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Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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sich der bayerische Umweltminister Kolonat Schleycher im Moment aufhält, und einen Termin mit ihm ausmachen. Eigentlich sollte er sich auf Kloster Banz aufhalten. Und machen Sie ihm bitte klar, dass es dringend ist.«
    »Wird geritzt«, antwortete sie.
    »Danke, mein Honigbrot«, verabschiedete er sich liebevoll, bevor er auflegte.
    Soeben näherte sich die Abfahrt. In dem kleinen idyllischen Bischofsheim stieß der Hauptkommissar schon auf Ausschilderungen des Wegs zum Kloster. Bald wand sich die Straße hinter dem Städtchen steil den Berg hinauf. In Kilometerabständen waren Schilder am Straßenrand aufgestellt, die den Fahrer über die Höhe verglichen mit dem Meeresspiegel informierten. Bei achthundertsiebenundvierzig Höhenmetern schwenkte Haderlein nach links auf den gebührenpflichtigen großen Parkplatz aus und war verblüfft. Das Areal war nicht gerade klein und trotzdem schon am frühen Nachmittag mehr als gut gefüllt.
    Rechts und links von ihm strömten Menschen die restlichen Meter auf der Straße zum Kloster hinauf, sodass es vor dem Eingang zum Gedränge kam. Auf der Sonnenterrasse mit bombastischem Ausblick reihten sich zahlreiche Biertischgarnituren aneinander, die bereits ausnahmslos besetzt waren. Allerlei Volk war unterwegs: Das Publikum reichte von Rentnern über Wallfahrer, Mountainbiker bis hin zu Familien und Wanderern. Unter den Besuchern schienen nicht wenige Ausländer zu sein. Haderlein konnte Englisch, Belgisch und andere europäische Sprachen ausmachen. Offensichtlich war die halbe EU hier oben vertreten.
    Als der Hauptkommissar nach Minuten der Staubewältigung endlich das Klosterinnere erreichte, staunte er nicht schlecht. Verteilt auf gleich mehrere Stuben wurde hier noch mal die gleiche Menge an Gästen verköstigt wie draußen. Derartige Menschenansammlungen kannte er eigentlich nur aus den Biergärten seiner Münchner Zeit. Allerdings war er sich sicher, für den Preis eines Münchner Weißwurstfrühstücks hier eine ganze Woche Urlaub machen zu können. Franken war ernährungstechnisch ein Billiganbieter. Eines der Hauptargumente, warum er mit seiner Frau damals in Bamberg geblieben war. Haderlein sah sich in der großen Vorhalle um. Irgendwie musste er diesen Pater Anselm finden. Als er jedoch versuchte, sich am Bierausschank vorzudrängeln, um eine Auskunft einzuholen, wurde er mit massiven Drohungen und Beschimpfungen konfrontiert. Erst als er einem schmerbäuchigen hessischen Rentner im rot karierten Hemd dezent seinen Dienstausweis gezeigt hatte, senkte dieser wieder seinen Wanderstock, um den Beamten widerwillig zum Ausschank vorzulassen.
    »Wo bitte finde ich Pater Anselm?«, fragte er höflich, aber bestimmt den Mann, der gerade eine ganze Flotte von Bierkrügen gefüllt hatte.
    »Den Anselm? Der hockt wahrscheinlich in seim Büro«, bekam er im breitesten Rhönerisch zur Antwort. »Aber ich kann net mitgelaff, weil ich muss ausschenk. Frach doch die Mädlich hinne in der Küche rechts röm.« Sogleich schien er Haderlein vergessen zu haben und befasste sich wieder voller Konzentration mit der Bierkrugbefüllung.
    Also die Frauen rechts um die Ecke fragen, übersetzte sich Haderlein erst mal das soeben Gehörte. Rechts hinter der Ecke fand er tatsächlich die Essensausgabe mit den »Mädlich«. Hier herrschte auch nicht gerade eine unhektische Stimmung, aber zumindest konnte man ihm mitteilen, wo genau sich das Büro von Pater Anselm befand. Als er am Ende eines leicht abfallenden Ganges schließlich an die Tür mit dem Schild »Anselm« klopfte, öffnete ihm ein kleiner, quirlig wirkender Mönch in brauner Kutte.
    »Was gibt’s denn?«, fragte ihn der Pater nicht unfreundlich.
    »Kriminalpolizei Bamberg, Hauptkommissar Haderlein mein Name. Ich bitte um Entschuldigung, ohne Termin in so einer stressigen Zeit hier aufzutauchen, aber es ist wirklich dringend«, legte ihm der Hauptkommissar dar. »Sind Sie Pater Anselm?«
    Der kleine Mönch mit den grauen Haaren wirkte zwar überrascht, aber nicht erschrocken. »Der bin ich«, gab er kurz zur Antwort, dann winkte er Haderlein sofort in sein Büro und bot ihm einen hölzernen Stuhl an.
    »Ganz schön was los in Ihrem Kloster«, kommentierte Haderlein das Tohuwabohu draußen und war froh, endlich wieder sein eigenes Wort zu verstehen.
    »Ach, na ja«, schmunzelte Pater Anselm. »Heute ist wie alle Tage. Ruhig wird’s nur, wenn die Straße den Berg hoch entweder verschneit oder vereist ist. Dann kommen nur noch die Wanderer

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