Das Alabastergrab
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Absicht is, dann bin ich einer von die vierzehn Nothelfer. Und Rauchen is da
herunten übrigens verboden, Herr Kommissar!«
Knurrend löschte Lagerfeld seinen Glimmstängel. Beim besten Willen
konnte er sich Lohneis nicht als einen der Heiligen in der berühmten
Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen vorstellen. Das war aber auch überhaupt nicht
nötig, denn Lohneis schien recht zu haben. Selbst ein Laie hätte das
Durcheinander erkennen können. Die verplombte Steuerungseinheit war
aufgebrochen und komplett herausgezogen worden. Etliche der dicken,
verschiedenfarbigen Drähte waren sauber getrennt und mit anderen Drähten wieder
verbunden worden. Bei allem Chaos schien das Ganze trotzdem ein gewisses System
zu haben.
Lagerfeld schaute nachdenklich. »Was genau hat denn diese
Verdrahtung angerichtet?«, fragte er Lohneis.
»Na ja«, erwiderte Lohneis lakonisch, »angerichtet hat die, dass die
Schützen draußen komplett bis nach unten gefahren sind und nimmer nauf. Net
amal der Notstopp hat noch funktioniert.«
Lagerfeld grübelte. »Muss man Fachwissen besitzen, um die Schaltung
so umzubasteln?«
»Ja, natürlich«, empörte sich Lohneis. »Mindestens Elektriker oder
so was sollte man sein, würd ich sagen. Des is fei scho kompliziert.«
»Aber Sie haben das Ganze doch auch irgendwie zum Stehen gebracht,
oder etwa nicht?«, hakte Lagerfeld nach.
»Des zeig ich Ihnen mal oben, Herr Kommissar«, meinte Lohneis und
stieg wieder ins Erdgeschoss. Am anderen Ende des Stegs präsentierte sich
Lagerfeld die gesamte Bescherung. Der Hauptstromverteiler des Überlandwerks war
geöffnet und die Kabelstränge im Inneren zu einem unkenntlichen Klumpen
verschmort. Davor lag eine Axt, die man als solche nur noch mit viel Phantasie
erkennen konnte. »Des musst halt alles schnell gehen. Halb Oberfranken hab ich
damit lahmgelegt«, presste Lohneis hervor. Man konnte ihm seine Schuldgefühle
regelrecht ansehen.
»Ganz schöne Sauerei«, kommentierte einer der beiden Polizeibeamten
bestätigend. »Wie geht’s denn jetzt weiter, Kommissar?«
»Gibt es irgendwelche Zeugen, wurde irgendjemand gesehen, irgendein
Verdächtiger?« Lagerfeld hoffte immer auf eine schnelle und eindeutige
Verdachtslage mit Verhaftung des Hauptverdächtigen am nächsten Tag. Doch seine
Hoffnung wurde heute nicht erfüllt: Als Antwort bekam er nur allgemeines
Kopfschütteln serviert.
»Auch gut, meine Herren. Dann geht das jetzt folgendermaßen weiter:
Sie, Lohneis, halten sich ab sofort zur Verfügung und fahren nicht in Urlaub
oder sonst wohin. Die Anlage wird nicht mehr betreten. Und Sie, meine Herren«,
damit wandte er sich den beiden Polizeibeamten zu, »Sie werden die Kollegen der
Spurensicherung verständigen und hierher beordern. Die sollen sich die Anlage
mal zur Brust nehmen. Vielleicht gibt’s ja ein paar Fingerabdrücke oder etwas
in der Richtung.«
»Ja, aber des Ganze muss doch schnell repariert wern!«, warf Lohneis
entsetzt ein. »Des kost doch alles Geld, wenn die Anlage net läuft.«
Lagerfeld betrachtete ihn genervt und verfiel ins tiefste Fränkisch.
»Des ist a Mordfall, guter Mo. Bevor die Spurensicherung net da gewesen is,
fasst ihr da nix a. Basta!«
Lohneis war in den letzten vier Sekunden um glatte zwanzig
Zentimeter geschrumpft. »Natürlich, Herr Kommissar. War ja bloß a Frache.«
»Wir werden das so schnell wie möglich über die Bühne bringen, aber
wie das Ganze hier zusammenhängt, kann ich eben auch noch nicht sagen.«
Lagerfeld, wieder des Hochdeutschen mächtig, faltete kurz die Hände und schaute
Lohneis versöhnlich an. »Nun gut. Ich muss jetzt zur nächsten Vernehmung, meine
Herren. Hier haben Sie meine Karte, rufen Sie mich bitte an, wenn es was Neues
gibt.« Während er zu seinem Honda joggte, riskierte er einen Blick auf seine
Uhr. Er lag glänzend in der Zeit. Noch einen albernen Angler interviewen, und
er würde Feierabend haben, dachte er sich begeistert, während er sich auf den
Fahrersitz schwang. Als der Honda lautstark davonbrauste, schauten ihm drei
Gesichter verblüfft hinterher.
*
Kommissar Haderlein musste die Tür zur Gaststube des Reblitz fast
gewaltsam aufstoßen, um sich Zutritt zu verschaffen. Ein Streifenpolizist hatte
den Eingang von innen ziemlich robust mit sich selbst versperrt. Der Grund für
das vehemente Vorgehen der Streife teilte sich Haderlein sofort mit.
»Ah, habt ihr euch jetzt auch noch Verstärkung bestellt, ihr
Nullen?«, rief ein großer, breitschultriger Typ ziemlich
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