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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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sich um das Schmuckstück verkrampft haben, denn es fühlte sich angenehm warm an.
    Dergeron dachte über den seltsamen Traum nach. Er hatte sich selbst als König gesehen, doch viel entscheidender war, was er gefühlt hatte. Dieses Bild seiner selbst, dieser König Dergeron, hatte eine unglaubliche Macht ausgestrahlt. Eine Aura hatte ihn umgeben, sodass die Kraft beinahe greifbar schien. Dergeron hatte etwas Ähnliches schon einmal gespürt: bei seinem Kampf gegen Tharador in Berenth. Aber was mochte dies bedeuten?
    * * *
    Wurlagh betrachtete die Waffe seines Vaters. Er hielt das Orkmesser in der rechten Hand, starrte auf die scharfen Klingen. Ein Orkmesser war ein Meisterwerk der Schmiedekunst und zugleich grotesk. Die Waffe besaß einen einfachen Schwertgriff und eine gerade, drei Fuß lange Klinge. Diese Klinge war allerdings nur einseitig geschliffen, als wäre die Waffe ein Haumesser. Aus dem Rücken der Schneide prangte eine weitere, halbrunde Klinge, deren Spitze zum Heft des Orkmessers deutete. Diese zweite Klinge war zu beiden Seiten geschliffen und der Teil der Waffe, der sie so berüchtigt machte. In einem Kampf verwendete man die gerade Klinge zum Parieren und für Hiebe. Die halbrunde Klinge wurde dazu benutzt, die Waffe des Gegners zu verkeilen oder durch sie grausame Verletzungen zuzufügen. Wie ein Haken bohrte sich ein Orkmesser in sein Opfer und riss es in Stücke. Durch sein Gewicht und die Dicke der Klingen war ein Orkmesser zwar sehr stabil, doch man benötigte immense Kräfte, um es erfolgreich zu führen.
    Wurlagh fuhr mit dem Blick an der Schneide entlang – der Schneide, die schon einmal von Ul‘goths Blut gekostet hatte. Wantoi hatte Ul‘goth in ihrem ersten Kampf um die Herrschaft eine tiefe Wunde quer über die Brust geschlagen. Der verbannte Orkkönig trug eine große Narbe als Erinnerung daran. Bald würde die Waffe seines Vaters erneut Blut trinken, dachte Wurlagh. Grunduul mochte tot sein, dennoch würde Wurlagh die Führung der Orks an sich reißen, ganz gleich wer sich ihm in den Weg stellen würde.
    * * *
    Der Keiler wütete durch das Lager der Goblins. Seit sie den Wald betreten hatten, wurden sie von Wildtieren angegriffen. Crezik fürchtete die Keiler beinahe mehr als die Bären. Bären waren zwar größer und weitaus stärker, doch durch ihre Größe auch einfacher zu treffen. Außerdem zogen Bären sich schneller zurück, wenn sie das Gefühl hatten, ihre Stärke hinlänglich demonstriert zu haben.
    Nicht so die Wildschweine.
    Hatten Creziks Bogenschützen einen Keiler erst verletzt, verfiel dieser in einen wahren Blutrausch und griff blindlings an, bis er alle Feinde niedergemacht hatte oder selbst getötet wurde.
    So auch dieser.
    Er rannte brüllend in eine Gruppe von Jägern, die sich gerade formierte, um ihn gemeinsam zu bekämpfen. Zwei der Goblins fielen seinen scharfen Hauern zum Opfer, vier weitere trampelte das Ungetüm einfach nieder.
    Doch trotz des heillosen Durcheinanders und der steigenden Zahl an Opfern war Crezik bester Laune.
    Bei der Belagerung Ma‘vols waren die Reiter aus dem Süden am verheerendsten gewesen. Unbarmherzig und tödlich waren sie über seine Kämpfer hergefallen wie ein plötzlicher Sturm. Vom Rücken ihrer Pferde aus hatten sie mit tödlicher Genauigkeit getroffen und sich dann von ihren Tieren wieder aus dem Getümmel tragen lassen.
    Seit damals hegte Crezik einen geheimen Wunsch. Und der Keiler verkörperte dessen Erfüllung.
    »Tötet ihn nicht!«, brüllte der Große Goblin, was unter den panischen Jägern für weitere Verwirrung sorgte. »Fangt ihn!«, lautete Creziks zweiter, in den Ohren seiner Männer aberwitzig klingender Befehl.
    »Großer Goblin, wie sollen wir das anstellen?«, fragte einer der Jäger kläglich.
    Crezik dachte kurz nach. »Fangt ihn mit Seilen und den Händen!«, verkündete er stolz. Für einen Anführer war es besonders wichtig, schnell eine Antwort parat zu haben.
    Ein tollkühner Goblin trat vor und warf dem Keiler eine Schlinge um den Hals. »Helft mir, ihn zu halten!«, brüllte er seinen Kameraden noch zu – dann riss das wilde Tier ihn mit sich und schleifte ihn quer durch das Lager.
    Crezik bleckte die spitzen Zähne zu einem schiefen Grinsen, als der Keiler wendete und den mutigen Goblin zertrampelte. Ah, Sobchyk. Ich glaube, der wollte mich ohnehin herausfordern , dachte der Große Goblin zufrieden. »Fangt ihn mit den Händen!«, brüllte er erneut. So würden die Mutigsten und Stärksten

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