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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Dolche aus den Gürtelscheiden und betrachtete die blitzenden Klingen. »Diese Waffen haben noch niemals ein Wesen verletzt.«
    »Verzeih mir, dass ich dich hierher geführt habe«, bat Tharador ernst.
    »Ich bin dir aus freien Stücken gefolgt, und das werde ich auch weiterhin«, wehrte sie ab. »Es hat sich nur alles so schnell verändert. Aber eine innere Stimme sagt mir, dass ich das Richtige tue.«
    »Und ich bin sehr glücklich, dich in meiner Nähe zu wissen«, brachte Tharador unter einem verlegenen Lächeln hervor. Calissa steckte die Dolche weg und blickte dem jungen Mann in die Augen. Diesem Moment haftete eine ganz eigene Magie an, wusste Tharador später. Ihre Blicke trafen sich, und ihre Seelen fanden sich darin. Tharadors Herz hämmerte in der Brust, und er hatte alle Mühe, seine Atmung zu kontrollieren. Calissa erging es ebenso; der jungen Frau schoss Schamesröte ins Gesicht, als sie bemerkte, wie die Augen des Paladins über ihren Körper glitten. Sie reichte ihm die Hand, und er zog sie behutsam zu sich nach oben, bis ihre Gesichter sich fast berührten. Calissa schaute zu Boden, doch Tharador schob die freie Hand unter ihr Kinn und brachte sie so erneut dazu, ihm in die Augen zu blicken.
    Unvermittelt lächelte sie und küsste ihn auf die Wange, während sie sich aus seinem Griff befreite. »Die anderen warten sicher schon auf uns.« Damit drehte sie sich um und ging zurück in den großen Wohnraum, wo sie sich auf eine kleine Decke neben dem Kamin setzte.
    Tharador verspürte einen Stich, als sie ihn verließ, gleichzeitig jedoch Erleichterung. Seine Gefühle für die schöne Frau waren stark, doch er vermochte nicht, sie genau einzuordnen. Er war noch jung; bisher hatte es in seinem Leben nur seine Laufbahn als Soldat der Stadtgarde Surdans gegeben. Tharador hatte sich nie die Zeit gestattet, der es bedurfte, um Gefühle für eine Frau zu entwickeln. Calissa war plötzlich in sein Leben getreten, und er wusste, dass er etwas für sie empfand, doch was genau, konnte er nicht sagen. Letztlich verließ auch er die Küche und setzte sich neben sie an den Kamin, in dem das Feuer gerade wieder aufflammte, da Khalldeg einige Holzscheite nachlegte.
    »Das wird eine angenehme Nacht«, verkündete der Zwerg voller Stolz. »Wir werden die nächsten Nächte sicher kein so warmes Plätzchen finden.«
    »Wir sollten uns weiteres Feuerholz von hier mitnehmen«, schlug Ul‘goth vor.
    »Einverstanden«, brummte Khalldeg, der mit auf der Brust verschränkten Armen bereits im Begriff war einzuschlafen.
    »Möchtest du denn heute gar nicht Wache halten?«, fragte Faeron, doch außer einem zufriedenen Schnarchen erhielt er keine Antwort mehr.
    »Ich denke nicht, dass es nötig sein wird«, meinte Tharador. »Die Goblins sind noch weit entfernt.«
    Faeron schenkte ihm ein knappes Kopfnicken und wickelte sich ebenfalls in seine Decke.
    Während der Elf in das schwächer werdende Feuer blickte, fragte er sich, ob es richtig war, seinen Gefährten einen Teil der Wahrheit zu verschweigen. Doch Gordan hatte ihn in Alirions heiligem Wald um dieses Versprechen gebeten, und der Elfenkrieger wollte es nicht brechen.
    Wie viel lebendiger das Wissen um die alten Sagen doch in den Tagen Throndimars gewesen war. Damals hatten die Menschen noch um ihre Götter gewusst, hatten sie bewundert und ihnen vertraut. Heute war Alghors Name nicht mehr als das – ein Name. Die Götter schliefen einfach schon viel zu lange, und die Menschen begannen, sie zu vergessen. Der Elf blickte auf den Paladin und schöpfte neue Hoffnung. Dort lag der lebende Beweis für die Existenz der allmächtigen Wesen, die vor so vielen Jahren ihre Körper opferten, damit die von ihnen geliebten Völker in Freiheit und Frieden leben konnten. Throndimar hatte die Wahrheit gekannt, die ganze Wahrheit. Aus diesem Grund hatte Alghor den jungen Menschen damals zum Engel erhoben. Tharadors Vater hatte die Wahrheit gekannt und an die Götter geglaubt.
    Der Elf war mit gemischten Gefühlen in dieses Abenteuer gegangen. Insgeheim hatte er sich erhofft, es würde sein letztes sein und er möge endlich den Tod finden. Allerdings hatte die Begegnung mit dem Paladin sein Leben verändert. Zwar überschattete sein Herz noch immer die Trauer über die unzähligen Verluste im Krieg gegen den Hexer Karandras, doch konnte er zum ersten Mal seit über zweihundert Jahren wieder vorwärts blicken. Zugleich wuchs mit dieser neuen Zuversicht auch eine neue Angst in ihm heran: Faeron

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