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Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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gut gemacht, Huppendorfer«, lobte er den Kollegen. Dann nahm er ihm den Ausdruck mit der Adresse des Klosters aus der Hand und überlegte kurz.
    »Honeypenny«, rief er quer durch den Raum, »wissen Sie was? Wir schmeißen den Ablauf für heute komplett um!«
    Honeypenny blickte ihn erstaunt und fragend an. Haderlein war an sich nicht der Typ von spontanen Planänderungen.
    »Verschieben Sie die Pressekonferenz auf unbestimmt und schicken Sie eine Pressemitteilung mit dem üblichen Blabla raus. Ich fahr mal kurz in die Rhön. Aber bis heute Abend bin ich wieder da.«
    Honeypenny konnte nur noch perplex nicken. »Okay, Boss«, brachte sie dann mit einiger Anstrengung raus.
    »Und sagen Sie Lagerfeld, er soll mich anrufen, sobald er wieder da ist.« Kaum waren seine Worte verklungen, fiel die Tür schon hinter ihm ins Schloss. Eine gute Stunde Autofahrt lag jetzt vor ihm. Er stieg in seinen Fiat, legte den Zeitungsausschnitt vom jungen Novizen Schleycher auf den Beifahrersitz neben sich und machte sich auf den Weg an den nördlichsten Rand des bayerischen Bundeslands.
    *
    Lagerfeld verließ die HUK wie unter Drogen. Er schwebte über den Vorplatz und wollte gerade selig lächelnd das kleine Sträßchen zum Parkhaus hin überqueren, als sein Kurzurlaub auf Wolke sieben jäh unterbrochen wurden. Plötzlich befand er sich schräg in der Luft und landete, nachdem er einen halben Salto geschlagen hatte, unsanft auf dem Teer der an und für sich gesperrten Straße. Der Kriminalist schüttelte sich, um wieder seinen Verstand zu aktivieren. Nach kurzem Abtasten stellte er beruhigt fest, dass er so weit unverletzt geblieben war. Nur seine Hände waren aufgeschürft und die Sonnenbrille fünf Meter weiter auf die Straße geschleudert worden. Er blickte sich um. Vor seinen Füßen lag ein mittelgroßer Ghettoblaster, der in einem fort mit großer Lautstärke Schlagermusik vor sich hindudelte. Er setzte sich auf und blickte nach rechts in die Richtung, aus der er gestoßen worden war. Dort entdeckte er ein schon etwas älter aussehendes Dreigangrad auf der Straße, neben dem ein etwa fünfzigjähriger, dunkelhaariger Mann wie er auf seinem Hosenboden saß und ihn überrascht anstarrte. Dann ließ der Schockzustand nach, der Mann sprang behände auf und marschierte mit drohender Miene auf Lagerfeld zu. Der Kommissar erhob sich ebenfalls.
    »Entschuldigen Sie«, begann er die Schlichtungsverhandlung. »Ich habe Sie nicht kommen sehen. Eigentlich dachte ich, die Straße wäre gesperrt und …« Weiter kam er nicht.
    »Du blöder Depp, du blöder«, hallte es ihm entgegen. »Du glaabst wohl, du kannst mich aafach vom Fahrrad nunnerschmeißen, hä? Was glaabst denn du, was ich da mach, hä?« Der Ghettoblaster untermalte die skurrile Situation beharrlich mit deutschem Schlagergut, und die ersten Passanten blieben stehen, um sich die Szenerie zu betrachten. »Wenn du maanst, ich soll mit dem Singa aufhören, dann geht dich des fei an Scheißdreck an. Ich sing, so laut ich will und wann ich will. Bloß damit des fei amal klar is!«, brüllte er lautstark und fing gleich darauf an, lauthals zu plärren. War das nicht Heintje oder so was Ähnliches? So richtig zu erkennen vermochte Lagerfeld das Gegröle nicht. Aber eins wusste er: Es verursachte ihm Kopfschmerzen.
    »Hören Sie doch auf«, rief er, »das ist ja fürchterlich!« Er hatte das Gefühl, als würden sich seine Fußnägel aufrollen.
    Der Gesangslärm verstummte schlagartig. Von den Umstehenden war Gemurmel der Erleichterung zu vernehmen. Auch an den Gesichtsausdrücken der zufälligen Zuhörer konnte man Zustimmung ablesen.
    »Ich hab dir doch grad scho gsacht, dass dich des überhaupt nix ageht, ob ich sing oder net!«, schrie der Mann trotz allem weiter.
    »Ist ja gut, ist ja gut«, versuchte Lagerfeld ihn zu beruhigen.
    »Überhaupt nix is gut!«, brüllte ihn der völlig aufgebrachte Mann weiter an. »Ich schwadd dich jetzt!« Zielgerichtet lief er auf Lagerfeld zu. Den Umstehenden entwich ein erschrockenes Stöhnen. Eine Mutter ging sogar so weit, das Gesicht ihrer Tochter auf die Seite zu drehen.
    Lagerfeld hatte die Nase gestrichen voll. Zwei Verrückte in zwei Tagen: Das war definitiv zu viel. Er machte einen kleinen Hüpfer auf die Seite, der ausreichte, um den Schlag des Spinners ins Leere laufen zu lassen. Dann griff er sich dessen Arm, drehte ihn blitzschnell auf den Rücken und warf ihn mit dem Bauch voraus zu Boden. Lektion Nummer zwei in der Nahkampfausbildung

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