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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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und das von Gehart Peuckert.
    Im Gegenzug versprachen sie, Gerhart Peuckert eine neue Identität zu verschaffen, und zwar die, die Dieter Schmidt zugedacht gewesen war.
    Gerhart hieß von da an Erich Blumenfeld. Dazu mussten sie sein mittelblondes Haar auf wenige Millimeter abrasieren. Wenn sie sich an diese Geschichte hielten, würde Gerhart nichts zustoßen. Die Menschen würden schon schnell genug begreifen, warum Juden dringend psychiatrischer Hilfe bedurften. Die Simulanten aus dem Alphabethaus würden Gerhart ein neues Leben schenken und künftig für seine Pflege sorgen.
    Nichts sprach dagegen, dass Petra Gerhart Peuckert begleitete und in seiner Nähe blieb.
     
    »Und so sind Sie alle wieder in Freiburg gelandet?« Laureen schüttelte den Kopf. »Aber hier war doch niemand von Ihnen sicher! Ausgerechnet Freiburg!«
    »Ja, so sind wir hier gelandet. Die anderen hatten sich bereits entschieden. Und ich habe Verwandtschaft in der Gegend. Ich musste mich ja auch nicht verstecken.« Petra faltete die Hände und schob so die Tasse ein Stück nach vorn. »Es ist ja all dieJahre gutgegangen. Bis Sie und Ihr Mann hier aufgetaucht sind. Achtundzwanzig Jahre lang lief alles reibungslos. Freiburg hatte für die Simulanten viele Vorteile. Erstens ist man hier nah an der schweizerischen Grenze und zweitens waren alle, die sie möglicherweise hätten wiedererkennen können, bei der Bombardierung des Lazaretts ums Leben gekommen, sofern sie nicht schon früher verlegt worden waren. Außerdem war keiner der Simulanten in Freiburg aufgewachsen und auch sonst hatte keiner von ihnen je zuvor mit der Stadt etwas zu tun gehabt. Freiburg war von vornherein eine gute Wahl.«
    Und so verlief alles nach Plan. Alle vier bekamen neue Identitäten, genau wie Stich es veranlasst hatte. Er selbst wurde zu Hermann Müller. Wilfried Kröner wurde zu Hans Schmidt. Hans Lankau wurde zu Alex Faber, und Gerhart Peuckert wurde als der Jude Erich Blumenfeld in einem privaten Sanatorium untergebracht. In Stuttgart fanden sie einen älteren, bei den Nürnberger Prozessen freigesprochenen, aber beileibe nicht unschuldigen Arzt, der ihnen für die bescheidene Summe von zweitausend Mark die Tätowierungen und damit jeden körperlichen Hinweis auf ihre wahren Identitäten entfernte.
    »Ich glaube, Bryan trägt diese Tätowierung noch immer«, erinnerte sich Laureen. Es war Jahre her, seit sie den grünlichen Fleck zuletzt bemerkt hatte, den sie immer für das Ergebnis soldatischen Übermutes gehalten hatte.
     
    Gerhart Peuckerts Verlegung ging problemlos vonstatten. Seine erste Station nach Köln war Reutlingen, und von dort wurde er nach Karlsruhe gebracht. Als die Simulanten ihn schließlich dort abholten, war seine neue Identität längst etabliert.
    Petra war überglücklich, Gerhart bei sich in Freiburg zu haben, und gab sich lange Zeit der Hoffnung hin, er würde genesen. Darum blieb sie allein. Das war der Preis, den sie zu zahlen mehr als bereit war.
    Doch trotz Petras Stärke und Hingabe verbesserte sich GerhartsZustand nicht. Er war weiterhin unnahbar, lebte völlig in sich zurückgezogen.
    Ein Geliebter hinter Glas.
    Außer ihr waren die drei Männer so ziemlich der einzige Kontakt, den Gerhart zu seinen Mitmenschen hatte. Soweit sie wusste, hatten sie ihn immer einigermaßen gut behandelt. Nach ein paar Jahren kauften die Männer die Privatklinik und konnten fortan kommen und gehen, wie es ihnen passte.
    »Sind die drei denn wohlhabend?«
    Petras Blick war leer, sie schien die Frage gar nicht gehört zu haben. »In dem Lazarett in der Nähe von Freiburg hatte ich mich mit Gisela angefreundet. Sie war ein paar Jahre älter als ich und besuchte dort regelmäßig ihren Mann. Er war ein hoffnungsloser Fall. Als er am Ende des Krieges bei der Bombardierung ums Leben kam, war das im Grunde eine Erlösung für sie. Gisela und ich haben zusammen wieder lachen gelernt.« Ein schwaches, sentimentales Lächeln huschte über ihr Gesicht. Petra Wagner hatte seither sicher nicht viel gelacht, ging es Laureen durch den Kopf. »Und dann wollte es das Schicksal so, dass sie nicht in ihre Heimat zurückkehren konnte und mein Leben von diesen drei Männern auf den Kopf gestellt wurde. An einem Nachmittag wenige Jahre später, als die drei mich wieder einmal irgendwohin bestellt hatten, nahm ich Gisela mit, um nicht so allein zu sein. Das hätte ich niemals tun dürfen. Diese Begegnung stürzte sie ins Unglück. Sie heiratete den einen der drei, den

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