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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Dekontaminationsprozeß unterziehen müssen, ganz gleich welcher Klassifikation sie angehören, was auch die meisten Amateurhistoriker abhalten dürfte, bis auf die besonders enthusiastischen oder masochistischen. Ich möchte nur wissen, ob es nicht einen höflichen Weg gibt, auch den anderen zu sagen, sie möchten meinem Schiff fernbleiben.“
    „Einige von ihnen“, antwortete Conway hilflos, „sind Diagnostiker.“
    „Sie sagen das, als wäre es eine Art von Antwort, Doktor“, sagte der Kapitän und schaute perplex drein. „Was ist so Besonderes an Diagnostikern?“
    Plötzlich hörten alle mit dem Essen auf und starrten Conway an, der als einziger nirgendwo außerhalb seiner sterilen Kabine essen konnte. Priliclas Schweben wurde irgendwie etwas instabil, wogegen Naydrad ein kurzes, nebelhornähnliches Zischen von sich gab, das unübersetzbar war.
    Es war Murchison, die schließlich das Wort ergriff. „Die Diagnostiker sind etwas ganz Besonderes, Kapitän“, sagte sie, „und etwas Herausragendes. Wie Sie sicherlich wissen, bilden sie das ranghöchste Personal des Hospitals, und deshalb kann man ihnen nicht einfach Befehle erteilen. Ein anderer Grund ist – wenn Sie sich mit einem von ihnen unterhalten, dann können Sie niemals ganz sicher sein, mit wem oder mit was Sie da reden …“
    Das Weltraumhospital war ausgerüstet zur Behandlung jeder bekannten Form intelligenten Lebens, erklärte Murchison, doch keine lebende Person konnte in ihrem Gehirn auch nur einen Bruchteil der hierzu erforderlichen physiologischen Daten behalten. Das chirurgische Fingerspitzengefühl und die Sicherheit bezüglich der Diagnose bei Außerirdischen, das waren Fragen der Erfahrung, doch das vollständige physiologische Wissen über einen Patienten, den man behandeln mußte, wurde über sogenannte Ausbildungsbänder vermittelt. Das waren einfach Gehirnaufzeichnungen großer medizinischer Autoritäten der betreffenden Spezies oder einer Spezies, die der des zu behandelnden Patienten sehr ähnlich war.
    Wenn nun ein irdischer Arzt einen kelgianischen Patienten behandeln mußte, dann griff er einfach zu einem solchen Band über den physiologischen Typ DBLF, bis die Operation vorüber war, wonach das Band wieder aus dem Gedächtnis des Arztes gelöscht wurde. Die einzige Ausnahme von dieser Regel waren die Chefärzte mit Lehrbefugnis, die den Inhalt zweier Bänder gleichzeitig beherrschen mußten, und die Diagnostiker.
    Die Diagnostiker gehörten zur Elite des Hospitals. Sie verfügten über einen Verstand, der stabil genug war, um sechs, sieben, in manchen Fällen sogar zehn Bänder gleichzeitig aufzunehmen. Diesen mit Daten überfüllten Geistern wurden Projekte wie Forschungen in xenologischer Medizin oder aber die Behandlung neuer Krankheiten bei bislang unbekannten Lebensformen überlassen.
    Doch die Bänder enthielten nicht nur physiologische Daten. Mitunter wurden die gesamten Erinnerungen des Wesens, das das physiologische Wissen besessen hatte, mit gespeichert. Das aber hatte zur Folge, daß ein Diagnostiker sich manchmal selbst einer der drastischsten Formen der Schizophrenie auslieferte. Die anderen Wesen, die das Gehirn des Diagnostikers bewohnten, konnten sehr wohl aggressive, unfreundliche Individuen sein – Genies, gleichgültig ob auf medizinischem Gebiet oder auf anderen Gebieten, waren nur selten umgängliche, freundliche Leute – mit allen Arten von Wehwehchen und Phobien.
    Die ursprüngliche Persönlichkeit wurde niemals völlig gelöscht, doch abhängig von dem Fall oder Forschungsprojekt, an dem er gerade arbeitete, und von der Tiefe der hierzu erforderlichen Konzentration, konnte man bei einem Diagnostiker niemals sicher sein, wie er auf bestimmte nichtmedizinische Fragen reagieren würde. Man versuchte am besten herauszufinden, von welcher Persönlichkeit der Diagnostiker gerade primär kontrolliert wurde, bevor man überhaupt etwas sagte. Sie waren keine Wesen, denen man einfach Befehle geben konnte, und selbst der Chefpsychologe des Hospitals, O’Mara, mußte sie mit einer gewissen Vorsicht behandeln.
    „… Daher tut es mir leid, aber Sie können ihnen nicht einfach sagen, sie möchten Ihrem Schiff fernbleiben, Kapitän“, sprach Murchison weiter. „Außerdem werden sie wahrscheinlich sehr gute Gründe, medizinischer wie nichtmedizinischer Art, für ihr Hiersein haben. Und Sie sollten ebenfalls nicht vergessen, daß sie uns in den vergangenen zwei Wochen praktisch Zelle für Zelle untersucht und

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