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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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lehnte er sich
in seinem Stuhl zurück.
    »Na, da bin ich aber jetzt gespannt, Joe«, lächelte er dem Riesen
zu, der auf seinem Stuhl zusammengesackt war.
    Hilflos blickte er Fritz Helmreich an, der ihm aufmunternd zunickte.
Doch erst als er einen heftigen Schlag vom Ellenbogen seiner Freundin in die
Seite bekam, begann er zu erzählen.
    »Es ist so«, er räusperte sich, »wir haben Edwin Rast am
Pegelpfeiler in Kemmern festgebunden.«
    »Aha, und wer ist wir?«, hakte Lagerfeld sofort nach.
    »Das ist ja das Problem«, platzte es aus Doris Peter heraus. »Das
wissen wir nicht.«
    Haderleins Geduld ging langsam, aber sicher zur Neige. Es war ein
langer Tag mit vielen Autokilometern und zwei neuen Leichen gewesen, mit denen
nicht wirklich zu rechnen gewesen war. Sein Chef war nervlich derangiert, und
draußen wartete die Reportermeute, um ihn und die restliche Bamberger Polizei
zu schlachten. Und dann musste er sich auch noch so einen Schmarrn als
Geständnis anhören. Seine Nerven lagen blank.
    »Jetzt hört mal zu, ihr drei«, begann er leise, aber bestimmt, »ich
habe wahrlich keine Lust, dass man mir einen solchen Mist auftischt. Entweder
ihr rückt jetzt mit der Wahrheit heraus, oder ich werde euch höchstpersönlich
an einen schönen, kalten Pegelpfeiler im Main festbinden, und zwar so lange,
bis ihr sprecht.«
    »Und ich werde meinem Chef mit Freuden dabei helfen«, ergänzte
Lagerfeld mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme.
    »Das ist aber wahr!«, brauste Joe Scheidmantel auf. »Wir haben uns
sonst immer im Internet verabredet. Der Abend war das erste Mal, dass wir uns
persönlich getroffen haben. Ich habe keine Ahnung, wer die anderen beiden
waren. Die haben uns ja nicht mal ihre Namen gesagt. Wozu auch. Doris und ich
haben das Boot mitgebracht, und die anderen hatten Rast schon in ihrem Pick-up
liegen. Wir sind nur noch mit dem Boot und Rast zum Pegelpfeiler gefahren und
haben ihn so festgebunden, dass er in der Früh von halb Kemmern gesehen worden
wäre.«
    Doris Peter hatte die ganze Zeit über heftig genickt und fügte jetzt
hinzu: »Wir waren schon fast weg, als uns auffiel, dass wir vergessen hatten,
ihm den Mund zu verkleben. Sonst hätte er uns ja ganz Kemmern
zusammengeschrien.«
    »Also mussten wir noch mal zurück und haben ihm sein blödes Maul
zugepappt!«, rief Joe Scheidmantel erregt. »Er war nämlich schon am Aufwachen.«
    Lagerfeld sprang auf. »Das ist ja wohl die bescheuertste Geschichte,
die ich jemals gehört habe!« Wütend und entnervt trat er gegen die betonierte
Wand des Verhörzimmers. Auch an ihm waren die Strapazen des Tages nicht spurlos
vorübergegangen. »Selbst der blödeste Zuhälter, den ich verhört habe, hat mir
intelligentere Storys erzählt als du, Scheidmantel!«
    Haderlein musterte Fritz Helmreich von der Seite, der während des
bisherigen Verhörs seinen Kopf in den Händen vergraben hatte.
    »Was meinen Sie eigentlich dazu, Herr Helmreich?«, fragte ihn
Haderlein spöttelnd. »Würden Sie Joe solch eine wirre Geschichte abkaufen?«
    Helmreich schaute ihn aus traurigen Augen an. »Ehrlich gesagt, Herr
Hauptkommissar, ich weiß genauso wenig wie Sie, was ich glauben soll. Ich hab
die ganze Geschichte heute auch zum ersten Mal gehört.« Er schüttelte den Kopf.
    »Ihr wollt uns also ernsthaft erzählen, dass ihr euch in einem
Chatroom mit wildfremden Leuten getroffen habt, um Edwin Rast an einen Pfeiler
zu binden? Wer kommt denn auf so eine absurde Idee?«, meinte Haderlein
eigentlich mehr rhetorisch zu sich selbst als zu seinen Gegenübern. Doch
überraschend bekam er eine Antwort.
    »Glühwurm«, kam es von Scheidmantel und seiner Freundin gleichzeitig
und wie aus der Pistole geschossen.
    »Und wer zum Teufel ist dieser Glühwurm?«, wollte jetzt Lagerfeld
wissen.
    »Irgendwann im Juli hab ich eine E-Mail von jemandem namens
glühwurm@…irgendwas gekriegt, genau weiß ich die Adresse nicht mehr«, erklärte
Scheidmantel.
    »Und was wollte dieser anonyme Verfasser?«, fragte Lagerfeld.
    »Ganz einfach«, sagte Joe. »Er schrieb, wenn ich auch Lust hätte,
dem lieben Herrn Rast endlich mal eine Lektion zu erteilen, sollte ich mich auf
der Internetseite www.rast-los.com einwählen, dort würde dann alles Weitere
besprochen werden.«
    Lagerfeld musste lachen. »Rast-los? Ich muss zugeben, das ist
originell.«
    »Ja, und weiter?« Haderlein beugte sich nach vorne. Langsam begann
er der Sache Aufmerksamkeit zu schenken.
    Scheidmantel spürte, dass man ihm zu

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