Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
Vom Netzwerk:
Karzinom zu diagnostizieren als bei einem lebenden Menschen, der sich tendenziell doch eher widerwillig aus Inspektionsgründen aufschneiden lässt. Pathologen, so wurde Haderlein instruiert, waren im Grunde ihres Herzens Klugscheißer und Dummschwätzer. Die gleiche Gattung Mensch wie Theaterkritiker. Wer es nicht auf die echte Bühne geschafft hatte, musste wenigstens von unten den Hauptdarstellern noch ein wenig in die Waden beißen. Und zumindest in Bezug auf Professor Siebenstädter konnte Haderlein dieser Theorie voll und ganz zustimmen.
    »Siebenstädter, ich habe im Moment wirklich keine Zeit für Ihre Spielchen«, blaffte er in Richtung Erlangen zurück. »Aber meiner Meinung nach wurde der Mann zuerst niedergeschlagen, anschließend an einen Betonpfeiler gefesselt und ist dann ertrunken. Entspricht das ungefähr Ihren Obduktionsergebnissen?«
    »Nun ja, damit haben Sie gerade ein Paradebeispiel für die typisch laienhafte Darstellung eines fachfremden Polizistenhirnes geliefert«, kam es aus der Muschel zurück.
    Dieser blasierte Affe!, kochte Haderlein innerlich vor sich hin. Nur weil er eine Koryphäe auf seinem Gebiet war, glaubte er, er könne sich hier aufblasen? Von wegen. »Ich hab’s wirklich eilig, Herr Professor«, entgegnete er, ohne den unwilligen Ton seiner Stimme zu kaschieren.
    »Also, also, Herr Haderlein, immer Eile mit Weile.« Siebenstädter lachte eingebildet. »Aber nun zum Ergebnis. Fachlich korrekt konnte ich Folgendes feststellen: Der Tote hat ein schaumiges, rötliches Extrudat in seiner Lunge sowie Strangulationsmerkmale mit petechialen Einblutungen im Gewebe. Dazu kommt ein größeres Ödem am Hinterkopf – und zwar prae mortem. Bei der Thoraxöffnung und der folgenden Organentnahme konnte ich keinerlei Anomalien irgendwelcher Art entdecken. Auch die Öffnung der Schädeldecke und die Punktierung der Blase ergaben ein negatives Ergebnis.«
    »Sehr schön, Herr Professor«, unterbrach ihn Haderlein in seinem Monolog. »Und was heißt das jetzt, was ist Ihrer geschätzten Meinung nach die Todesursache?«
    Professor Siebenstädter reagierte wie immer unbeeindruckt. »Nun, wie Sie in Ihrer kriminologischen Einfalt schon vermutet haben, mein geschätzter Herr Haderlein, wurde der Tote meines Erachtens zuerst niedergeschlagen, dann irgendwo festgebunden und ist wenig später ertrunken. Noch Fragen?«
    Wortlos legte der Hauptkommissar auf.
    Irgendwann nach seiner Pensionierung würde er Siebenstädter zum Essen einladen, sich mit ihm unterhalten, ja sogar unbefangen mit ihm scherzen, bevor er dann mit großer Befriedigung zusehen würde, wie dieser das mit Blausäure getränkte Dessert verspeiste. Ja, irgendwann …
    »Chef, ich hab da was für Sie«, unterbrach ihn Cesar Huppendorfer in seinen Träumereien und wedelte mit einem Computerausdruck herum. Haderlein ging zu seinem Kollegen hinüber, der mit seinem Bericht schon loslegte: »Das hier ist die genaue Adresse von diesem Kloster Kreuzberg. Das liegt in Bayern ganz im Norden, schon fast an der hessischen Grenze. Die Brüder gehören zu den Franziskanern und sind anscheinend ziemlich geschäftstüchtig. Die Wallfahrer wallen dort vordringlich nicht zum Beten hin, sondern zum Genuss des vorzüglichen Bieres, das dort ausgeschenkt wird.« Der Computerfreak grinste breit. »Der Leiter dort ist ein Abt namens Anselm, und das Provinzialat liegt in der Sankt-Anna-Straße in München. Dann hab ich noch in Nürnberg bei den IT -Spezialisten wegen der Datenwiederherstellung angerufen und folgende Auskunft gekriegt: Das Handy an sich ist hin.«
    »Schade«, entfuhr es Haderlein.
    »Aber«, ergänzte Huppendorfer lächelnd, »ein paar Datenblöcke auf dem Flash-Speicher scheinen noch lesbar zu sein. Sie sagen, das Wasser wäre dabei gar nicht so das Problem gewesen, sondern eher die Zersetzungen der SIM -Karte durch die Buttersäure.«
    »Buttersäure? Was denn für Buttersäure?«, nuschelte Haderlein halblaut vor sich hin.
    Huppendorfer grinste wissend. »Buttersäure ist der Hauptbestandteil von Schweiß. Der Käsefuß vom Opfer, Sie wissen doch«, fügte er erklärend hinzu. »Dieser Rast muss ganz schön geschwitzt haben. Das Silikon auf der SIM -Karte ist zwar größtenteils noch vorhanden, da die Datensicherung aber kompliziert ist, wird sich das Ganze noch eine Weile hinziehen. Aber die Kollegen in Nürnberg haben was von Telefonnummern und einer Sounddatei erzählt. Genaueres werden sie frühestens morgen wissen.«
    »Schon okay,

Weitere Kostenlose Bücher