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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Kampfrufs.
    »Feuer!«
    In dem kurzen Augenblick zwischen dem Befehl und dessen Ausführung war Sabriel von der schrecklichen Angst erfüllt, dass die Gewehre nicht funktionierten. Dann aber knallten sie, und die MGs ratterten. Kugeln zerfetzten Totes Fleisch, zersplitterten Knochen, warfen die Hände zu Boden. Trotzdem kamen die grauenvollen Kreaturen unbeirrt näher, bis sie völlig zerrissen wurden, in Bruchstücke zersprangen, im Drahtverhau hängen blieben.
    Das Feuer wurde langsamer, doch ehe das Schießen ganz endete, stolperte, kroch und rannte eine neue Woge von Händen durchs Tor und rutschte und purzelte über die Schulmauer. Hunderte waren es und so dicht gedrängt, dass sie den Drahtverhau flach drückten und unbeirrt näher kamen, bis die Gewehre am Fuß der Treppe auch die Letzten von ihnen erledigten. Einige, die noch einen Rest menschlicher Intelligenz besaßen, zogen sich zurück, doch gewaltige Flammen der weißen Phosphorgranaten, die aus dem zweiten Stock geworfen wurden, erfassten sie.
    »Sabriel – schnell ins Haus!«, befahl Horyse, als die letzten Hände wirr im Kreis krochen und zappelten, bis weitere Kugeln ihnen ein Ende bereiteten.
    »Ja«, murmelte Sabriel. Sie blickte hinaus auf den Teppich aus Toten, das flackernde Feuer der Laternen und die Phosphorreste, die wie Kerzen in einer gespenstischen Leichenhalle brannten. Der Gestank von Kordit reizte ihre Nase, haftete an ihren Haaren, ihrer Kleidung. Die Geschützrohre der Maschinengewehre links und rechts von ihr glühten rot. Die grauenvollen Hände waren bereits tot, trotzdem verursachte ihr diese Massenvernichtung größere Übelkeit als Freie Magie…
    Sie ging ins Haus und steckte ihren Degen ein. Erst da erinnerte sie sich an die Glocken. Möglicherweise hätte sie diese Unmengen von Händen aufhalten und friedlich zurück in den Tod senden können, ohne dass… Aber jetzt war es zu spät. Und was wäre gewesen, wenn man sie, Sabriel, überwältigt hätte?
    Als Nächstes würden Schattenhände kommen, davon war sie überzeugt. Und die konnten nicht mit den Waffen der Soldaten bezwungen werden, ebenso wenig wie mit ihren Glocken – es sei denn, sie kamen in geringer Zahl, aber das war so unwahrscheinlich wie ein verfrühter Sonnenaufgang…
    Auf dem Korridor standen weitere Soldaten bereit, doch sie trugen Rüstung und Helm, große Schilde und Speere mit abgeflachten breiten Spitzen. Auf Waffen und Rüstung hatten die Männer in der Eile einfache Charterzeichen gemalt. Die meisten rauchten und tranken Tee aus den zweitbesten Porzellantassen der Schule. Sabriel erkannte, dass sie zum Kampf bereit waren, sobald die Gewehre nichts mehr ausrichteten. Ihre Unruhe war gezügelt und sie strahlten irgendetwas aus… nicht Tollkühnheit, sondern eine seltsame Mischung aus Tüchtigkeit und Todesverachtung. Was immer es war – es veranlasste Sabriel, langsamer zu gehen, als wäre sie überhaupt nicht in Eile.
    »Guten Abend, Miss.«
    »Gut, die Gewehre zu hören, hm? Funktionieren eigentlich nie im Norden.«
    »Wenn sie so weitermachen, werden sie uns nicht brauchen.«
    »Ist nicht wie an der Grenze, im Außenkommando, Ma’am, nicht wahr?«
    »Viel Glück mit dem Burschen in der metallenen Zigarrenkiste, Miss.«
    »Viel Glück euch allen«, erwiderte Sabriel und versuchte das Grinsen der Männer mit einem Lächeln zu erwidern.
    Dann begann die Schießerei aufs Neue. Sabriel zuckte zusammen und ihr Lächeln schwand, doch die Soldaten achteten nicht mehr auf sie, sondern richteten ihre Aufmerksamkeit nach draußen. Sie sind bei weitem nicht so gleichmütig, wie sie vorgeben, überlegte Sabriel, während sie sich durch den Korridor zur Aula begab.
    Hier war die Angst deutlich spürbar. Der Sarkophag lag ganz hinten auf dem Rednerpodest. Alle drängten sich am anderen Ende zusammen, so weit wie möglich davon entfernt. Die Scouts standen an einer Seite; auch sie tranken Tee. Magistrix Greenwood redete mit Touchstone, und die etwa dreißig Mädchen – eigentlich schon junge Frauen – hatten sich auf der Seite gegenüber den Scouts aufgestellt wie in der bizarren Parodie eines Schulballes.
    Durch die dicke Steinwand und die Fensterläden der Aula konnte man das Gewehrfeuer für das Prasseln starken Hagels und die Detonation der Granaten für rollenden Donner halten, doch alle wussten, was es war. Sabriel schritt zur Mitte der Halle und rief:
    »Chartermagier! Kommen Sie bitte hierher!«
    Die jungen Frauen bewegten sich etwas schneller als die

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