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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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gefährlich nahe.
    »Glaub mir, Thorn, ich habe nicht die geringsten Hemmungen, dich aufzuspießen. Gib mir nur einen Grund, und ich schlitze dich mit Vergnügen auf.«
    Melchors Gesicht zuckte. Einen Moment starrten sie sich in dem grauen Licht des beginnenden Tages an. Schließlich griff Thorn in seine Jacke, zog die zusammengedrückte Pergamentrolle heraus und warf sie Julian hin. Er fing sie auf, als Viviana hinter ihm Terrence aus dem anderen Boot zu ihnen herübersteigen sah. Noch ehe sie Julian warnen konnte, wurde Terrence von einem Paddel am Kopf getroffen. Mit einem Klatschen fiel er über Bord.
    »Fisch ihn wieder raus, Rinaldo, wir brauchen ihn noch.«
    Der Spanier griff mit seinen langen Armen nach dem Bewusstlosen und zog ihn an Bord.
    »Wo ist mein Anhänger?«, fragte er.
    Melchor zog den kleinen Lederbeutel aus seinem Hemd.
    »Meinst du den hier, Fettsack?«, höhnte er.
    »Gib den Anhänger zurück, Thorn«, befahl Julian.
    »Ich glaube, ich bin für einen Tag großzügig genug gewesen.« Damit zog er das Lederband über den Kopf und schleuderte den Anhänger in den Fluss.
    »Nein!« Rinaldo machte einen Satz nach vorn. Unter seinem Gewicht bäumte sich der Kahn auf, Melchor verlor die Balance und kippte zuerst nach vorn und dann nach hinten. Er schlug mit den Knien gegen die Reling und fiel, wild mit den Armen rudernd, über Bord. Rinaldo beugte sich über das Boot.
    »Der Anhänger!« Seine Stimme war fast ein Schluchzen. Viviana riss den Stoff ihres Kleides los und rappelte sich auf. Sie packte Rinaldo am Arm.
    »Rinaldo! Ich habe ihn. Ich habe deinen Anhänger! Er ist hier in meinem Beutel!«
    Er drehte sich zu ihr um, und sie fielen sich in die Arme.
    »Viviana, es ist so schön, dich wiederzusehen.«
    »Hilfe!« Melchor planschte panisch im Wasser.
    »Hilfe, Hilfe«, gurgelte er.
    Sie ließen einander los und drehten sich wieder zum Wasser.
    »Ich kann nicht schwimmen!« Melchor prustete und streckte verzweifelt einen Arm aus.
    »Schade«, antwortete Viviana kalt und stand auf. Rinaldo blickte auf den Ertrinkenden und sagte nichts. Julian war in das andere Boot gestiegen.
    »Simeon!«, rief er überrascht und beugte sich über seinen Freund.
    »Ist er tot?«, fragte Viviana.
    »Nein, Gott sei Dank ist er nur bewusstlos. Er hat aber eine Messerwunde an der Schulter.«
    »Ich war das nicht!«
    Julian drehte sich zu ihr um. Sie sahen sich einen Moment lang in die Augen. Um Julians Mundwinkel zuckte ein Grinsen, aber er schüttelte nur den Kopf.
    »Was geht hier eigentlich vor sich?«, fragte Julian.
    »Jetzt soll ich es also doch erklären, wie?«
    »Es tut mir leid, Viviana.« Seine grünen Augen blickten sie ernst an. Sie wusste, dass er es ehrlich meinte, und sie wusste auch wieder, warum sie sich auf diese Sache eingelassen hatte. Viviana lächelte.
    »Ich erkläre es dir später, kümmere du dich erst einmal um deinen Freund.« Sie wandte sich wieder dem anderen Boot zu, fragte dann aber über die Schulter: »Willst du Thorn retten?«
    Julian hielt einen Augenblick inne und rang mit sich. Viviana reckte sich und warf einen Blick über den Bootsrand.
    »Zu spät, er ist bereits untergegangen«, log sie.
    Julian nickte und wandte sich wieder Simeon zu. Viviana und Rinaldo fesselten Terrence und den Bootsmann. Als sie fertig waren, war Melchor Thorn tatsächlich nicht mehr zu sehen.
    Simeon kam stöhnend wieder zu sich, und sie halfen ihm in das größere Boot. Die beiden kleineren Boote im Schlepptau, ruderten Julian und Rinaldo in Richtung Ufer zurück. Es war inzwischen heller geworden, und der dichte Nebel löste sich allmählich auf. Viviana holte ihren Beutel aus ihrer Kleidertasche und zog das kleine Paket heraus. Sie reichte es Rinaldo.
    »Hier ist das Ding, was in dem Anhänger war.«
    Er ließ das Ruder los und nahm das kleine Paket entgegen. Er küsste es und steckte es vorsichtig in seine Tasche. Dann, als wäre nichts gewesen, ruderte er weiter. Vivian und Julian blickten sich an.
    »Also?«, fragte Julian.
    »Also was?«
    »Was hattest du hier vor?«
    Plötzlich war es Viviana peinlich, Julian so offen ihre wirklichen Beweggründe zu sagen. Sie erzählte ihm alles, was vorgefallen war, seitdem sie in Saint Albans getrennt worden waren, doch ihre Erklärung, warum sie das getan hatte, blieb etwas vage.
    »Wie habt ihr uns gefunden?«, fragte Viviana Rinaldo, um das Thema zu wechseln und Julians forschendem Blick zu entgehen.
    »Wir haben ein bisschen Glück gehabt«, sagte Rinaldo

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