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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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Aber die am besten funktionierende Geste, die wir übrigens auch selbst gebrauchen, ohne es zu merken, ist dieser leicht arrogante, unnahbare Ausdruck, wenn wir unseren Kopf ablehnend wegdrehen. Er funktioniert bei Hunden genauso gut wie beim Menschen. Ehrlich. Ihr Hund kann Sie genau wie jeder andere in ihrer sozialen Gruppe als selbstverständlich zur Verfügung stehend betrachten. Die meisten von uns hassen es, als selbstverständlich zur Verfügung stehend betrachtet zu werden. Sie können sich deswegen von Ihnen bekannten Menschen vor den Kopf gestoßen fühlen, aber Sie müssen es sich nicht von Ihrem Hund gefallen lassen.

3
M ITEINANDER IM G ESPRÄCH

    Wie Hunde und Menschen verschieden mit Lauten umgehen und was Sie ändern können, um besser mit Ihrem Hund zu kommunizieren
    Es war Frühling, und meine Pyrenäenberghündin Tulip war hin und weg. Jedes Gramm ihres riesigen Körpers stand erwartungsvoll zitternd über dem toten Eichhörnchen und sie sog die Düfte ein, die von diesem Recyclingprojekt der Natur emporstiegen. Obwohl von der Duftwolke überwältigt, muss Tulip gehört haben, wie ich sie rief, denn sie drehte ihren Kopf, wenn auch nur kurz, in meine Richtung und widmete sich dann wieder wichtigeren Dingen im Leben - nämlich etwas von dem wunderbaren Duft in ihrem langen, weißen Fell einzufangen. Tulip weiß ein schönes Wälzen auf einem toten Tier zu schätzen, genauso wie ich ein genüssliches langes Schaumbad mit Lavendelduft. Unzählige Male habe ich zugesehen, wie sie sich schmachtend und mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf ihren Rücken rollte und die Duftessenz von totem Eichhörnchen, Kuhfladen, totem Fisch oder Fuchsküddeln in ihren Pelz rieb.
    »Tulip«, schrie ich zum zweiten Mal und ging näher auf sie zu. Dieses Mal zuckte sie nicht mit einem Ohr. Nicht die leiseste Wahrnehmung meiner Existenz. Mein Rufen war diesmal lauter, weil ich langsam wahnsinnig wurde, wie ich da im strömenden Regen stand und klitschnass wurde, weil mein riesiger, ferkeliger Hund mich abblitzen ließ. In etwa einer halben Stunde erwartete ich Gäste zu einer gepflegten Dinnerparty. Ich wollte nicht, dass das Essen von einem großen, nassen und wie der Tod persönlich riechenden Hund untermalt wurde. Aber letzten Endes rollte sich Tulip gar nicht in dem stinkigen Chaos unter ihr, weil ich zur Besinnung kam und mich nicht mehr wie ein Hundebesitzer, sondern wie ein professioneller Hundetrainer benahm. »Nein,« sagte ich, diesmal ruhig, aber mit grabestiefer Stimme. Tulip hörte auf zu schnüffeln und drehte ihren Riesenschädel, um mich direkt anzuschauen. »Tulip, komm!« Das »Komm« hörte sich an wie die fröhliche Einladung zum Kaffeetrinken an einen Nachbarn. Mit einem kurzen Blick auf den Schatz unter ihr drehte sich Tulip wie eine Ballerina um und rannte zu mir. Wir sausten gemeinsam zum Haus und ließ meinen armen, leidgeprüften Fußboden einmal mehr schmutzig-schlammig werden, als wir zu Tulips Lieblingsleckerchen in Richtung Kühlschrank strebten.
    Tulip hatte genau das getan, was ich ihr von Anfang an gesagt hatte. Zuerst hatte ich »Tulip!« gesagt – ich meinte »Komm her«, aber sagte stattdessen nur ihren Namen und erwartete, dass sie Gedanken lesen und meinem unausgesprochenen Wunsch Folge leisten könnte. Sie nahm höflich von meiner Anwesenheit Notiz und äußerte eine hündische Version von »Wow, guck mal! Ich hab ein totes Eichhörnchen gefunden, und es sind sogar Maden drin!«, um dann mit dem weiterzumachen, bei dem ich sie unterbrochen hatte. Als ich ihren Namen zum zweiten Mal rief, gab ihr das keine andere Information als beim ersten Mal. Aber als ich klar mitteilte, was ich wollte, tat sie exakt das Verlangte. Tulip hat gelernt, dass »Nein« bedeutet »Tu nicht was du gerade tust« und dass »Tulip, komm« bedeutet »Bitte hör mit dem auf, was du gerade tust und komm sofort her«. Sie tat es, sobald ich mich zusammengerissen und ihr gesagt hatte, was ich von ihr wollte.
    Da ich angewandte Tierverhaltensforscherin und professionelle Hundetrainerin bin und meine Doktorarbeit über akustische Kommunikation zwischen Ausbildern und ihren Arbeitstieren geschrieben habe, sollte man meinen, dass ich diese Sache im Griff haben sollte. Aber es gibt eine Falle: Ich bin ein Mensch.
    E NTSCHULDIGUNG, HAST DU WAS GESAGT?
    Wenn es etwas gibt, das Menschen als Spezies definiert, ist das die Sprache. Wissenschaftler haben lange die Frage gestellt, was Menschen von Affen wie Schimpansen

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