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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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zerflossenen Resten
des Honeypenny’schen Eisbeutels. Ein leises Schnarchen war zu hören.
    Haderlein schaute unter den Tisch, um zu sehen, was Riemenschneider
wohl trieb. Doch auch hier hatte der Sandmann bereits ganze Arbeit verrichtet.
Das Ferkelchen lag seitlich ausgestreckt unter dem Tisch und gab sich ebenfalls
der Träumerei hin.
    Kriminalhauptkommissar Haderlein war an diesem wunderschönen
Sonntagabend nun endgültig allein mit sich und einem ziemlich verzwickten Fall.

Gott und die Welt
    Kolonat Schleycher lag in
Kloster Banz in seinem Bett auf seinem Zimmer und grübelte über den verkorksten
Tag nach. Es war fast Mitternacht, und er konnte und wollte nicht schlafen. Da
schmiedete man einen Plan nach dem anderen, und dann warfen die Schläge des
Schicksals alles über den Haufen. Das hätte so nicht passieren sollen und
dürfen. Er war doch so gut vorbereitet gewesen. Er hatte alles geplant: sein
Leben, seine Karriere, seine Zukunft. Aber vor allem Letztere stand nun auf dem
Spiel. Vor einer halben Stunde hatte er noch eine Unterredung mit dem
Ministerpräsidenten Kohlhuber geführt. In dem kurzen Gespräch hatte dieser
seinen Unwillen über die verunglückte Vorstellung seines Umweltministers
deutlich zum Ausdruck gebracht. Er hatte ihm unmissverständlich nahegelegt,
morgen seinen verpatzten Auftritt auf professionelle Art und Weise
wiedergutzumachen, ansonsten gäbe es gleich zu Beginn seiner hoffnungsvollen
Amtszeit reichlich Minuspunkte auf dem Politikerrücktrittskonto, was ihm sehr
leidtun würde. Schließlich hatte der Ministerpräsident persönlich Kolonat
Schleychers Talent schon früh erkannt und ihn zeitig protegiert. Zusammen waren
sie dann aufgestiegen, und Schleycher hatte stets von den Karrierefortschritten
seines Mentors profitiert. Der Ministerpräsident hatte ihn zu dem gemacht, was
er jetzt war. Dabei war der Weg beileibe nicht immer einfach gewesen. Als
katholischer Priester hatte man sich eigentlich aus der Politik herauszuhalten.
Einmal Priester, immer Priester, so war das in der Kirche. Doch Kolonat
Schleycher hatte sein politisches Engagement durchgesetzt, und die kirchliche
Obrigkeit hatte ihn ziehen lassen, wenn auch nicht ohne Probleme. Nach den
Unannehmlichkeiten, die es zum Schluss gegeben hatte, war er sich sicher, dass
ihm keiner der Würdenträger auch nur eine Träne nachweinte. Offiziell hatte er
zwar noch immer das Priesteramt inne, aber im Endeffekt war das Thema endgültig
durch. Er war nun erfolgreicher Politiker. Umweltminister. Und das konnte
einfach noch nicht das Ende sein. In der Presse wurde er bereits als heißer
Kandidat für die Nachfolge des Ministerpräsidenten gehandelt, die in sechs
Jahren anstand.
    Ein Klopfen an der Tür
schreckte ihn aus seinen politischen Gedanken auf. Seine Staatssekretärin
steckte ihren Kopf mit fragendem Blick ins Zimmer.
    »Darf ich?«, fragte sie,
trat aber sogleich ein, ohne eine Antwort abzuwarten.
    »Und?«, fragte er ungeduldig
und richtete sich auf.
    Sie lächelte und warf ihm
eine farblose graue Mappe auf das Bett, auf dem er gerade noch seine Situation
analysiert hatte. »Fertig«, grinste sie, ohne auch nur im Geringsten
angestrengt zu wirken.
    Schleycher griff sich die
Mappe und zog das darin enthaltene Redemanuskript heraus. Er war ein routinierter
und schneller Leser, sodass er das Wesentliche sofort erfasste. Mit jedem
gelesenen Absatz hellte sich seine Miene mehr und mehr auf.
    »Das ist gut!«, rief er
begeistert und strahlte sie an. »Das ist sogar sehr gut. Wo hast du das nur so
schnell hergezaubert?«
    »Von hier oben natürlich«,
antwortete sie lächelnd und tippte sich bedeutungsvoll an ihre hübsche Stirn.
    Die blonden langen Haare
hingen ihr zwar frisch gekämmt, aber trotzdem etwas ungeordnet über die
Schultern. Noch immer trug sie das schwarze Kleid vom Empfang der
Bundeskanzlerin heute Mittag. Nach dem gemeinschaftlichen Abendessen hatte sie
sich sofort verabschiedet, um an der Rede zu arbeiten. An dieser wundervollen
Rede.
    »Was würde ich nur ohne dich
machen, Gabi!« Er erhob sich, ging auf sie zu und nahm sie in die Arme. »Du und
ich, wir wären das ideale Gespann. Zu schade, dass aus uns beiden nichts werden
wird.« Aus seiner Stimme sprach ehrliches Bedauern.
    Ihr Kopf lag still an seiner
Brust. Sie verdrückte eine Träne. »Aber du könntest es doch wenigstens
versuchen«, sagte sie mit erstickter Stimme. Abrupt drehte er sich von ihr weg,
dem Bett zu und warf das Manuskript auf die

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