping der Bildschirm eines Navigationsgeräts auf. Auf dem Display sah man einen roten Pfeil, der sich auf einer Straße bewegte.
    »Was soll das denn schon wieder? Machen wir jetzt Schnitzeljagd, oder was?«, äußerte sich Lagerfeld von der Rückbank. Auch er hatte von der misslungenen Aktion die

Weitere Kostenlose Bücher