Das Amulett der Pilgerin - Roman
nicht zu üppig oder weich, waren fest. Sie bot sich ihm dar, forderte ihn auf, sie zu berühren, seinem Begehren nachzugeben. Seine Hände lösten die Bänder ihres Kleides, schoben sich unter den Stoff und umfassten ihre Brüste. Liebkosend streichelte er über die glatte Haut und die festen Knospen. Langsam zog er sie aus, schob die Ärmel genussvoll über die braune Haut. In ihm brannte das Wissen, dass er dies nur ein Mal tun würde und dann nie wieder, dass sie nur in dieser Nacht ihm gehören würde und der Morgen das Ende brachte. Er schob ihr Kleid zur Seite, und sie lag nackt vor ihm und lächelte ihn an. Er würde sie lieben, diese eine Nacht. Julian streifte seine Hose ab und legte sich auf sie. Er spürte den verborgenen Schatz zwischen ihren Beinen und stöhnte. Viviana schlang ihre Beine um ihn und nahm ihn langsam in sich auf. Julian glaubte den Verstand zu verlieren vor Leidenschaft. Es gab kein Entrinnen, er war verloren in ihrem Netz. Viviana wusste genau, was er wollte, was er brauchte, wonach er sich sehnte. Er liebte sie mit allem, was er hatte, und sie gab sich ihm hin, wie es Frauen nur in Männerträumen tun.
Irgendwann, Julian hatte das Zeitgefühl verloren, ruhten sie schließlich erschöpft auf dem Lager. Viviana lag auf der Seite, und er lag hinter ihr und hatte die Arme um sie geschlungen. Ihr Atem ging regelmäßig und ruhig. Julian fühlte sich erlöst und verloren zugleich. Ihr Haar fiel auf sein Gesicht, und er strich ihr über die Schläfe und schob die schwarze, seidige Pracht beiseite, als sein Blick auf das Fleckchen Haut hinter ihrem Ohr fiel. Eine kleine Tätowierung kam zum Vorschein, ein Kreis aus sechs Punkten. Das Erkennungsmerkmal der Verräter. Die Welle der Verzweiflung und Wut, die Julian erfasste, trieb ihm Tränen in die Augen. Er lag unbewegt da, hielt sie im Arm und konnte sich nicht dazu zwingen, sie loszulassen.
Die Nacht schien endlos, und doch kam das erste Tageslicht viel zu schnell. Julian hatte sich angezogen und saß auf dem Boden gegenüber dem Lager. Er lehnte an dem Bretterverschlag, den der Wirt nach seinem Kampf mit Emmitt wieder geflickt hatte. Auf Hochverrat stand die Todesstrafe, dachte Julian und wunderte sich, dass Viviana so ruhig im Feindesland schlafen konnte. Sie musste sich völlig sicher fühlen mit einem Narren an ihrer Seite, der ihr nichtsahnend Schutz und Unterstützung bot. Julians Lippen pressten sich grimmig zusammen. Bis gestern war er dieser Narr gewesen, das würde heute ein Ende haben. Es wurde immer heller, und die Stadt erwachte zum Leben. Die Geräusche der Straße drangen durch die geöffnete Fensterluke in die Kammer, und Viviana murmelte etwas, streckte sich und erwachte.
Nach einem schnellen Frühstück unter der Geißblattlaube machten sie sich auf den Weg, um nach Rinaldo zu suchen. Viviana erstrahlte an diesem Morgen in lieblicher Schönheit. Sie war anhänglich und zärtlich und schien die letzte Nacht offensichtlich genossen zu haben. Julian begann sie für das, was sie ihm antat, zu hassen. Sie spielte mit ihm, und doch erschien alles so echt. Er musste dieser Qual schnellstmöglich ein Ende bereiten.
»Ich habe etwas bei dem königlichen Verwalter abzugeben, und dann können wir nach Rinaldo fragen.«
Viviana ging neben Julian, die Hand in seiner, die steile Straße hinauf. Er verheimlichte ihr etwas, das spürte sie genau. Es musste etwas mit seiner Arbeit zu tun haben, und er wollte nicht darüber reden. Sie hatte befürchtet, dass er sie belogen hatte, aber nach dieser letzten Nacht war sie sich sicher, dass er sie liebte. Sie hatte sich nicht getäuscht. Was auch immer der unangenehme Mann gestern im Klosterhof gemeint hatte, es würde sich schon aufklären.
Sie folgte Julian in einen rechteckigen gemauerten Innenhof. Wie bei offiziellen Gebäuden üblich, zeugte auch dieser Hof von einer gewissen Strenge, und das Wappen des Königs prangte an allem, was sich dazu eignete. Sie fragte sich, was Julian hier zu erledigen hatte. Die Gebäude waren zweistöckig und hatten einen Wachumlauf. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf. Sie blickte in die Höhe und sah ein paar Tauben vom unteren Dachrand in den blauen Himmel steigen. Der Gedanke streifte Viviana, dass sie nicht einfach wegfliegen konnte. Wo waren sie hier? Viviana wollte gerade Julian fragen, als sie hörte, wie Männer im Gleichschritt hinter ihnen durch das Tor kamen. Sie drehte sich um und sah sich Hellebarden gegenüber. Erschrocken suchte sie Julians
Weitere Kostenlose Bücher