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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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fürchtete um Tharadors Verlust. Was, wenn der Paladin eines Tages stirbt?
    Faeron verdrängte den Gedanken und legte noch einen Holzscheit ins Feuer, bevor er in einen leichten Schlaf fiel.

Prophezeiungen
    Tastend irrte er durch den dichten Nebel. Unzählige Schritte, die ihn nirgendwohin trugen. Hatte er sich verirrt?
    Seine Stiefel erzeugten mit jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch. Der Boden musste weich und feucht sein, folgerte er.
    Plötzlich drang ein unscheinbarer Laut an seine Ohren, dennoch durchfuhr er ihn bis ins Mark. Ein gequälter Atemzug. Heiser und endlos. Orientierungslos wandte er sich um und versuchte, den Ursprung des Geräuschs auszumachen.
    Nichts. Nur undurchdringlicher Nebel umgab ihn, sodass er nichts erkennen konnte.
    »Wo bin ich!«, schrie er hinaus, doch der Dunst verschluckte seine Stimme, erstickte jeden Laut.
    Die Veränderung brach schlagartig über ihn herein. Erst bebte der Boden unter seinen Füßen, dann blies ihm ein kräftiger Wind ins Gesicht, trieb den Nebel vor ihm auseinander und offenbarte einen Korridor.
    Dergeron folgte dem entstandenen Pfad und schlang unterbewusst die Arme um die Schultern.
    Nach einigen Schritten blieb er stehen. Vor ihm, im Halbdunkel des Nebels, konnte er die Umrisse einer menschengroßen Gestalt ausmachen.
    »Wer bist du?«, fragte er mit bebender Stimme und bemerkte erst jetzt, dass er vor Kälte zitterte.
    Nicht wer, sondern wo. Hallte es durch seinen Schädel.
    Dergeron fuhr die Stimme durch Mark und Bein. Zur Kälte gesellte sich Angst, die ihn eigentlich flüchten lassen wollte, doch er hatte keine Kontrolle über sein Tun, und so ging er einen Schritt auf den Fremden zu; die Gestalt entfernte sich um die gleiche Entfernung von ihm. Dergeron machte einen weiteren Schritt, dann noch einen; schließlich rannte er auf den Fremden zu, doch der Schemen blieb ihm immer zwanzig Schritte voraus.
    »Was machst du mit mir?«, ächzte der Krieger.
    Nicht was, sondern wo. Erklang eine metallische Stimme in seinem Kopf.
    »Ich weiß nicht, wo wir sind!«, entgegnete Dergeron verzweifelt.
    Der Nebel verdichtete sich, und der Schemen verschwand aus Dergerons Blickfeld. Die Worte der Gestalt hallten in seinem Kopf wieder, ließen ihn grübeln, aber er fand keine Antwort.
    Aufmerksam betrachtete Dergeron seine Umgebung, hielt nach Anhaltspunkten Ausschau, doch da war nichts. Nur Nebel. Er schloss die Augen und versuchte, seine Gefühle einzuordnen. Furcht. Zum ersten Mal seit Langem verspürte er Furcht.
    Er öffnete die Augen und sprang vor Schreck einen Schritt zurück. Die Gestalt stand nur eine Armlänge entfernt vor ihm, regungslos.
    Wo. Die Stimme schmerzte. Jeder Ton zerrte an ihm, drohte, seinen Schädel zu zersprengen.
    Wo! Die Stimme wurde lauter, und die Gestalt begann erneut, sich von ihm zu entfernen.
    Dergerons Herz hämmerte wild in der Brust. Das Klopfen schien so heftig, dass es die Grenzen seines Körpers überwand, denn der Nebel selbst begann, im Takt zu vibrieren.
    »Wir sind in mir«, entfuhr es ihm schließlich. Dieser Ort, die Gestalt – all das war nicht wirklich. Dergeron befand sich in sich selbst.
    Nun begreifst du. Die Stimme schien zufrieden und klang mit einem Mal viel vertrauter.
    »Wer bist du?«, wagte Dergeron erneut zu fragen.
    Keine Fragen, nur Antworten. Sieh! Die Gestalt deutete ins Nichts des Nebels, doch der Dunst verformte sich, gab ein Fenster frei, und Dergeron trat näher. Er blickte direkt in den Audienzsaal des Königspalastes von Berenth. Auf dem Thron jedoch saß nicht der alte Jorgan, sondern Dergeron selbst, in feinste Seide gekleidet, von golddurchwebten Stoffen umhüllt. Ein von den Jahren und von Kämpfen gezeichneter Mann trat vor ihn. Er trug eine Uniform, doch das Wappen war Dergeron unvertraut. Er erkannte, dass es sich bei dem tropfenförmigen Gebilde auf der Schärpe des Mannes um sein Amulett handelte, doch er begriff nicht, weshalb. Die Augen des Mannes verrieten ihm, wen er vor sich hatte. Bengram salutierte und begrüßte ihn: »Mein König!«
    König? Dergeron taumelte vom Fenster zurück und schüttelte mehrmals den Kopf.
    »Was soll das sein?«, fragte er keuchend.
    Nicht was, sondern wann! Die Gestalt löste sich auf, und der Nebel wich tiefer Dunkelheit, die über den Krieger hereinbrach und ihn verschlang.
    Als Dergeron erwachte, saß er kerzengerade in seinem Bett und hielt das Amulett umklammert, das er seit seinem Aufbruch aus den Minen unter den Todfelsen trug. Die Hand musste

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