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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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beide ja nicht besonders glücklich aus«, tastete sich Haderlein
vorsichtig weiter.
    »Nun, das sind kircheninterne Angelegenheiten, Herr Kommissar«,
wehrte Griebel ab, »andererseits ist es auch nicht von so großem Belang, als
dass ich Ihnen diese Informationen vorenthalten müsste. Ich habe Kolonat
Schleycher damals nahegelegt, sich einen neuen Wirkungskreis zu suchen, da es
Probleme mit seinem Führungsstil gab. Dem einen oder anderen war er etwas zu
liberal im Umgang mit den Schülern.«
    »Zu liberal?«, hakte Haderlein nach.
    »Zu nachlässig mit seinen jungen Schäfchen«, formulierte Griebel die
Antwort um. »Wir konnten uns da nicht einigen.«
    Doch Haderlein wollte sich mit der Erklärung nicht abspeisen lassen.
»Der Trennungsschmerz war offensichtlich so groß, dass Schleycher es vorzog,
für eine längere Zeit im Kloster unterzutauchen. Das ist ungewöhnlich für einen
Menschen, der doch einen gewissen Ehrgeiz entwickelt hat, was seine berufliche
Zukunft anbelangt, finden Sie nicht?«
    Der Bischof seufzte laut und vernehmlich und schüttete sich ein
Häufchen Schnupftabak auf den Handrücken seiner linken Hand. »Wollen Sie auch
eine Portion?«, bot er dem Kommissar an.
    Haderlein konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Nein, vielen
Dank. Ich rauche nicht und beabsichtige auch nicht, mir andere Laster
zuzulegen, Herr Bischof.«
    »Nun, wie Sie wollen, Herr Kommissar.« Mit einem lauten Geräusch
wurde der Schnupftabak vom linken Nasenloch des Bischofs eingeatmet. Der Mangel
an Restsubstanzen im Umgebungsbereich der Nase zeugte von der großen Routine im
Umgang mit dem braunen Stoff. Anschließend schüttelte Altbischof Manfred
Griebel sein weißes Haupt und nieste genussvoll.
    »Gesundheit!«, rief Haderlein amüsiert.
    »Vielen Dank. Das sind die Freuden alter Männer, Herr Haderlein«,
erklärte ihm der Bischof. »Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich habe mich
damals auch gewundert und Kolonats Entscheidung nicht verstanden. Eine große
Karriere in der klerikalen Hierarchie lag vor ihm. Aber so sind sie, die jungen
Leute. Immer revolutionäre Ideen im Kopf. Was soll man da machen?«
    »Und wie finden Sie Ihren ehemaligen Regens so als Politiker?
Offensichtlich hat er ja großen Erfolg mit seinem zweiten Berufsweg.«
    Griebel verzog das Gesicht. »Meiner Meinung nach soll sich die katholische
Kirche aus politischen Ämtern heraushalten. Die Politik ist ein Sündenpfuhl und
nichts für uns Seelsorger, die über den Dingen stehen sollen. Ein Kirchenmann
muss ein Vorbild mit tugendhaftem Lebenswandel sein. Und so etwas geht in der
Politik nun mal einfach nicht, glauben Sie mir. Immerhin ist Kolonat in der
richtigen Partei«, meinte er mit einem Zwinkern.
    Beide Männer mussten lachen, dann erhob sich Haderlein. »Herr
Bischof, ich danke Ihnen für die Zeit, die Sie mir geopfert haben. Ich habe Sie
jetzt lange genug belästigt.«
    Bischof Griebel gab Haderlein seine faltige Hand. »Es war mir eine
Freude, junger Mann. Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Bösewichter fangen, bevor
sie noch mehr Unheil in dieser Welt anrichten können. Gertrud wird Sie
hinausbegleiten.«
    Draußen griff Haderlein sich sein Handy und versuchte Lagerfeld zu
erreichen, doch dessen Telefon war abgeschaltet. Offensichtlich saß er noch
immer in der Angelprüfung fest.
    *
    Nikolai trat aus der Tür. In der einen Hand hatte er eine kleine
Mappe, in der anderen trug er eine schwarze Sporttasche. Unauffällig schaute er
sich um. Doch es herrschte Ruhe. Im hintersten Winkel des ehemaligen
Katharinenspitals kümmerte sich niemand um das kleine alte Haus und seinen
Bewohner. Das hier war eine der verlassensten Ecken der Bamberger Innenstadt.
Nikolai stieg in seinen BMW , warf
Mappe und Tasche auf den Beifahrersitz und gab die Zieladresse in sein
Navigationssystem ein.
    Die Berechnung dauerte nur wenige Sekunden, dann erklärte ihm sein
Display, dass er bis Kulmbach genau einundvierzig Minuten brauchen würde.
Gelassen startete Nikolai den Motor.
    *
    Was ist ein Gaff?
    Lagerfeld war froh, nach einer Stunde endlich bei der letzten Frage
angekommen zu sein. Er hatte die Prüfung satt. Das Einzige, was sein Onkel ihm
in seiner Kindheit erklärt hatte, war, wie man eine Angelrute halten musste.
Auf den Fragebögen war allerdings von Dingen die Rede, die genauso gut bei der
Konservenherstellung oder dem polnischen Kartoffelanbau Verwendung hätten
finden können. Seiner Meinung nach.
    Was also war ein Gaff? Ja, das hätte er auch

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