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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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durch. Es raschelte.
»Kommissar Haderlein, wenn ich das hier richtig verstehe, dann haben Sie sich
Ihren Verdacht nur aus den Fingern gesogen, weil mein Mandant lautstark gegen
den Ermordeten gewettert hat. Und zwar nach dessen Tod. Finden Sie es etwa
logisch, wenn ein Mörder etwas derartig Dämliches in aller Öffentlichkeit tun
würde?«
    Stimmt, das hatte er sich auch schon überlegt. Haderlein schwieg
nachdenklich.
    »Außerdem«, und jetzt blickte Preller Haderlein höhnisch lächelnd
an, »außerdem haben Sie nicht den allerkleinsten Beweis für Ihre
Anschuldigungen. Oder sehe ich das falsch?« Knallend klappte er den Ordner zu
und warf ihn zurück auf den Tisch, um den herum sie saßen.
    Haderlein erwiderte nichts, sondern starrte stattdessen Joe
Scheidmantel an, der es umständlich vermied, seinen Blick zu erwidern.
    »Herr Kommissar, wenn Sie nicht mehr gegen meinen Mandanten
vorzubringen haben, möchte ich Sie bitten, ihn auf der Stelle freizulassen!«
    Der Hauptkommissar beugte sich so weit über den Tisch, wie er nur
konnte. Scheidmantels Nase war nur noch zwanzig Zentimeter von der seinen
entfernt. Stur versuchte der unter Verdacht Stehende, Unregelmäßigkeiten im
einheitlichen grauen Lack des Vernehmungstischs auszumachen.
    »Joe«, Haderleins Stimme hatte einen sanften Klang angenommen, »Joe,
ich weiß, dass du was weißt. Irgendwas verheimlichst du mir hier. Ehrlich
gesagt glaub ich nicht wirklich daran, dass du Rast umgebracht hast. Aber egal,
was du weißt, es ist besser, wenn du bald damit rausrückst. Sonst wird das böse
enden mit dir. Es geht immerhin um Mord, Joe!«
    »Ich weiß, aber ich war daheim«, presste Scheidmantel mit schwacher
Stimme heraus, den Blick immer noch starr auf die graue Tischplatte gerichtet.
    »Jetzt lassen Sie doch Ihre albernen Spielchen, Haderlein«, mischte
sich Preller wieder ein, »also, was ist nun? Haben Sie noch etwas gegen Herrn
Scheidmantel vorzubringen oder nicht? Falls nicht, dann lassen Sie uns jetzt
bitte gehen.« Während er sich räusperte, warf er einen verstohlenen Blick auf
seine Uhr.
    Haderlein wusste, dass der Anwalt recht hatte. Spätestens am
Nachmittag müsste er Joe sowieso wieder auf freien Fuß setzen.
    »Dann nehmen Sie ihn halt mit, Ihren … Mandanten«, gab der
Hauptkommissar nach. Er war sich sicher, dass bei Scheidmantel die Zeit für ihn
arbeiten würde. Die Zeit und noch jemand, den er aber noch nicht kannte. »Joe«,
rief er Scheidmantel noch hinterher, als der gerade mit Preller durch die Tür
gehen wollte. Erschrocken drehte er sich um und starrte ihn an. Aber Haderlein
ging ihm nur entgegen und streckte ihm seine Karte hin. »Sag deiner Doris, dass
ich sie sprechen möchte. Sie möge sich doch in den nächsten Tagen hier einfinden.
Ansonsten wünsche ich dir noch einen schönen Tag«, spottete er und tippte sich
zum Gruß mit zwei Fingern an die Stirn. Du wirst schon noch reden, mein lieber
Joe, dachte er bei sich, dann ging er wieder Richtung Büro.
    *
    Obwohl die Stimme am Telefon kühl und eindeutig war, musste er
nochmals nachfragen. Aber er hatte alles richtig verstanden. Nur glauben konnte
er es nicht. Schnell gab der wohlbekannte Sprecher mehrere Befehle und Daten
durch, sodass er mit dem Schreiben gar nicht mitkam. Das würde mit Sicherheit
länger dauern, aber sie würden den Auftrag erledigen. Das hatten sie bis jetzt
immer getan. In Tschetschenien war so etwas Tagesgeschäft gewesen. Aber in
Deutschland musste man vorsichtiger sein. Die Bullen hier waren schnell und mit
modernster Technik ausgestattet. Da konnte man nicht einfach so Leichen
übereinanderstapeln, Benzin rübergießen und anzünden. Aber aus diesem
Anfängerstadium der Auftragsabwicklung war er sowieso hinausgewachsen. Aus ihm
war längst ein Profi geworden. Die Ausbildung beim russischen Geheimdienst war
gut und gründlich gewesen, und er hatte sich einen verdammten Namen im
internationalen Geschäft gemacht. In Europa gab es keinen Besseren, Schnelleren
und Präziseren als ihn. Bei entsprechender Vorbereitung war der Auftrag
durchaus zu erledigen, aber das Zeitfenster war extrem eng. Genau deswegen
hatte er sich auch Hilfe aus seiner Vergangenheit geholt. Igor fragte nicht und
war zuverlässig. Den tiefen Teller hatte er zwar nicht erfunden, aber zum
Denken war er ja auch nicht engagiert worden.
    »Schaffst du das? Ich verdopple auch die Kohle«, forderte die Stimme
eine schnelle Entscheidung.
    Er schaute zu Igor, der neben ihm stand und über

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