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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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immer gesagt, dass an dem Mann etwas faul ist? Habe ich euch nicht schon damals gesagt, dass ich an der Echtheit seiner Identität zweifele? Und siehe da! Mit Unbekannten kenne ich mich aus, das weißt du doch.« Er versuchte zu lachen, brachte aber wieder nur ein Räuspern zustande. »Ich lebe ja gewissermaßen von Unbekannten. Oder wären wir heute etwa da, wo wir sind, wenn ich es nicht verstanden hätte, den entsprechenden Nutzen aus Unbekannten zu ziehen?« Er klang gekränkt.
    »Und womit kennt Arno von der Leyen sich aus? Was ist sein Spezialgebiet? Er konnte damals alles mit anhören, was wir besprochen haben. Also weiß er alles. Und er weiß genau, wie er uns kriegen kann.«
    »Dummes Zeug, Kröner!« Peter Stichs Stimme klang hart. »Er wäre doch schon vor Jahren aufgetaucht, wenn er gewusst hätte, dass wir hier sind. Er weiß es nicht. Wir haben unsere Namen geändert. Wir sind älter geworden. Zwischen dem rotäugigen Patienten, den er aus dem Spital kennt, und dem weißbärtigen alten Hermann Müller liegen Welten. Aber verschwinden muss er natürlich, keine Frage. Jetzt mal immer mit der Ruhe, Wilfried. Du rufst Petra Wagner an und ich mache Lankau ausfindig.«
     
    Lankau war derart außer sich, dass er sie nicht einmal begrüßte, als er die Wohnung in der Luisenstraße betrat. Seine Golfjacke war falsch zugeknöpft.
    »Sagt mal, habt ihr das denn immer noch nicht kapiert?«, platzte es aus ihm heraus.
    Kröner betrachtete ihn mit Sorge. Lankaus ungeheuer breites Gesicht glühte. Er hatte in den letzten Jahren beständig zugenommen und sich zu einem wahren Koloss mit gefährlich hohem Blutdruck entwickelt. Andrea Stich nahm ihm den Mantel ab und verschwand im Flur. In der großen Wohnungwar es gleißend hell, obwohl die Sonne nur schräg hereinfiel. Stich strich sich ein paarmal über den Bart und führte Lankau dann zu Kröner in der Sofaecke.
    »Samstags spiele ich Golf, verdammt noch mal! Da bin ich für niemanden zu sprechen! Für niemanden, versteht ihr? Außer für meinen Gegner, denn mit dem esse ich zwischen Loch neun und zehn immer im Colombi zu Mittag.« Lankau kam immer mehr in Fahrt. »Selbst als meine älteste Tochter ihr erstes Kind bekam, bin ich nicht gestört worden. Das wisst ihr ganz genau, verdammt noch mal! Also, was liegt so unglaublich Wichtiges an, dass ihr meint, mich vom Golfplatz holen zu müssen, Himmel, Arsch und Zwirn?« Er ließ sich auf das Sofa fallen. »Und fasst euch bitte kurz!«, kläffte er.
    »Jetzt halt mal die Luft an, Horst. Und hör zu.« Peter Stich räusperte sich ein paarmal und erklärte dem breitgesichtigen Choleriker dann kurz und knapp die Lage. Die Gesichtsfarbe des Hünen änderte sich schlagartig. Die dicken Hände gefaltet, beugte er sich vor.
    »Verstehst du jetzt, Horst? Wenn du deine wunderbare Ungestörtheit auf dem Golfplatz oder sonst wo behalten möchtest, wirst du jetzt wohl oder übel deinen Geschäftspartner und Golffreund anrufen und ihm sagen müssen, dass er die letzten neun Löcher heute Nachmittag ohne dich spielen muss. Du kannst ihm ja erklären, du hättest unerwartet Besuch von einem alten Bekannten bekommen.« Und wieder räusperte sich der Alte, statt zu lachen.
    »Wir lassen jetzt alles stehen und liegen«, schaltete Kröner sich ein und versuchte, Lankaus feindseligen Blick zu ignorieren. Schon seit Jahren war die Rangordnung unter ihnen mehr als klar. »Diese Angelegenheit hat allerhöchste Priorität. Ich schlage vor, dass unsere Familien ein paar Tage verreisen, bis die Sache ausgestanden ist.«
    Lankau zog die Augenbrauen zusammen, bis das erblindete Auge, das Andenken an die letzte Begegnung mit Arno von derLeyen in jener Novembernacht vor achtundzwanzig Jahren, ganz geschlossen war. »Glaubst du, das Schwein weiß, wo wir wohnen?« Er wandte sich Kröner zu und schob die Unterlippe vor. Kröner war sicher, dass Lankau mehr Angst um seinen Hausrat als um seine Familie hatte. Was ihm egal sein konnte, solange das Ergebnis das gleiche war: dass Lankau zuhörte.
    »Ich bin davon überzeugt, dass Arno von der Leyen sich gründlich vorbereitet hat und dass er in diesem Moment seinen nächsten Schachzug plant. Stich ist da anderer Meinung, er glaubt an einen Zufall.«
    »Ich weiß noch nicht, was ich tue. Was ihr mit euren Familien macht, ist eure Sache. Solange Diskretion das oberste Gebot bleibt. Ich glaube kaum, dass ihr Andrea dazu bewegen könnt, Freiburg zu verlassen, oder, Andrea?« Die zierliche Gestalt schüttelte

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