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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Immer wieder wurde die Unterhaltung von metallischem Klirren und kurzen Mitteilungen unterbrochen. Vermutlich kamen gerade neue Gäste an. Dann war es abgesehen vom regelmäßigen Klicken zwei Minuten lang völlig still in der Leitung. Bridget stand neben Laureen und zeigte ungeduldig auf ihre Armbanduhr. Das wartende Taxi hupte.
    Laureen winkte ab. Den Hörer ans Ohr gepresst, hörte sie konzentriert zu. »Vielen Dank, das war wirklich sehr freundlich von Ihnen«, sagte sie abschließend und lächelte.
     
    Ein anderes Taxi setzte wenige Stunden später die beiden Frauen und ihr Gepäck in Freiburg vor dem Hotel Colombi am Rotteckring ab. Benommen betrachtete Bridget erst die schneeweiße Fassade, dann die glänzenden Panoramafenster und schließlich die gegenüberliegende Parkanlage. Die Anreisewar recht strapaziös gewesen. Sie waren am Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg gelandet und mit dem Bus zum Freiburger Bahnhof gefahren. Erst dort hatten sie ihre Hotelreservierung bestätigt bekommen. All das war jetzt vergessen. Bridget beugte sich ganz ruhig über einen der vielen weißen Blumenkästen, die den Vorplatz des Hotels schmückten, strich behutsam mit dem Finger darüber und begutachtete ihre Fingerspitze. Ganz die Hausfrau aus Wales.
    »Sag mal, Laureen, meinst du, hier wird Kohle abgebaut?«, rief sie ihrer Schwägerin zu.

34
    AN DIESEM VORMITTAG vor Kröners Haus stieg in Bryan mit jedem Atemzug eine über Jahre aufgestaute, beißende Wut auf. Wenn ein Auto auftauchte und in der Nähe hielt, verspürte er hin und wieder unbändige Lust, sich einfach auf die Aussteigenden zu stürzen. Aber es stieg nie der aus, auf den er wartete. Gleichzeitig fürchtete er, Kröners Haushälterin könnte bemerkt haben, dass er immer noch auf dem Bürgersteig gegenüber stand.
    Das Haus wirkte wie ausgestorben.
    Bryan empfand Verbitterung, dass der Pockennarbige in all den Jahren ein unbekümmertes und bequemes Leben hatte führen können. Seine Wut machte sich in wilden Phantasien Luft. Ich werde ihn ruinieren, schoss es Bryan durch den Kopf. Ich werde ihm alles nehmen, sein Haus, seine Frau, seine Putzhilfe und seinen falschen Namen. Ich werde ihn fertigmachen. Er soll um Gnade winseln! Er soll büßen. Für alles, was er James und mir angetan hat.
    Aber zuvor muss er mir verraten, was aus meinem Freund geworden ist.
     
    Lautlos rollte der Wagen heran. Hinter den getönten Scheiben konnte Bryan weder Gestalten noch Bewegungen ausmachen. Im Nu stand das Auto in der Einfahrt. Drei Männer stiegen aus, lachten und unterhielten sich, während sie sich die Hosen hochzogen und die Jacketts zurechtrückten. Sie gingen ins Haus, ohne dass Bryan ihre Gesichter gesehen hätte   – aber Kröners Stimme hatte er sofort erkannt. Gewandt, dunkel, höflich und gefällig. Genau wie damals. Herrisch, maskulin, abstoßend.
    Bryan gab sich noch zwei Stunden. Sollte Kröner das Haus binnen dieser Frist nicht verlassen haben, würde er an der Tür klingeln.
    Doch dazu kam es nicht.
    Ein weiterer Wagen hielt vor dem Haus, etwas kleiner als Kröners. An der hinteren Tür tauchte das schmale Gesicht eines fast weißhaarigen Jungen auf. Vorsichtig trat er auf den Kies. Hinter ihm stieg eine schwer mit Plastiktüten beladene, schlanke, junge Frau umständlich aus dem Auto. Der Junge lachte, als seine Mutter ihn mit dem Knie anstieß. Das Gelächter aus dem Hauseingang war bis weit auf die Straße zu hören.
    Wenige Minuten später verließen die Herren die Villa und blieben eine Weile in der Einfahrt stehen, wo sie sich fröhlich von der jungen Frau und dem Jungen an ihrer Hand verabschiedeten.
    Kröner kam als Letzter. Er nahm den Jungen auf den Arm und drückte ihn an sich. Wie ein Affenjunges klammerte der Kleine sich fest. Angesichts der offenkundigen Zuneigung der beiden blieb Bryan fast die Luft weg. Dann gab Kröner der jungen Frau einen alles andere als väterlichen Kuss und setzte sich den Hut auf.
    Noch bevor Bryan vollkommen begriffen hatte, was er da gerade gesehen hatte, fuhren die Männer in Kröners Audi davon. Die plötzliche Aktivität hatte Bryan überrumpelt, er wusste gar nicht recht, was er nun machen sollte. Vom langen Warten war er ganz steif geworden. Bis Bryan endlich in seinem Jaguar saß, war der Audi bereits ganz am Ende der Straße.
    Ihr Vorsprung war zu groß.
    Gleich die erste Ampel zwang ihn, anzuhalten, und er verlor den Audi aus den Augen. Mit quietschenden Reifen fuhr Bryan an, ein Schwarm Tauben flatterte

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