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Das Anastasia-Syndrom

Titel: Das Anastasia-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sichtlich angeekelt. »Judith Chase gehört nicht zu der Sorte von Frauen, die mit einem solchen Mistkerl ins Bett gehen.«
    »Wir wissen nicht, wer Judith Chase ist«, entgegnete Barnes scharf. »Höchste Zeit, das herauszufinden. Sie haben sie um elf herbestellt, stimmt’s?«
    »Ja, Sir. Jetzt ist’s gerade elf.«
    Sloane hoffte, daß Judith den Deputy Assistant Commissioner nicht warten lassen würde; Barnes schätzte Pünktlichkeit über alles. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen. In dem Moment meldete die Sekretärin Judith an.
    Das vage Unbehagen der letzten zwei Tage hatte Judith veranlaßt, sich sorgfältig anzuziehen. Es lag ein Hauch von Frühling in der Luft, und sie trug ein erstklassig geschnittenes fuchsrotes Straßenkostüm mit schmalem Rock und loser Jacke, um den Hals einen schwarz und fuchsrot gemusterten Schal, am Revers eine goldene Anstecknadel, die an ein Einhorn erinnerte. Ihre schmale Schultertasche aus schwarzem Kalbsleder stammte von Gucci und paßte zu den eleganten Laufschuhen. Das Haar fiel weich und locker um ihr Gesicht, dessen perfekt aufgetragenes Make-up die ins Veilchenblau spielende Augenfarbe voll zur Wirkung brachte.
    Bei ihrem Anblick dachten die beiden Männer spontan, daß sie von Erscheinung und Auftreten her geradezu prädestiniert war, Frau des Premierministers zu werden.
    Judith reichte Commissioner Barnes die Hand. Als er sie ergriff, betrachtete er sie rasch. Keinerlei Narbe. Allerhöchstens schwache Spuren einer uralten Verletzung, aber mehr nicht. Mit Sicherheit keine rissige oder verfärbte Haut. Er empfand tiefe Erleichterung – er wollte diese Frau einfach nicht als Schuldige.
    Commander Sloane beobachtete diese genaue Prüfung von Judiths Hand. Wenigstens diesen Punkt haben wir ausgeräumt, dachte er.
    Barnes kam direkt zur Sache. Ihr einziger stichhaltiger Hinweis war, daß ein Bauarbeiter Sprengstoff beschafft hatte für eine Frau, die sich Margaret Carew nannte und offenbar eine starke Ähnlichkeit mit Judith besaß. »Kennen Sie zufällig eine Person dieses Namens?«
    »Margaret Carew!« rief Judith. »Sie lebte im 17. Jahrhundert.
    Ich bin bei meinen Recherchen auf sie gestoßen.«
    Beide lächelten. »Das hilft uns nicht viel weiter«, meinte Barnes. »Es gibt weitere zehn im Londoner Telefonbuch, drei in Worcester, zwei in Bath, sechs in Wales. Ein gängiger Name.
    Miß Chase, war am Dienstag abend irgend jemand bei Ihnen?«
    »Letzten Dienstagabend? Nein. Ich war beim Friseur, habe dann in einem Pub zu Abend gegessen und bin von dort direkt nach Hause gegangen, um mich an die Schlußredaktion meines Buches zu machen. Das Manuskript habe ich gerade abge-schickt. Warum fragen Sie?« Judith spürte, wie ihr an den Hand-flächen der kalte Schweiß ausbrach. Man hatte sie nicht herge-beten, nur weil sie am Tag der Explosion im Tower gewesen war.

    »Sie haben Ihre Wohnung nicht verlassen?«
    »Ganz bestimmt nicht. Was unterstellen Sie mir, Commissioner?«
    »Ich unterstelle gar nichts, Miß Chase. Der Bauarbeiter, der unserer Überzeugung nach der Frau, die sich Margaret Carew nannte und die Bomben gelegt hat, den Sprengstoff gab, sah Ihr Bild auf der Rückseite Ihres Buches und sagte aus, daß zwischen dieser Margaret Carew und Ihnen eine große Ähnlichkeit besteht. Er betonte ausdrücklich, daß nicht Sie es waren, mit der er zu tun gehabt hatte. Diese Frau hat nämlich eine Narbe an der Hand. Der Aufseher im Tower schien kurz vor seinem Tod sagen zu wollen, Sie seien zurückgekommen, also haben wir auch hier eine Frau, die offenbar Ähnlichkeit mit Ihnen hat. Schließ-
    lich haben wir Schnappschüsse von dem Sprengstoffanschlag auf das Reiterstandbild, und auf einem ist eine Frau mit Cape und dunkler Brille zu erkennen, als sie das Päckchen mit der Bombe am Sockel plaziert, und auch die sieht Ihnen ähnlich.
    Diese Aufnahme wurde vielfach vergrößert, und die Narbe ist deutlich sichtbar. Die Kernfrage lautet – es gibt eine Person, die starke Ähnlichkeit mit Ihnen hat und diese Wahnsinnstaten be-geht. Haben Sie irgendeine Idee, wer sie sein könnte?«
    Sie wissen von Polly, dachte Judith. Dessen war sie ganz sicher. Ich bin überwacht worden. »Sie meinen eine Person, die meine Zwillingsschwester sein könnte, nur daß die gelähmt ist?
    Wie lange wurde ich beschattet?«
    Barnes antwortete mit einer Gegenfrage. »Miß Chase, hatten Sie Kontakt mit irgendwelchen anderen leiblichen Angehörigen, insbesondere einer, die starke Ähnlichkeit mit Ihnen

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