Das alte Kind
Lehrauftrag am Salzburger Mozarteum war nur eine Durchgangsstation, das war von Anfang an klar«, sagte er. »Außerdem wird mein Sohn ab dem kommenden Schuljahr in Uppingham unterrichtet. Auch die medizinische Versorgung für meine Tochter ist in London eindeutig besser. Und Harriet hätte sich in Deutschland oder Österreich niemals wohlgefühlt«, erklärte er seinen Schritt.
20.
Cedric Darney sah kurz aus, als stünde er vor einem Nervenzusammenbruch. Dann fing er sich wieder. Hoffte Ben zumindest.
»Um es zusammenzufassen, ich habe es versaut. Und jetzt?«
Cedric schüttelte den Kopf. »Jetzt? Jetzt sind alle Spuren, die es vielleicht hätte geben können, vernichtet. Und wer weiß, was dieser Mann noch alles zu vertuschen hatte, wir werden es so schnell nicht herausfinden. Ich meine, wir werden es nicht herausfinden, vielleicht aber die Polizei. Nur hilft mir das in der Sache mit meiner lieben Stiefmutter Lillian nicht weiter.«
McCharraigin, der auf dem Stuhl im Wohnzimmer Platz genommen hatte, der am weitesten von Cedric entfernt war, räusperte sich diskret. »Es gibt da einen Fall, in dem hat eine Frau die Unterschrift Ihres Exmanns gefälscht, um an die Embryonen ranzukommen, die die beiden in glücklicheren Tagen haben einfrieren lassen, weil sie sich mit dem Kinderkriegen Zeit lassen wollten. Der Mann prozessiert, weil er sein Einverständnis nicht gegeben hat und nun keinen Unterhalt zahlen will. Je nachdem, wie das Gericht entscheidet, könnte man in unserem Fall versuchen…«
»McCharraigin, lassen Sie’s gut sein«, sagte Cedric angestrengt. »Wir müssen ohnehin die Testamentseröffnung abwarten. Und die kann sich hinziehen, da die Ermittlungen der Schweizer Polizei noch laufen. Sie haben sogar schon Beamte bei mir vorbeigeschickt, um mein Alibi zu überprüfen und Fingerabdrücke zu nehmen.«
Der Anwalt riss die Augen auf. »Warum haben Sie nichts gesagt?«
»Weil ich erstens nichts zu verbergen habe. Ich war nie in der Schweiz, und ich habe ein Alibi, wozu hätte ich einen Anwalt gebraucht. Außerdem kannte ich die Polizistin von früher. Zweitens«, Cedric überging die interessiert hochgezogenen Augenbrauen von Ben und McCharraigin, »waren Sie gerade damit beschäftigt, Mr. Edwards aus Durham zu befreien.«
Ben starrte auf seine Fußspitzen. »Es tut mir leid. Ich wollte Fiona helfen. Ich dachte, es geht beides.«
»Damit haben Sie bei Chandler-Lytton roten Alarm ausgelöst. Er hat noch einmal nachgeforscht, wer Sie sein könnten, wurde informiert, dass es einen Journalisten gibt, der nicht nur wie Sie heißt, sondern auch noch ganz ähnliche Lebensdaten hat, und schon wusste auch dieser Brady Bescheid, dass Ihre neu gefundene Männerfreundschaft nur das Ziel hatte, an Informationen ranzukommen. Kein Wunder, dass Brady nach einem redseligen Abend bei Pizza und Bier dichtgemacht hat. Ben, was Ihnen das Genick gebrochen hat, hat schon die besten Geheimagenten zu Fall gebracht.«
Ben, der wirklich nicht wusste, worauf Cedric hinauswollte, sah ihn mit großen Augen an.
»Eine Frau«, klärte der junge Mann ihn trocken auf. »Die liebe Fiona. Ich hoffe für Sie, es lohnt sich. Was sagt Ihre Freundin dazu?« Cedric sprach mit für ihn ungewohnter Schärfe, aber Ben konnte es ihm nicht verdenken.
»Höchste Zeit für ein klärendes Gespräch«, murmelte Ben.
»Dazu werden Sie jetzt viel Zeit haben«, sagte Cedric kühl.
Ben starrte wieder auf seine Fußspitzen. »Noch nicht. Erst muss ich nach Berlin.« Er sah auf. »Sie brauchen mich vermutlich erst mal nicht so dringend?«
Cedrics Blick sagte alles.
»Ich glaube übrigens nicht, dass es schon zu spät ist. Ich kann immer noch Beweise gegen Chandler-Lytton sammeln. Niemand schafft es, wirklich alle Spuren zu verwischen. Auch er nicht.«
Cedric sagte immer noch nichts, schaute immer noch böse. Nicht, dass sich Ben vor ihm fürchtete. Der junge Mann war ihm dazu viel zu sympathisch. Und Ben hatte längst beschlossen, ihm weiterhin zu helfen, ob Cedric es wollte oder nicht. Erstens, weil Ben wiedergutmachen wollte, was er versaut hatte, und zweitens, weil er Cedric mochte. Bei der inneren Aufzählung fiel ihm etwas ein, das Cedric gerade gesagt hatte.
»Vielleicht lernen Sie die Frau ja mal kennen, die mir das Genick gebrochen hat«, sagte Ben im Hinausgehen. »Ach, und grüßen Sie Isobel Hepburn, wenn Sie sie wiedersehen. Dass ich Sie von ihr grüßen soll, hat sich ja wohl erledigt.«
Aus dem Augenwinkel sah er, wie
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