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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Keith. Ich habe das Gefühl, wir sind kurz vor einem Durchbruch. Tu mir den Gefallen und ruf bei St. Ursula an. Sag ihnen, einer deiner Mitarbeiter sei in der Stadt und du möchtest ihn gerne vorbeischicken. Sag, dass er ein Geschenk mitbringt.«
    Bryan gab ihm die Telefonnummer und drückte sich den Hörer an das Ohr, während er die Hand schwer auf der Telefongabel ruhen ließ. Der hinter Bryan wartende Mann bedachte ihn mit bösen Blicken. Keine fünf Minuten später klingelte das Telefon. Keith Welles hatte schlechte Nachrichten. Ein so kurzfristig angekündigter Besuch war in der Klinik nicht erwünscht, und an Wochenenden stand man schon gar nicht für diese Art von Terminen zur Verfügung. Schließlich hätten auch die Verwaltungsangestellten von Krankenhäusern das Recht, ab und zu einmal frei zu haben, hatte die Heimleiterin spitz angemerkt. Das war ihr letztes Wort gewesen.
    Bryan war frustriert. Ihn plagten die wildesten Vorstellungen davon, was Kröner in diese Villa führte. An sich würde er weder Kosten noch Mittel scheuen, um sich Eintritt zu verschaffen, doch solange die primitiven Nachforschungen, die er und Keith Welles anstellten, nicht abgeschlossen waren, wollte er lieber unbemerkt bleiben. Der Schreck über die entschiedenen Schritte, die Kröner wenige Stunden zuvor mit ernster Miene auf den Jaguar zu gemacht hatte, steckte Bryan immer noch in den Knochen. So nahe wollte er seinem früheren Peiniger gewiss nicht kommen. Noch nicht.
     
    Bryan setzte sich in die Gaststube und beobachtete durch die kleinen, bunten Fensterscheiben die Einfahrt zur Kuranstalt. Keine Spur von Kröner. Weniger als eine Stunde nach seinem letzten Gespräch mit Welles rief Bryan in der Villa gegenüber an. Er verkroch sich förmlich hinter der Telefonkabine und schirmte die Muschel mit der Hand ab, um die Hintergrundgeräusche weitestgehend auszublenden. Er atmete tief durch und sah auf die Uhr. Es war halb fünf.
    Die Leiterin der Kuranstalt St. Ursula wurde sofort stutzig, als er sich auf Englisch vorstellte, und wollte nicht mit ihm reden. Schließlich hätte sie gerade erst mit seinem Chef gesprochen und ihm ihre Haltung deutlich gemacht.
    Bryan umklammerte den Hörer. »Das verstehe ich nicht, Mrs.   Rehmann. Das muss ein Missverständnis sein. Von meiner Fakultät hat niemand bei Ihnen angerufen.« Bryan deutete ihr Schweigen als ein Zeichen dafür, dass sie nun doch bereit war, ihm wenigstens zuzuhören. »Wie gesagt, mein Name ist John MacReedy. Ich bin der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Oxford und rufe an, weil eine Delegation von Oberärzten der Psychiatrie derzeit an einer Konferenz in Baden-Baden teilnimmt und morgen eine Exkursion nach Freiburg unternimmt. Einer unserer Mitarbeiter, Mr.   Bryan Underwood Scott, hat mich in dem Zusammenhang gebeten, Sie zu fragen, ob es wohl möglich wäre, dass er Ihrer Klinik morgen Vormittag einen Besuch abstattet? Es würde sich selbstverständlich um einen sehr kurzen Besuch handeln.«
    »Morgen?«
    Bryan war die Schauspielerei nicht gewöhnt, und so brachte ihn die mit brüsker Stimme vorgetragene Rückfrage kurzfristig aus dem Konzept. Es dauerte einen Moment, bis er wieder zu MacReedys affektiertem Tonfall zurückfand. Der Geräuschpegel in der Wirtschaft stieg, als neue Gäste das Lokal betraten. Bryan hoffte, mit der Hand über der Muschel das meiste abzuschirmen. Rehmann würde sich bestimmt wundern, wenn man im berühmten Oxford derart ungehobeltes Deutsch sprach.
    »Ich weiß, es ist absolut unverzeihlich, diesen Besuch derart kurzfristig anzukündigen, Mrs.   Rehmann«, fuhr er fort. »Aber das ist allein meine Schuld. Mr.   Underwood Scott hat mich bereits vor Wochen gebeten, Ihnen sein Anliegen mitzuteilen. Nur leider hatte ich zu viel zu tun. Könnten Sie mir wohl aus dieser Verlegenheit heraushelfen?«
    »Tut mir leid, Mr.   MacReedy, aber das kann ich nicht. Samstags empfangen wir grundsätzlich keinen Besuch.«
    Das war ihr letztes Wort. Verärgert knallte Bryan den Hörer auf die Gabel und fluchte leise vor sich hin, worauf die neuangekommenen Gäste ihn mit hochgezogenen Augenbrauen beäugten. Sein Kampfgeist war erwacht, auch wenn ihm jede Waffe fehlte.
    Ihm blieb also nichts anderes übrig, als sich schutzlos in die Höhle des Löwen zu begeben und abzuwarten, was passierte. Am nächsten Tag würde er in die Kuranstalt spazieren und sich als der Bryan Underwood Scott vorstellen, der von Mr.   MacReedy schon vor Wochen

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