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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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nicht mehr
öffnen ließ. Von der Originalausstattung war leider nicht mehr viel übrig,
dafür hatte Lagerfeld ihn mit mehreren eigenwilligen Einbauten angereichert.
Die Türen und die Heckablage zierten insgesamt dreizehn Lautsprecher der
720-Watt-Dolby-Surround-Anlage. Die Sitze waren mit weißem Leder überzogen, das
auf dem Fahrersitz schon längst gräulich und durchgesessen war. Seine jüngste
Installation waren vierhundertneunundachtzig LED -Lämpchen
um den Kofferraumdeckel herum, die bei Betätigung der Warnblinkanlage
lichtorgelartig einsetzten. Weitere Einbauten waren nicht ausgeschlossen.
    Genau das richtige Wetter für eine Fahrt im Cabrio, dachte er und
ließ seinen kurzen Zopf im Wind wehen. Schade, dass er schon wieder von der
Autobahn runtermusste. Er setzte seinen herzförmigen Blinker, bog in die
Ausfahrt Staffelstein-Nord ein, cruiste am Staffelsteiner Kurbad vorbei und
quietschte im nächsten Ort um die Ecke in Richtung Hausen eine Anhöhe hinauf.
Wenn er über die Beifahrerseite nach rechts ins Tal blickte, lagen die
Mainebene und der Staffelberg vor ihm. Auf der linken Seite thronte Kloster
Banz als dunkle Silhouette vor dem Licht der hoch stehenden Sonne. Ach ja, das
Kloster Banz. Gerade war die CSU wieder da und tagte. Immer wenn die Herren Politiker in ihr Domizil einzogen,
herrschte bei der Bepo Bamberg, der Bereitschaftspolizei, hektisches Treiben.
Das ganze Kloster musste schwer bewaffnet rund um die Uhr bewacht werden. Und
wehe, der Herr Ministerpräsident war zugegen. Dann durfte nicht einmal eine
fränkische Spitzmaus die Klosteranlage betreten, ohne gefilzt zu werden.
    Lagerfeld war froh, damit nichts mehr zu tun zu haben. Während
seiner Zeit bei der Sitte war das noch anders gewesen. Er lächelte grimmig.
    In Hausen bog er auf den kleinen Parkplatz ab und hielt direkt vor
der Wehrbrücke. Am anderen Ende konnte er bereits zwei Polizeibeamte ausmachen,
die mit dem heftig diskutierenden Wehrwärter zugange waren. Er blickte sich um
und bemerkte, dass die Schützen vollkommen nach unten gefahren waren. Der Main
oberhalb des Wehres befand sich fast auf Höhe des normalerweise wesentlich
niedriger gelegenen Unterlaufs. An den Ufern flussabwärts waren riesige
Ausspülungen zu erkennen, und auf den Uferkronen stapelte sich das Treibholz,
das der wieder sinkende Main zurückgelassen hatte. Ein ungewöhnlicher Anblick,
den sich anscheinend niemand entgehen lassen wollte. Überall standen Menschen
herum, um sich das Malheur aus der Nähe zu betrachten.
    Lagerfeld ging auf die kleine Polizistengruppe zu. »Ach, der Herr
Schmitt von der Sitte hat sich verlaufen«, wurde er gleich erkannt und
süffisant begrüßt. »Da sind Sie jetzt aber wohl am falschen Tatort, Herr
Kollege.«
    Lagerfeld sah sich genötigt, erst einmal etwas richtigzustellen.
»Nein, da muss ich Sie leider enttäuschen, werter Kollege.« Möglichst lässig
ließ er seine Dienstmarke aus dem Handgelenk heraus aufklappen. »Aufgrund
meiner Erfahrung hat man mich zu den Tötungsdelikten geholt. Ich arbeite jetzt
mit Hauptkommissar Haderlein zusammen.« Damit klappte er seinen Ausweis wieder
zu und ließ ihn in der Brusttasche seines weißen Satinhemdes verschwinden.
    »Was, mit Haderlein?« Die beiden Polizisten waren sichtlich
beeindruckt. »Ja, aber was meinen Sie mit Tötungsdelikt, das hier sieht doch
eher nach grober Sachbeschädigung beziehungsweise Sabotage oder Betrugsversuch
aus. Hier gibt’s doch keine Leichen.«
    »Hier nicht, aber weiter unten in Kemmern sieht’s anders aus. Ein
gewisser Edwin Rast ist tot aufgefunden worden. Den Namen schon mal gehört?«
    Die Beamten und der Wehrwärter schauten sich verblüfft an. »Der
Edwin Rast? Der Fischerkönig?«, fragte Lohneis.
    »Genau der«, erwiderte Lagerfeld cool, zündete sich eine Zigarette
an und sonnte sich in seinem Wissensvorsprung. »Ertrunken, so wie es bisher
aussieht. Gut möglich, dass der Dammbruch hier etwas damit zu tun hat. Rast ist
nämlich durch das Hochwasser ersoffen. Am besten, Sie erläutern mir mal, wie
das überhaupt passieren konnte.« Demonstrativ schaute er auf seine Uhr und
fügte in drängendem Ton hinzu: »Und zwar zügig, wenn’s geht. Ich hab noch
Termine.«
    *
    Haderlein war die Treppe zum Hintereingang hinaufgegangen und hatte
sich von einem Schlüsseldienst das Schloss von Rasts Wohnung aufbohren lassen.
Den beiden Polizisten, die ihn jetzt begleiteten, bedeutete er, vor der Tür auf
ihn zu warten. Seinen kleinen Rucksack, den er

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