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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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der T e nelphi über deren Erfahrungen an Bord des Wracks unterhalten wollten und die Conway immer und immer wieder anklagten, daß er nicht mehr Gegenstände mitgebracht hatte als ein siebenhundert Jahre altes medizinisches Handbuch, das zu Staub zerfallen war, als man es den modernen Sterilisierverfahren unterzogen hatte.
    In seiner anzugförmigen Enklave steriler Luft bemühte Conway sich bei alledem, nicht immer erfolgreich, emotional kühl und gelassen zu bleiben. Kapitän Fletcher, dessen Genesung inzwischen so weit fortgeschritten war, daß er glaubte, nur noch das rote Band der Quarantäne hindere ihn an einer Rückkehr zu den eigentlichen Aufgaben, konnte mitunter beim besten Willen nicht gelassen bleiben. Ganz besonders schlimm war es, wenn das Personal der Rhabwar sich zu den Mahlzeiten versammelte.
    „Sie sind doch schließlich ein Chefarzt, und Sie sind noch immer der ranghöchste medizinische Offizier auf diesem Schiff“, führte der Kapitän mit nörgelnder Stimme aus, während er das eher kärgliche und geschmacksneutrale Essen attackierte, das die Diätfachleute für sie zusammengestellt hatten. „Im Gegensatz zu uns, Doktor, waren Sie niemals Patient, das heißt, Ihr Rang wurde nicht aufgehoben, als wir in die Quarantäne genommen wurden. Ich meine, Thornnastor ist als Person an sich ja ganz recht und in Ordnung, aber nichtsdestotrotz ist er ein FGLI, und seine Bewegungen haben die Grazie eines sechsbeinigen Elefantenbabys. Ist Ihnen aufgefallen, was er mit der Treppe des medizinischen Decks angestellt hat – und mit der Tür zu Ihrer Kabine, Ma’am?“
    Er brach ab, um Murchison mit einem anklagenden Blick zu betrachten. Leutnant Haslam murmelte etwas davon, daß er selbst manchmal das Gefühl habe, die Tür zu der Kabine eingetreten zu haben, woraufhin der Kapitän ihn stirnrunzelnd zum Schweigen brachte. Die Leutnants Dodds und Chen, gute Jungoffiziere, die sie ja nun einmal waren, verharrten in respektvoller Stille und strahlten, gemeinsam mit den anderen männlichen irdischen DBDG’s eine freudige Art emotionaler Strahlung aus, die Prilicla wohl beschrieben hätte als ‚zugehörig zu dem Wunsch, sich zu reproduzieren’. Oberschwester Naydrad, die sich nur selten beim Essen stören ließ, beschäftigte sich auch weiterhin mit den grünen und gelben Pflanzenfasern, die sie als ‚Nahrung’ bezeichnete, und ignorierte sie.
    Der emotional-sensitive Doktor Prilicla, der niemanden ignorieren konnte, schwebte still über der Tischkante und zeigte keinerlei Anzeichen emotionalen Unbehagens. Offensichtlich war der Kapitän also nicht ganz so verärgert, wie er sich gab.
    „… Ganz im Ernst, Doktor“, fuhr er fort, „es ist nicht nur Thornnastor, der in Teilen des Schiffes herumtrampelt, die nicht für FGLI’s geschaffen sind. Auch die anderen Extraterrestrier nehmen eine Menge Platz weg, und es gibt Zeiten, da hat jedes Mannschaftsmitglied ein halbes Dutzend Außerirdische oder Menschen um sich herum, denen es von seinen Erlebnissen und irgendwelchen Dingen in dem Wrack berichtet, und sie behandeln uns alle, als hätten wir einen mutierten Lepravirus abbekommen und nicht etwa denselben Influenzaerreger wie die Besatzung des Aufklärungsschiffes auch.“
    Conway lachte. „Ich kann ihre Gefühle gut verstehen, Kapitän. Sie haben historisches Material von unschätzbarem Wert verloren, jetzt wirklich verloren, das schon seit über siebenhundert Jahren als verloren angesehen wurde. Das bedeutet, sie haben es gleich zweimal verloren und sind deshalb auch doppelt so ärgerlich auf mich, weil ich kein Ambulanzschiff voller Aufzeichnungen und Gegenstände von der Einstein mitgebracht habe. Ich hatte einfach keine Zeit dafür. Aber wer weiß, was ich sonst noch hätte einschleppen können, zusammen mit diesen Aufzeichnungen – ich denke an alle Arten von Viren und Krankheitserregern jener längst vergangenen Zeit, gegen die wir heute keine Immunität mehr besitzen. Ich konnte das Risiko nicht auf mich nehmen, und wenn sie aufhören, bitter enttäuschte Amateurhistoriker zu sein und wieder zu den Top-Diagnostikern und Chefärzten des Hospitals werden, dann werden sie einsehen, daß sie unter den gleichen Umständen exakt das gleiche getan hätten wie ich.“
    „Ich stimme Ihnen zu, Doktor“, sagte Fletcher, „und ich habe Verständnis für deren Probleme, wie auch für die Ihrigen. Ich weiß auch, daß sie sich einem gründlichen und … nun … physiologisch unangenehmen

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