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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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oder Bonobos unterscheidet. Wir begannen um das Jahr 1800 mit einer langen Liste möglicher Antworten, zu denen der Gebrauch von Werkzeugen, Altruismus, die Bildung sozio-politischer Systeme und Sprache gehörten, um nur einige zu nennen. Je mehr wir über unsere nächsten Verwandten lernten, desto kürzer wurde die Liste. Schauen Sie einmal, was John Mitani 1996 in Große Affengesellschaften schrieb:
    »Fortgesetzte Forschungen in Gefangenschaft und im Feld haben die früher lange Liste von Merkmalen, die verwendet werden könnten, um die afrikanischen Affen vom Menschen zu unterscheiden, immer weiter verkürzt; und im Zuge dieser Forschungen wurde immer klarer, dass unsere menschliche Einzigartigkeit nur von einem einzigen Charakteristikum abhängen könnte, nämlich von unserer Fähigkeit zum Gebrauch von Sprache.« Und Junge, wie wir Sprache gebrauchen! Als lebende und atmende verbale Maschinengewehre reden wir unaufhörlich zu unseren Hunden. Der Drang dazu ist so stark, dass ich genauso wie jeder andere mir bekannte Profitrainer auch zu tauben Hunden spreche, obwohl ich weiß, dass sie mich gar nicht hören können. Der Versuch nicht zu sprechen lenkt uns so sehr ab, dass es uns stört, also sprechen wir lieber weiter. Dieser Gebrauch von Sprache ist so tief in unserer Natur verankert, dass Menschen mit Hörbehinderungen eine eigene Zeichensprache mit kompletter eigener Grammatik und Syntax entwickelt haben. Kinder, die ohne Führung Erwachsener heranwachsen, erfinden ihre eigene primitive Sprache. Alle Menschen, egal aus welchem Kulturkreis und mit welchen physischen Fähigkeiten, scheinen vom Wunsch getrieben, mit Hilfe von Sprache zu kommunizieren. Tatsächlich ist gesprochene Sprache so wichtig für uns, dass wir darüber oft die Macht der Körpersprache vergessen.
    Nicht einmal Schimpansen oder Bonobos haben eine verbale Sprache, die unserem komplizierten Gebrauch von Lauten nahe kommt. Viele Tierarten, von Walen über Raben bis hin zu Honigbienen haben komplizierte Kommunikationssysteme, aber keine Spezies gebraucht Laute in einer solchen Komplexität wie der Mensch. Wir wissen seit Jahrzehnten, dass man Affen beibringen kann, visuelle Signale zur Übermittlung relativ komplexer Informationen zu verwenden. Ein afrikanischer Graupapagei namens Alex lernte, Dutzende von Worten zu sprechen und auf sie zu antworten, darunter auch solche, die abstrakte Konzepte wie größer, verschieden oder Farbe bedeuten.
    Auch wenn die Kommunikationsforschung zweifellos noch mehr Evidenz für die linguistischen Fähigkeiten und die Intelligenz nichtmenschlicher Lebewesen finden wird, bleibt unser raffinierter Umgang mit Lauten doch einzigartig. Das macht es umso überraschender, dass wir so viele Schwierigkeiten damit haben, Sprache zur Verständigung mit unseren Hunden effektiv einzusetzen. Nehmen Sie mich als Beispiel, wie ich in der vorhergehenden Geschichte gedankenlos »Tulip!« sagte, um sie vom Beschnüffeln eines Eichhörnchenkadavers abzubringen und ins Haus zu manövrieren. »Tulip« was? Wenn Sie gerade sehr in etwas vertieft wären und jemand würde Sie beim Namen rufen, würden Sie vermutlichen »Was?« oder »Ja?« oder »Moment noch« antworten. Sie wüssten nicht notwendigerweise, was der Rufer von Ihnen wollte. Wir aber bringen unsere Hunde ständig in diese Situation – wir rufen sie beim Namen und erwarten, dass Sie unsere Gedanken lesen.
    Hunde kommen nicht Deutsch sprechend und nicht mit der Fähigkeit zum Gedankenlesen auf die Welt. Wenn Ihr Hund nicht auf Ihr Kommando hört, kann der Grund dafür gut sein, dass er verwirrt ist. Natürlich können Hunde die Bedeutung vieler Worte lernen. Genau wie wir haben sie ein prima Hörvermögen und die besten Voraussetzungen, um anhand von Lauten und Geräuschen Informationen über die Welt um sie herum einzuholen. Glückliche, gut erzogene Hunde ziehen eine riesige Menge von Informationen aus den Geräuschen, die ihre Menschen machen. Hunde lernen sogar die Bedeutung von Worten, bei denen wir das gar nicht wollen – sie rennen unter den Tisch, wenn Sie »Baden« sagen oder sie stürzen bellend hinüber zum Schrank, wenn Sie Ihre zweibeinige Freundin fragen, ob sie mit Ihnen »Abendessen« gehen möchte. Wenn man unser Verhalten sorgfältig analysiert, ist es meiner Meinung nach eigentlich ein Wunder, dass unsere Hunde uns überhaupt verstehen.
    D AS B ESTE AN UNSERER S PRACHE MACHT UNS ZU DEN SCHLECHTESTEN T RAINERN
    John und Linda waren ganz für ihren neuen

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