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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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richtig fett wurde. Maria war schlank und groß und dunkel. Eben der Typ Frau, den Frederik attraktiv fand. So wie Carla. Schlank und groß und dunkel. Nur, dass er Carla schon lange nicht mehr attraktiv fand, das wusste sie selbst.
    Warum hatten sie sie in der Klinik bloß gehen lassen? Sie hatte ihren Therapeuten geohrfeigt. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass sie jemanden angegriffen hatte. Aber sie hatten nur gesagt: »Nehmen Sie wieder die Tabletten, oder nein, nehmen Sie besser diese anderen hier, die sind stärker. Suchen Sie sich einen Psychiater, bei dem sie alle drei Monate vorstellig werden, um sich ein neues Rezept zu holen, und dann geht es Ihnen schnell wieder besser.« Das hatten sie zu ihr gesagt. Und sie entlassen, damit sie nach Salzburg gehen konnte, wo sie doch gar nicht nach Salzburg wollte. Aber Frederik hatte den Umzug längst vorbereitet, und ihre Frage, was aus ihrer Villa in Dahlem würde, hatte er lakonisch mit einem »Vermietet« beantwortet.
    Vermietet! Ihr Elternhaus vermietet! Selbst, als sie erfahren hatte, dass Jeremy dort wohnen würde, hatte sie den Gedanken kaum ertragen. Frederik hatte sogar die meisten Möbel im Haus gelassen. »Wir bleiben nicht ewig in Salzburg«, hatte er gesagt.
    Sie hasste diesen Mann.
    »Ich kann in Berlin bleiben«, hatte sie gesagt, aber er wollte sie unbedingt mitnehmen.
    »Denk an die Kinder.«
    »Ich tu nichts anderes.«
    »Dann weißt du, dass es am besten ist, wenn du mit uns kommst.«
    »Geh allein.«
    »Es ist gut für ihre Entwicklung. Sie werden viel lernen.«
    »Junior lernt schon genug, und Fliss kannst du von mir aus mitnehmen.«
    »Sie werden nicht getrennt, und du kommst mit.«
    Warum unterhielten sie sich eigentlich, wenn sie am Ende sowieso immer nur das taten, was er entschieden hatte? So war es auch mit Fliss’ Geburtstag gewesen. Er hatte fremde Leute eingeladen, und deshalb konnte sie jetzt auch ihr Schlafzimmer nicht verlassen.
    Auf dem Flur hörte sie Schritte. Dann ein Kratzen und Schaben an der Tür. Das ging ein paar Minuten so, und schließlich öffnete sich die Tür. Frederik hatte die Klinke abgeschraubt und das Schloss ausgebaut.
    »Du kommst jetzt runter. Wir haben Gäste.«
    »Die hast du, nicht ich.«
    »Was sollen die Leute denken?«
    »Was sie wollen. Wann küren sie dich zum Vater der Nation?«
    »Es ist der Geburtstag unserer Tochter.«
    »Es ist nicht meine Tochter.«
    »Carla! Wie lange noch?«
    »Und deshalb sind fremde Leute da?«
    »Sie sind unsere Gäste.«
    »Ich habe keine Gäste.«
    »Du bist meine Frau.«
    »Das wäre ja ganz was Neues. Davon habe ich monatelang nichts gemerkt. Und das liegt nicht nur an den getrennten Schlafzimmern.«
    »An mir liegt es nicht.«
    »Und mit wem schläfst du gerade? Mit Maria? Sally ist dir sicher zu fett. Nicht, dass es mich wirklich interessieren würde.«
    »Du bist geschmacklos.«
    »Also mit Maria. Du vögelst deine Haushälterin. Wie erbärmlich.« Carla geriet in Fahrt.
    »Wissen das deine Gäste? Wissen sie, dass du mit deiner Haushälterin vögelst? Ich glaube, ich gehe doch runter und sage es ihnen. Hören Sie zu, werde ich sagen, mein Mann, der große Frederik Arnim, vögelt seine Haushälterin, was Besseres bekommt er nämlich nicht.«
    Er sog Luft ein. »Hast du deine Tabletten nicht genommen?«
    »Soll ich sie alle auf einmal nehmen? Dann haben wir’s hinter uns.«
    »Gib mir die Tabletten.«
    »Hol sie dir doch.«
    Er ging zu ihrem Nachttischchen und öffnete die Schubladen.
    »Vögelst du wirklich mit Maria?«
    »Wo sind deine verdammten Tabletten? Du holst dir deine Ration in Zukunft bei mir ab. Wo hast du sie? Etwa in deiner Handtasche?« Er riss die Tasche an sich und durchwühlte sie. »Von wann sind die? Das war doch eine neue Packung, die ich dir letzte Woche aus der Apotheke geholt habe. Wie viele nimmst du? Hier steht was von zweimal eine. Aber es fehlen schon dreißig. Mehr.«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Ich telefoniere morgen mit deinem Arzt.«
    »Und bei wem hol ich sie mir ab, wenn du nicht da bist? Bei Maria? Treibt ihr’s nebenan in deinem Schlafzimmer? Oder im Souterrain? Weiß Sally Bescheid? Vielleicht macht sie ja mit. Das hast du dir doch bestimmt immer gewünscht. Warum sagst du es mir nicht? Wir machen einen Vierer draus.«
    Er konnte seine Verachtung nicht verbergen. »Was ist nur aus dir geworden?«
    »Das, was du aus mir gemacht hast«, parierte sie.
    Er steckte ihre Tabletten in die Hosentasche und verließ ihr

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