Das Ambulanzschiff
Vorausgesetzt, daß wir unverzüglich unsere Lager wieder auffüllen können und die Vorräte an Medikamenten ergänzen und daß keine überdimensionalen Extras im Weg herumstehen …“
„Da kann ich Sie beruhigen“, sagte O’Mara.
„… könnten wir innerhalb von zwei Stunden starten“, endete Fletcher.
„Ausgezeichnet“, antwortete der Chefpsychologe zufrieden. „Sie werden sich um ein Notrufsignal kümmern, das im Sektor fünf aufgespürt worden ist, in den Randgebieten also. Der Art der Strahlung nach zu schließen, handelt es sich nicht um eines der unsrigen Signale. Es liegen keinerlei Verkehrswege der Föderation dort draußen, und die Sternendichte ist ziemlich dünn. Daher hielten wir es für unnötig, dort kartographische Arbeiten durchführen zu lassen. Aber wenn es dort draußen eine sternenfahrende Rasse gibt, lassen sie uns vielleicht ihre Karten kopieren, wenn wir ihnen unsere dafür anbieten. Besonders dann, wenn Sie ein paar ihrer Freunde aus einer Notlage retten. Aber vielleicht sollte ich so hochaltruistische Medizinertypen wie Sie nicht unbedingt auf den Profitaspekt dieser Angelegenheit aufmerksam machen. Das Kommunikationszentrum wird Ihnen unverzüglich die Koordinaten des Notrufs zukommen lassen. Mit nahezu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei diesem in Not geratenen Schiff um einen Raumer einer bis heute noch unbekannten Spezies.“
„Und, Conway“, fügte O’Mara trocken hinzu, „versuchen Sie dieses Mal ein paar ganz gewöhnliche oder auch außergewöhnliche Patienten mitzubringen – und keine potentielle Epidemie …“
Sie verschwendeten keine Zeit damit, auf die nötige Sprungdistanz zu kommen, da Fletcher nun über die Möglichkeiten des Schiffes Bescheid wußte. Er erklärte ihnen das ein wenig, doch Conway schien es mehr eine Entschuldigung zu sein, weil es bei der ersten Mission so langsam gegangen war. Doch seine medizinischen Kollegen und er selbst konnten auf diese Art ein wenig von der Technik des Schiffes lernen.
In Übereinstimmung mit den Direktiven des Projektes ‚Ambulanzschiff mußte Conway seinen Offizieren auch einige Grundlagen der extraterrestrischen Physiologie beibringen, über deren physische Struktur, ihre Muskulatur, ihre Kreislaufsysteme und so weiter – genug eben, damit sie nicht aus Versehen einen Patienten, wenn auch in bester Absicht, töteten. Andererseits mußte Fletcher das Reziproke tun, indem er den Medizinern etwas über extraterrestrischen Raumschiffbau und Technologien beibrachte, so daß sie keine elementaren Fehler beim Anblick der Raumschiffe, in denen sich ihre Patienten befanden, machen konnten.
Darin waren Fletcher und Conway sich nun einig: Bei dieser Mission hatten sie keine Zeit, mit dem Lehrprogramm zu beginnen, doch sie wollten es für zukünftige Fahrten im Auge behalten. Das Ergebnis war, daß Conway die meiste Zeit des Hyperraumfluges im medizinischen Deck verbrachte, zusammen mit Naydrad, Prilicla und Murchison, und sich fragte, ob sie auch ausreichend vorbereitet waren, um eine unbekannte Anzahl Unfallopfer von unbekannter physiologischer Klassifikation zu empfangen. Doch nach Fletchers Einladung hielt er sich im Kontrollraum auf, kurz bevor sie wieder in den Subraum zurückfielen.
Nur wenige Sekunden nachdem die Rhabwar sich wieder im Normaluniversum befand, erklang auch schon die Stimme von Leutnant Dodds: „Wrack voraus, Sir.“
„Ich kann es nicht glauben …!“ begann Fletcher ungläubig. „Unsere Astrogation ist zu exakt, um mehr zu sein als reines Glück.“
„Oh, ich weiß nicht, Sir“, antwortete Dodds grinsend. „Die Entfernung beträgt zwölf Meilen. Ich werde das Skop justieren. Wissen Sie, Sir, dies könnte die schnellste Rettungsaktion werden, die jemals bekanntgeworden ist.“
Der Kapitän antwortete nicht. Er schien freudig überrascht, aber auch ein wenig verunsichert über soviel Glück. Auf dem Schirm zeigte das Wrack sich als verwaschener, rasch rotierender Fleck vor einem schwarzen Hintergrund. Hier draußen in den Randgebieten war die stellare Dichte sehr gering, und das meiste Licht kam von dem Nebelband der Galaxis. Plötzlich wurde das Bild heller als Dodds umschaltete auf die Infrarotrezeptoren und sie das Schiff durch seine Hitzeausstrahlung sahen.
„Sensoren?“ fragte der Kapitän.
„Nur nichtorganisches Material, Sir“, meldete Haslam. „Keine Atmosphäre feststellbar. Verglichen mit der Umgebung ist die Temperatur sehr warm. Was auch
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