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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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glauben begann. Erleichtert
fuhr er fort. »Wir haben einen Monat lang auf rast-los.com herumdiskutiert und
dann halt irgendwann beschlossen, ihn anzubinden. Aber wir wollten ihm
eigentlich nur eine Lektion erteilen, ihn in aller Öffentlichkeit blamieren,
verstehen Sie? Von der Flutwelle und Rasts Tod haben wir erst erfahren, als die
Polizisten gestern in den Reblitz gekommen sind. Ehrlich.« Zwei naive Gesichter
schauten den Hauptkommissar flehend an.
    Der suchte seinerseits den Blick von Lagerfeld, der hilflos die Arme
hob und unentschlossen den Kopf hin und her wiegte.
    Haderlein überlegte. »Und die anderen Teilnehmer der Aktion waren
Ihnen tatsächlich völlig unbekannt?«, wollte er nochmals wissen.
    »Na ja«, meinte Doris Peter, »ich bin mir nicht sicher, aber ich
glaube, mindestens einen von den beiden anderen hat Rast gekannt.« Sie schaute
ihren Freund fragend an.
    »Ja, stimmt eigentlich«, musste der zugeben. »Rast sagte noch so was
wie: ›Du? Binde mich sofort los!‹«
    »Und?«, wollte Lagerfeld ungeduldig wissen.
    »Dann hat der ihm sofort sein blödes Maul zugeklebt«, sagte
Scheidmantel zufrieden.
    »Aber der, den Rast erkannt hat, war höchstens siebzehn oder
achtzehn Jahre alt«, meinte Doris Peter.
    Haderlein richtete sich interessiert auf. »Würden Sie die beiden
anderen bei einer Gegenüberstellung wiedererkennen?«
    »Ich glaube schon«, antwortete sie nachdenklich. »Aber wie wollen
Sie die denn finden?«
    Haderlein war aufgesprungen und marschierte unruhig zum Fenster und
zurück. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren.
    »Und Sie haben noch die ganzen E-Mail-Adressen?«, erkundigte er
sich.
    Doris Peter schüttelte resigniert den Kopf. »Nein, als wir alle
wussten, was geschehen war, kam die Anweisung von Glühwurm, alles auf dem
Computer zu löschen und die Festplatte neu zu formatieren. Das habe ich dann
auch gemacht, Joe kann so etwas ja nicht …« Trotz allem musste sie ihren Freund
anlächeln.
    »Alles klar«, meinte Haderlein. »Gehe ich recht in der Annahme, dass
der Termin für die Festbinderei ebenso von Glühwurm vorgeschlagen wurde?«
    »Jetzt, wo Sie es sagen«, murmelte Scheidmantel, »kann schon sein.«
    Lagerfeld verstand nur noch Bahnhof. Worauf wollte sein Chef hinaus?
    Der Hauptkommissar bemerkte den ratlosen Blick seines jungen
Kollegen. »Diese Herrschaften hier sind ziemlich sicher verarscht worden,
Lagerfeld. Und zwar höchst clever, wie es aussieht. Meines Erachtens sollte
Rast von vornherein in dieser Nacht sterben. Irgendjemand hat die Zwistigkeiten
zwischen Paddlern und Anglern ausgenutzt, um willige Handlanger zu rekrutieren,
die wir dann einbuchten sollten.«
    »Aber warum das alles?«, fragte Lagerfeld noch immer verwirrt.
    »Dieses Rätsel bleibt uns noch zu klären, Lagerfeld. Auf jeden Fall
mischt da im Hintergrund eine dritte Figur die Karten.« Triumphierend blickte
sich Haderlein um, und seine Augen blitzten. »Ladies and Gentlemen. Ich
verkünde hiermit: Wir haben eine Spur!«
    *
    In der CSU -Landesgruppe
auf Kloster Banz herrschte der blanke Aufruhr. Die neuen Ideen von
Umweltminister Schleycher riefen ein äußerst geteiltes Echo hervor. Zwar hatte
der Ministerpräsident über das provokante Vorhaben seines jungen
Umweltministers offensichtlich seine schützende Hand gehalten, aber das konnte
nicht darüber hinwegtäuschen, dass etliche Kollegen aus allen bayerischen
Landesteilen ziemlich aufgebracht waren. Daran war weniger das Thema an sich
schuld, sondern eher der Umstand, dass die Initiative, das
Nichtraucherschutzgesetz aufzuweichen, über alle Köpfe hinweg als fest
beschlossen in den Raum gestellt wurde. Die Presseabteilung des
Umweltministeriums arbeitete mit Hochdruck an einer Erklärung, die am Abend
noch an die Medien verschickt werden sollte. Morgen war bereits eine
Pressekonferenz zur Thematik anberaumt worden. Etliche Mitglieder der Landesgruppe
und Fraktion waren vor den Kopf gestoßen und empfanden das Vorgehen als
persönliche Beleidigung. Nichtsdestotrotz hatte Umweltminister Schleycher eine
wirklich gute Rede vor der Fraktion gehalten. Eine Rede mit stichhaltigen
Argumenten, die er brillant wie immer vorgetragen hatte. Sein Stil erinnerte
manchmal an den von Alois Glück, dem ehemaligen Landtagspräsidenten und dem
wahrscheinlich besten Redner, den die CSU jemals in ihren Reihen gehabt hatte. Aber auch seine geschliffene Rhetorik
würde Kolonat Schleycher in diesem Fall nichts nutzen. Er hatte die Fraktion
provoziert und sich

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