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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Raltas , erinnerte sich sie an ihr Versprechen, das sie zu dem Diebstahl verpflichtet hatte. Danach hatte sie nichts mehr in Totenfels gehalten.
    Sie hatte sich einen Platz bei der nächsten Händlerkarawane gesichert, die Totenfels verließ. Die Richtung war ihr damals gleichgültig gewesen. Und dann begegnete ich Dergeron erneut , dachte sie und erinnerte sich an ihre gemeinsamen Stunden zurück. Dergerons Gesellschaft hatte ihr unleugbare Freuden verschafft, doch seine krankhafte Wut auf Tharador, die Besessenheit von seiner persönlichen Jagd, hatte sie mehr und mehr an ihm zweifeln lassen.
    In Berenth hatten sich Dinge zugetragen, die ihr Leben verändert hatten. Schon bei Tharadors erstem Schritt in den Audienzsaal war ihr schlagartig aufgefallen, wie anders dieser Mann doch war. Sie hatte einige Verehrer gehabt, und das Verhältnis war stets dasselbe gewesen: Die Männer wollten ihren Körper, Calissa deren Gold. Am Ende hatte immer nur Calissa bekommen, was sie wollte. Doch Tharador hatte sie berührt, tief in ihrem Inneren. Ohne ein Wort mit ihr zu wechseln, hatte er ihr direkt ins Herz geblickt und dort eine Wärme verbreitet, die der jungen Frau bis dahin unbekannt gewesen war.
    Tharador hatte sie nicht für ihre Vergangenheit verurteilt. Ihre früheren Taten schienen ihn nicht zu interessieren. Er beurteilte sie einzig und allein anhand der Gegenwart, wofür sie ihm dankbar war. Tharador sah mehr in ihr, als sie selbst in sich gesehen hatte. Durch sein Vertrauen in sie war aus ihr ein besserer Mensch geworden, was vermutlich ihre innigen Gefühle für ihn erklärte.
    Sie erschrak über ihre eigenen Gedanken, als ihr plötzlich klar wurde, dass sie mehr als Freundschaft für den Paladin empfand.
    Mit einem Mal spürte sie eine wohlige Wärme und schloss die Augen. Sie wusste, dass er hinter ihr stand; sie fühlte seine Gegenwart und hoffte auf seine Berührung.
    »Geht es dir gut?«, fragte er mit sanfter Stimme.
    »Tharador ich ...«, begann sie und stockte. Sie konnte ihm ihre Gefühle nicht gestehen, schließlich war sie sich nicht einmal selbst vollkommen darüber im Klaren. Wie könnte ich ihn dann damit belasten? So erwiderte sie stattdessen nur: »Ja, es geht mir gut, ich wollte nur einen Moment allein sein. Mein Leben hat sich sehr schnell verändert.«
    »Und manchmal fürchtest du dich davor, wohin es dich führen wird, nicht wahr?«
    »Ja«, gestand sie leise und schaute zu Boden. »Ich bin nicht stolz auf meine Vergangenheit, aber ich will stolz auf meine Zukunft sein können.«
    »Das möchten wir alle«, versicherte er ihr und setzte sich neben sie. »Bist du bereit zu kämpfen?«, fragte er offen heraus.
    Calissa legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Holzdielen an der Decke. Diese Frage hatte sie sich selbst häufig gestellt, seit sie Berenth verlassen hatten. Sie hatte erst einmal in ihrem Leben einen Menschen getötet. Es war ein schrecklicher Unfall gewesen, das wusste sie, dennoch, sie hatte sich damals geschworen, ihre Waffen niemals zum Morden zu gebrauchen. Allerdings ging es hier nicht um Menschen – Goblins waren Monster, albtraumhafte Kreaturen, die keinen Augenblick zögern würden, sie zu töten. Trotzdem flößte die Vorstellung ihr Angst ein.
    »Sie verdienen den Tod«, sagte Tharador bestimmt.
    »Weshalb?«, fragte Calissa. »Weil sie so leben, wie sie es für richtig halten?«
    Nun war es an Tharador, sich Gedanken zu machen. Calissa hatte eine simple Wahrheit geäußert. Goblins töteten, weil es in ihrer Kultur keinen Platz für Mildtätigkeit gab. Sie töteten nicht, weil ihr Überlebensinstinkt sie dazu trieb. Sich gegen sie zu verteidigen und sie abzuwehren, war eine Sache; sie zu jagen und hinzurichten, schien eine andere. Aber nein, sie waren nicht die Jäger, erkannte Tharador. Die Goblins würden keine Gnade kennen – sie würden so lange weiterziehen und Unschuldige töten, bis man ihnen Einhalt gebot. Und es gab einen entscheidenden Punkt, den der Paladin nicht verzeihen konnte. »Sie verdienen den Tod, weil ihnen das Morden Vergnügen bereitet«, sagte der Paladin schließlich nach langem Überlegen. »Ihre Kultur ist eine andere, das stimmt. Dafür verurteile ich sie nicht. Aber sie töten nicht, um zu überleben, sondern um des Tötens willen.«
    Calissa schwieg einen Moment, wog Tharadors Worte sorgfältig ab. »Dann werde ich kämpfen«, verkündete die Diebin schließlich entschlossen, und wie um ihre Worte zu unterstreichen, zog sie die beiden

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