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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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recht mühsames Unterfangen. Soweit Bryan erkennen konnte, erstreckten sich die Wohnungen jeweils über eine ganze Etage und mussten entsprechend großzügig sein. Abgesehen von dieser einen Wohnung war es im gesamten Haus dunkel. Durch das Fenster konnte Bryan einen Kronleuchter sehen, der ihn an ein altmodisches Esszimmer denken ließ. An diesem Fenster tauchte ein alter Mann mit Vollbart hinter der Frau auf und legte ihr sachte die Hände auf die Schultern.
    Bryan ging zum Hauseingang, wo zwischen dem altmodischen Türrahmen und der modernen Sprechanlage ein Messingschild mit Namen befestigt war. Neben dem Klingelknopf für den zweiten Stock stand schlicht: Hermann Müller Invest.

35
    »LAUREEN, HAST DU GESEHEN, wie der Herr dort drüben mich ansieht?«
    »Wer denn, Bridget? Ich sehe niemanden.« Laureen sah sich im Restaurant des Hotel Colombi um. An die hundert Menschen hatten sich eingefunden, um den Abend und das Essen zu genießen. Geschirr klapperte, die verschiedensten Sprachen schwirrten durch den Raum, doch Laureen bekam von all dem nichts mit. Sie dachte nur an Bryan und fragte sich, was sie wohl dazu veranlasst haben mochte, Knall auf Fall nach Freiburg zu reisen. Sofort wurde sie wieder unruhig.
    Dieses Gefühl war ihr vollkommen fremd.
    »Da drüben! Hinter dem freien Tisch mit der lila Tischdecke. Der mit dem karierten Jackett. Jetzt sieht er gerade zu uns herüber. Nun guck doch mal!«
    »Ah, ja. Jetzt sehe ich ihn.«
    »Ein schöner Mann, findest du nicht auch?«
    »Ja ja, sicher.« Laureen wunderte sich, wie verblendet ihre Schwägerin war. Schön war nun wirklich nicht gerade das passendste Wort.
    »Ist das nicht aufregend?«
    Bridget legte die Unterarme auf den Tisch und beugte sich vor. Um ihren Mund zeichneten sich vor lauter Aufregung einige Fältchen ab. Sie machte eine Kopfbewegung, als wolle sie eine Haarsträhne zurückwerfen, was allerdings nach der Portion Haarspray, die sie gerade in ihrem Doppelzimmer auf den Haaren verteilt hatte, unmöglich war.
    Laureen hatte sich vorgenommen, am nächsten Tag früh aufzustehen und Bryans Hotel zu beobachten. Wenn er es verließ,wollte sie ihm nachgehen und sehen, was passierte. Die Vorstellung, ihren eigenen Mann heimlich zu beobachten, behagte ihr nicht besonders. Und dann war da auch noch Bridget. Die konnte und wollte sie bei der Sache jedenfalls nicht im Schlepptau haben.
    »Warum prostest du ihm nicht mal zu, Bridget?«
    Ihre Schwägerin errötete und empörte sich: »Laureen! Und du willst meine Schwägerin sein. Was denkst du von mir?«
    »Na ja, bestimmt nicht das Gleiche wie du. Aber kann dir das nicht egal sein?«
    »Grundgütiger, was würde er bloß von mir denken?«
    »Wer?«
    »Na, der Mann da!« Bridget wurde schon wieder rot.
    »Wahrscheinlich das Gleiche wie du, liebe Bridget.«
     
    Am nächsten Morgen stand Laureen schon um Viertel nach vier auf. Sie hatte sehr schlecht geschlafen und immer wieder ihr Kissen umklammert, um ihre Träume in Schach zu halten. Bridgets Bett am Fenster war unberührt und leer. Sicher würde ihre Schwägerin schon in wenigen Stunden ihren Moralischen haben. Laureen konnte ihre Unschuldsbeteuerungen und ihre Bitten um Nachsicht und Verständnis jetzt schon hören.
    Draußen war noch alles nass vom Tau. Keine Straßenbahn und kein Taxi, soweit das Auge reichte. Die Stadt und ihre Bewohner schliefen, Laureen begegnete auf ihrem Weg vom Hotel Colombi zu Bryans Hotel keiner Menschenseele.
    Aber sie musste nicht lange warten, bis sich etwas tat. Während sie noch überlegte, ob sie auf der Urachstraße stehen bleiben oder sich hinter einer der Kastanien wenige Meter vom Hoteleingang entfernt verstecken sollte, erledigte sich das Problem von selbst.
    Kaum hatte sie Schritte auf dem Kies vor dem Hotel gehört, als sie auch schon Bryan auf der Straße sah. Völlig ungeschützt stand Laureen da, außer ihr und Bryan war weit undbreit niemand zu sehen. Blitzschnell wandte sie sich ab, jedoch nicht ohne aus dem Augenwinkel noch sein besorgtes Gesicht registriert zu haben. Gedankenverloren schlug er den Kragen hoch und bemerkte sie überhaupt nicht. Das war äußerst ungewöhnlich.
    Schnellen Schrittes ging Bryan in Richtung Stadtmitte. Er war elegant gekleidet. Auf Zehenspitzen folgte Laureen ihm über das Kopfsteinpflaster. Sie hoffte inständig, dass sich die Straßen bald mit Menschen füllen würden und dass der für ihre hohen Absätze gänzlich ungeeignete Straßenbelag bald ein Ende hätte.
    Die Gestalt

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