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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Murchison von ihrem Analysator auf.
    „Wenn die erste Probe aus einem Raum mit normalen atmosphärischen Bedingungen stammt“, sagte sie, „dann atmen wir, abgesehen von einigen Spurenelementen, die unsere Atmosphäre nicht enthält, dieselbe Luft wie sie auch. Die Probe aus der Kabine allerdings hatte nur halben Druck und enthält einen ungewöhnlich hohen Anteil Kohlendioxid und Wasserdampf. Nicht mehr lange, dann wird die Atmosphäre dort drinnen gefährlich dünn und abgestanden sein. Je schneller wir das Wesen herausholen, desto besser.“
    „In Ordnung“, antwortete Conway. Er entfernte den Probenbohrer, ohne das entstandene Loch wieder zu verschließen, und während die Luft des medizinischen Decks hineinströmte, sagte er: „öffnen Sie, Kapitän.“
    Die Kabine lag auf dem Rücken, der Türgriff, eine rechteckige Platte mit drei konischen Kerben darin, zeigte nach oben. Fletcher zog seinen Handschuh aus und preßte drei Finger fest in die Vertiefungen, woraufhin er die Platte beiseite schob. Sie hörten ein lautes Klicken, dann öffnete er die Tür. Im Innern befand sich eine unansehnliche blutige Masse.
    Conway brauchte einige Minuten, bis er erkannt hatte, was geschehen war, und die blutdurchtränkten Kleidungsstücke und Decken um den Außerirdischen herum entfernen konnte. Der Schrank hatte früher einmal zwanzig Innenfächer enthalten, die man hastig entfernt hatte, wobei die scharfen Kanten mit Polstern und Kleidungsstücken ausgestopft worden waren, um den Fremden zu schützen. Doch die Kollision war sehr heftig und die Zeit knapp gewesen, daher war die Polsterung nur ungenügend erfolgt. Daraus resultierend waren sowohl die Polster als auch der Überlebende im Innern des Schrankes umhergewirbelt worden. Der hilflose Überlebende war in eine Ecke des Gefäßes gedrückt worden, und er blutete noch immer aus zahllosen Wunden, die von den scharfen Kanten herrührten. Die Streifen des Pelzes konnte man unter dem getrockneten Blut kaum erkennen.
    Murchison und Naydrad halfen Conway, als dieser den Überlebenden mit unendlicher Behutsamkeit aus seinem selbstgewählten Gefängnis heraushob und auf den Untersuchungstisch legte. Eine der gerade geschlossenen Wunden an seiner Seite brach wieder auf und blutete erneut, doch noch wußten sie nicht genug, um eine Anwendung ihrer Koagulate riskieren zu können. Conway untersuchte den Körper mit seinem Taschenröntgengerät. „Es scheint keine Raumanzüge in diesem Teil des Schiffes gegeben zu haben. Doch sie hatten augenscheinlich einige Minuten Zeit, genug für diesen hier, sich den Schrank herzurichten, und die drei anderen, die wir sahen, dem sicheren Tod auszuliefern …“
    „Nein, Doktor“, sagte der Kapitän. Er deutete auf den Schrank. „Der kann nicht von innen geöffnet oder geschlossen werden. Die vier haben entschieden, wer überleben sollte, und sie haben ihr Bestes getan, um dieses Überleben auch sicherzustellen – ich würde sagen, auf schnellstem Weg und mit einem Minimum an Streit. Als Spezies scheinen sie sehr … zivilisiert zu sein.“
    „Ich verstehe“, sagte Conway, ohne aufzusehen.
    Er konnte nicht sagen, ob einige der kleineren inneren Organe des Fremden durch den Stoß aus ihren natürlichen Positionen gedrängt worden waren, doch sein Röntgengerät zeigte, daß keines der größeren verletzt oder radikal außer Position war. Auch das Rückgrat schien unverletzt, das gleiche schien für die Rippen zu gelten. Auf dem Rücken, direkt am Ansatz des langen Schwanzes, war ein rosaroter Fleck, auf dem Reste brauner Farbe zu sehen waren, Conway hielt es zuerst für eine Stelle, an der der Pelz fehlte, doch eine eingehendere Untersuchung zeigte, daß es sich um eine natürliche Eigenheit handelte. Der Kopf des Wesens, den es gegen den Körper gepreßt und teilweise mit dem Schwanz geschützt hatte, war von konischer Form, nagetierähnlich und von einem dicken Fell bedeckt. Auch der Kopf selbst schien unverletzt, doch zeigten sich an manchen Stellen Anzeichen innerer Blutungen, die man, wäre der Pelz nicht gewesen, als deutliche Blutergüsse hätte erkennen können. Etwas Blut troff aus dem Mund, doch Conway konnte nicht sicher sein, ob das die Folge einer einfachen Verletzung in der Mundhöhle oder aber eines Lungenschadens, verursacht durch die Dekompression, war.
    „Helft mir, das arme Ding etwas auszustrecken“, sagte er, zu Naydrad gewandt. „Es sieht aus, als habe es versucht, sich zu einem Ball zusammenzurollen.

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