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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Blatt Papier lag herum. Bryan nickte anerkennend. Der einzige lose Gegenstandauf dem Schreibtisch war das Foto einer jungen Frau mit einem kleinen, dunkelhaarigen Jungen. Daraus schloss Bryan, dass es sich bei Rehmanns Vorzimmerdame um einen Herrn handelte. Er bereitete sich bezüglich der Anstaltsleiterin auf das Schlimmste vor.
    In gewissem Sinn sollte er Recht behalten.
    Die Anstaltsleiterin Rehmann zeigte sich in der persönlichen Begegnung genauso unnahbar wie am Telefon. Sie bat ihn sofort zu gehen. Aber Bryan zog den Blumenstrauß hinter dem Rücken hervor und sah sie treuherzig an. Das besänftigte sie genau so lange, wie er brauchte, um sich auf die Kante des Vorzimmertisches zu setzen und sie herzlich anzulächeln.
    Alles Weitere war Verhandlungssache, und verhandeln konnte Bryan verdammt gut. Selbst wenn er   – wie jetzt   – keine Ahnung hatte, was er eigentlich erreichen wollte und wieso.
    »Mrs.   Rehmann! Bitte verzeihen Sie mir! Da muss ich Mr.   MacReedy wirklich gründlich missverstanden haben. Er hatte mir im Hotel die Nachricht hinterlassen, ein Besuch am Vormittag würde Ihnen nicht passen. Daraus habe ich geschlossen, ich solle meinen Besuch auf den Nachmittag verlegen. Ich kann natürlich gerne wieder gehen   …«
    »Darum möchte ich Sie in der Tat bitten, Mr.   Scott.«
    »Wirklich schade, jetzt, wo ich schon mal hier bin. Da wird die Kommission sehr enttäuscht sein.«
    »Die Kommission?«
    »Ja. Selbstverständlich wissen wir, dass Ihre Klinik absolut vorschriftsmäßig betrieben wird. Und doch werden Sie mir sicher bestätigen, Mrs.   Rehmann, dass es keine Klinik gibt, die nicht irgendwie davon profitieren würde, in den Genuss von Stiftungsmitteln zu kommen, oder?«
    »Stiftungsmittel? Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie sprechen, Mr.   Scott. Und von welcher Kommission ist hier eigentlich die Rede?«
    »Nun, wissen Sie, der Ausschuss, dessen Sprecher ich bin,verteilt die Stiftungsgelder der   – hat man Sie denn gar nicht unterrichtet?«
    Sie schüttelte den Kopf und sah ihn skeptisch an. Doch er spürte: Jetzt hatte er sie am Haken. Was für eine Wohltat, diese spröde Frau um den Finger wickeln zu können! Bryan war wie im Rausch.
    Er sah auf die Uhr. Halb drei. Jetzt würde er es nicht mehr schaffen, den Volkswagen bei der Stammkneipe des Hippies abzustellen, bevor er James’ Grab besuchte.
    »Es geht um EW G-Stiftungen , die im Zusammenhang mit der wohl unmittelbar bevorstehenden Norderweiterung des Staatenverbundes eingerichtet werden. Privatkliniken wie die Ihre, Mrs.   Rehmann, könnten schon bald mit großzügigen Zuschüssen aus diesen Töpfen rechnen.«
    »Ach so, die EWG!«, sagte sie und dachte kurz nach. »Sie sagten, es handele sich um einen Ausschuss. Wann wird denn die Kommission eingesetzt, Mr.   Scott?«, erkundigte sie sich. »Ich meine, wann genau wird man über die Verteilung und die Höhe der Zuschüsse entscheiden?«
    »Oh, das ist schwer zu sagen. Das hängt zum einen davon ab, welche Länder ab dem 1.   Januar als neue Mitglieder beitreten, und zum anderen davon, wie schnell wir mit unserer Arbeit weiterkommen. Ständig kommt uns irgendetwas dazwischen, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, die uns jedoch die Arbeit erschweren und immer wieder für Verzögerungen sorgen. So wie dieses Missverständnis mit MacReedy. Da muss doch irgendetwas gründlich schiefgelaufen sein. Ich hatte ihn nämlich schon vor Wochen gebeten, diesen Termin mit Ihnen zu vereinbaren, weil mir Ihr Sanatorium äußerst förderungswürdig erschien.« Ohne sich von der Tischkante zu erheben, beugte Bryan sich zu Rehmann vor und raunte: »Sagen Sie, Mrs.   Rehmann, Sie wollen mir doch wohl nicht erzählen, dass Ihnen das alles völlig neu ist? Das kann ich gar nicht glauben, so engagiert, wie Sie dieses Haus führen.«
    »Doch, ich muss gestehen, dass ich von all dem noch nie etwas gehört habe.« Rehmanns Lachen klang etwas gekünstelt. Und Bryan hatte sie genau dort, wo er sie haben wollte.
     
    Während des Rundgangs durch die Klinik zeigte Rehmann sich von ihrer zuvorkommenden Seite. Bryan nickte höflich und interessiert und stellte nur wenige Fragen. Trotz seiner medizinischen Ausbildung konnte Bryan mit den meisten psychiatrischen Fachbegriffen, die die Anstaltsleiterin zahlreich bemühte, nur wenig anfangen. Er war aber auch nicht wirklich bei der Sache.
    Die Einrichtung konnte durchaus als modern bezeichnet werden. Hell und freundlich, gedämpfte Farben und

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