Das Alabastergrab (Krimi-Edition)
in den Hosentaschen seines anthrazitfarbenen Anzuges.
»Du kennst doch die Gründe. Das Thema ist gegessen.« Er wandte sich ihr wieder zu und blickte sie aus eisblauen, kalten Augen an. »Ich kann dir eine Karriere an meiner Seite anbieten, aber nicht das, was du schon wieder andeutest, Gabi.«
Sie wischte sich ihre kleine Träne von der Backe und richtete ihr Kleid. »Gut, dann sehen wir uns morgen beim Frühstück.« Gefasst hielt sie noch einem Moment seinem Blick stand, dann verließ sie das Zimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Der Umweltminister ließ sich seufzend auf sein Bett fallen. Er blätterte die Rede nochmals durch und musste ab und an anerkennend pfeifen. Das Mädel hatte wirklich Talent. Donnerwetter. Wirklich zu schade, dass sie ansonsten nicht zu gebrauchen war, dachte er sich und grinste. Frauen waren schließlich nicht zum Vergnügen auf dieser Welt. Jedenfalls nicht für ihn. Er legte die Mappe zur Seite und holte eine Flasche Rotwein und zwei Gläser aus seinem Koffer. In ein paar Stunden würde er mit dem Ministerpräsidenten das Manuskript bereden, nahm er sich vor, während er die zwei Gläser füllte. Wahrscheinlich würde der wieder erst einmal geschockt über das Ansinnen seines Umweltministers reagieren, aber im Endeffekt den Plan gutheißen, da war er sich sicher. Provokation war schon immer eine seiner Stärken gewesen. Sein ursprüngliches Thema von gestern war jedenfalls für immer vom Tisch. Gestorben mit Edwin Rast.
Er hob sein Glas. »Ein Hoch auf deinen Abgang, Edwin«, murmelte er leise und nahm einen Schluck.
Wenige Minuten später stellte Schleycher die beiden Gläser auf den Nachttisch, holte sein Handy heraus und wählte eine Kurzwahltaste. »Du kannst jetzt kommen«, flüsterte er leise in das Telefon. Ein lüsterner Ausdruck schlich sich in seinen Blick, und seine Mundwinkel begannen ungeduldig zu zucken. Er verdunkelte das Zimmer und ließ nur die verhängte Lampe am Spiegel brennen. Im diffusen Dämmerlicht öffnete sich bald darauf die Tür zu seinem Zimmer, und eine schlanke, dunkle Gestalt schlüpfte elegant und leise hindurch.
*
Kriminalhauptkommissar Haderlein war auf dem Weg ins Büro. Sein Fiat Multipla überquerte gerade die Pfisterberg-Brücke, welche die Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg überspannte. Links unten konnte er den Bamberger Bahnhof im Morgennebel erkennen. Wenig später stellte er seinen Sechssitzer auf dem Parkplatz vor der Dienststelle ab. Er hatte sich schon des Öfteren dumme Sprüche über seinen Wagen anhören müssen, aber der hatte nun mal einfach drei Sitze vorne, und das war unleugbar praktisch. Er wollte das Auto so lange fahren, bis es unter ihm zusammenfiel – allen Spötteleien über die ungewöhnliche Form zum Trotz. Leider wurde das Modell nicht mehr gebaut, sonst hätte er sich schon längst ein neues angeschafft, und während er Riemenschneider aus dem Fußraum des äußeren Beifahrersitzes hob, dachte er, dass sie das bestimmt ganz genauso sah.
Heute Morgen war eine große Dienstbesprechung anberaumt worden, in der das Team das weitere Vorgehen festlegen musste. Es gab etliches zu recherchieren, und Scheidmantel musste ja auch noch verhört werden. Haderlein hatte sich durchgerungen, Lagerfeld erneut von der von ihm angedrohten Autopsie zu befreien. Hoffentlich hatte sich seine Beule schon zurückgebildet. Schmunzelnd musste er an den gestrigen netten Abend denken. Das Verhältnis zwischen ihm und Lagerfeld war nun auf der Ebene angekommen, auf der er es haben wollte. Sein Kollege hatte verstanden, was er von ihm erwartete.
Der Hauptkommissar fuhr sich mit der linken Hand durch die angegrauten Haare und lenkte mit der anderen Riemenschneider die Treppe zum Büro hinauf. Und dann stand ihm ja noch die Pressekonferenz mit Fidibus bevor.
»Einen schönen guten Morgen«, rief er, während er Riemenschneider den Vortritt ins Büro ließ. Lagerfeld war auch schon anwesend und lächelte ihm etwas verkatert zu.
Der Hauptkommissar schritt zuerst an Honeypennys Schreibtisch und gab ihr wie üblich einen Gutenmorgenkuss auf die Backe. Dann reichte er ihr Riemenschneiders Leine, die sie sofort am Schreibtisch festband. »So, Herrschaften, große Planungssitzung«, rief er voller Tatendrang und klatschte laut in die Hände. Dann stutzte er und blickte in Richtung Chef-Büro. Alles dunkel. Dabei war Fidibus normalerweise doch immer der Erste im Büro. Fragend blickte der Einsatzleiter zu Honeypenny hinüber.
»Er wird heute
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