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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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aufgeschlagene Decke. Dann vergrub
er seine Hände in den Hosentaschen seines anthrazitfarbenen Anzuges.
    »Du kennst doch die Gründe.
Das Thema ist gegessen.« Er wandte sich ihr wieder zu und blickte sie aus
eisblauen, kalten Augen an. »Ich kann dir eine Karriere an meiner Seite
anbieten, aber nicht das, was du schon wieder andeutest, Gabi.«
    Sie wischte sich ihre kleine
Träne von der Backe und richtete ihr Kleid. »Gut, dann sehen wir uns morgen
beim Frühstück.« Gefasst hielt sie noch einem Moment seinem Blick stand, dann
verließ sie das Zimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Der Umweltminister ließ sich
seufzend auf sein Bett fallen. Er blätterte die Rede nochmals durch und musste
ab und an anerkennend pfeifen. Das Mädel hatte wirklich Talent. Donnerwetter.
Wirklich zu schade, dass sie ansonsten nicht zu gebrauchen war, dachte er sich
und grinste. Frauen waren schließlich nicht zum Vergnügen auf dieser Welt.
Jedenfalls nicht für ihn. Er legte die Mappe zur Seite und holte eine Flasche
Rotwein und zwei Gläser aus seinem Koffer. In ein paar Stunden würde er mit dem
Ministerpräsidenten das Manuskript bereden, nahm er sich vor, während er die
zwei Gläser füllte. Wahrscheinlich würde der wieder erst einmal geschockt über
das Ansinnen seines Umweltministers reagieren, aber im Endeffekt den Plan
gutheißen, da war er sich sicher. Provokation war schon immer eine seiner
Stärken gewesen. Sein ursprüngliches Thema von gestern war jedenfalls für immer
vom Tisch. Gestorben mit Edwin Rast.
    Er hob sein Glas. »Ein Hoch
auf deinen Abgang, Edwin«, murmelte er leise und nahm einen Schluck.
    Wenige Minuten später
stellte Schleycher die beiden Gläser auf den Nachttisch, holte sein Handy
heraus und wählte eine Kurzwahltaste. »Du kannst jetzt kommen«, flüsterte er
leise in das Telefon. Ein lüsterner Ausdruck schlich sich in seinen Blick, und
seine Mundwinkel begannen ungeduldig zu zucken. Er verdunkelte das Zimmer und
ließ nur die verhängte Lampe am Spiegel brennen. Im diffusen Dämmerlicht
öffnete sich bald darauf die Tür zu seinem Zimmer, und eine schlanke, dunkle
Gestalt schlüpfte elegant und leise hindurch.
    *
    Kriminalhauptkommissar Haderlein war auf dem Weg ins Büro. Sein Fiat
Multipla überquerte gerade die Pfisterberg-Brücke, welche die Bahnstrecke
Nürnberg–Bamberg überspannte. Links unten konnte er den Bamberger Bahnhof im
Morgennebel erkennen. Wenig später stellte er seinen Sechssitzer auf dem
Parkplatz vor der Dienststelle ab. Er hatte sich schon des Öfteren dumme
Sprüche über seinen Wagen anhören müssen, aber der hatte nun mal einfach drei
Sitze vorne, und das war unleugbar praktisch. Er wollte das Auto so lange
fahren, bis es unter ihm zusammenfiel – allen Spötteleien über die
ungewöhnliche Form zum Trotz. Leider wurde das Modell nicht mehr gebaut, sonst
hätte er sich schon längst ein neues angeschafft, und während er
Riemenschneider aus dem Fußraum des äußeren Beifahrersitzes hob, dachte er,
dass sie das bestimmt ganz genauso sah.
    Heute Morgen war eine große Dienstbesprechung anberaumt worden, in
der das Team das weitere Vorgehen festlegen musste. Es gab etliches zu
recherchieren, und Scheidmantel musste ja auch noch verhört werden. Haderlein
hatte sich durchgerungen, Lagerfeld erneut von der von ihm angedrohten Autopsie
zu befreien. Hoffentlich hatte sich seine Beule schon zurückgebildet.
Schmunzelnd musste er an den gestrigen netten Abend denken. Das Verhältnis
zwischen ihm und Lagerfeld war nun auf der Ebene angekommen, auf der er es
haben wollte. Sein Kollege hatte verstanden, was er von ihm erwartete.
    Der Hauptkommissar fuhr sich mit der linken Hand durch die
angegrauten Haare und lenkte mit der anderen Riemenschneider die Treppe zum
Büro hinauf. Und dann stand ihm ja noch die Pressekonferenz mit Fidibus bevor.
    »Einen schönen guten Morgen«, rief er, während er Riemenschneider
den Vortritt ins Büro ließ. Lagerfeld war auch schon anwesend und lächelte ihm
etwas verkatert zu.
    Der Hauptkommissar schritt zuerst an Honeypennys Schreibtisch und
gab ihr wie üblich einen Gutenmorgenkuss auf die Backe. Dann reichte er ihr
Riemenschneiders Leine, die sie sofort am Schreibtisch festband. »So,
Herrschaften, große Planungssitzung«, rief er voller Tatendrang und klatschte
laut in die Hände. Dann stutzte er und blickte in Richtung Chef-Büro. Alles
dunkel. Dabei war Fidibus normalerweise doch immer der Erste im Büro. Fragend
blickte der

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