Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)
sagen, was der Bischof mit dir im Sinn hätte, nun, da du nicht mehr der Trumpf bist, den er gegen mich ausspielen kann.«
Sie schwiegen beide, bis ein Lächeln Elisabeths Gesicht erhellte. »Aber wenn du nun nicht mehr der Kirche gehörst, dann ist alles wie früher?«
Er blickte fast ein wenig verlegen drein. »Ja, ich bin wieder Ritter Albrecht, Sohn des Grafen Hans von Wertheim.«
Elisabeth rutschte ein wenig näher an ihn heran. »Wirklich der Ritter, den ich, seit ich ein kleines Mädchen bin, kenne und liebe?«
»Ja! Ich weiß, ich habe dir viel Schmerz zugefügt, und ich habe meine Rechte längst verwirkt. Doch wenn du es möchtest, dann würde mich nichts glücklicher machen, als meinen Schwur nun zu erfüllen, den ich dir mit Freuden gab und den ich nie bereut habe.«
Seine letzten Worte gingen in ihrem Kuss unter, der wohl Antwort genug war. Albrecht erwiderte die Umarmung, und sie küssten sich, bis sie Luft holen mussten. Elisabeth rutschte ein Stück von ihm weg, richtete sich auf und zog sich das noch immer unangenehm feuchte Hemd über den Kopf. Einladend streckte sie die Arme nach ihm aus.
»Willst du nicht auch dein nasses Hemd ausziehen? Komm zu mir und wärme mich in dieser kalten Nacht.«
Zögernd gehorchte er ihr, widerstand aber ihrem Drängen, noch näher heranzurutschen.
»Was ist?« Schmerz und Trauer durchfluteten Elisabeth. »Ist es dieses Jahr meiner Schande, das immer zwischen uns stehen wird?«
Albrecht schüttelte den Kopf. »Aber nein, das ist vergangen. Es war eine Prüfung Gottes, die du ertragen musstest. Wer bin ich, dass ich die Entscheidungen des Herrn infrage stelle?«
»Was hast du dann?«
Er wirkte verlegen wie ein kleiner Junge. »Ich kann nicht näher zu dir kommen. Ich begehre dich einfach schon zu lange, und nun deine nackte Haut zu spüren ist einfach zu viel. Ich kann nichts dagegen tun. Mein Körper will mir nicht gehorchen.«
Elisabeth sah ihn verdutzt an, dann lächelte sie. »Was würdest du für einen schlechten Ehemann abgeben, wenn du mich nicht begehrtest? Auch ich spüre diese mir noch so fremde Hitze. Ich will dir nahe sein und dich überall berühren.«
Bei diesen Worten rutschte sie an ihn heran. Ihre Hände glitten an seinen nackten Schultern herab, über seine kaum behaarte Brust, den flachen, straffen Bauch und über die steif aufgerichtete Männlichkeit, die sich ihrer Hand entgegenreckte.
»Nein, Elisabeth, ich halte das nicht aus«, stöhnte er. »Wir müssen warten, bis wir den Segen haben. Bitte, ich weiß nicht, ob ich so stark sein kann, das zu ertragen.«
Sie kümmerte sich nicht um seine Worte, sondern schob ihren Leib über den seinen. »Der Priester wird es uns nachsehen. Sind wir nicht seit einer Ewigkeit einander versprochen? Ich werde zur Buße ein paar Ave Marias auf meinen Knien beten.« Und dann küsste sie ihn wieder und umschlang ihn mit Armen und Beinen, als könne sie es nicht ertragen, ihn nicht noch näher bei sich haben zu können.
Ein wenig leistete der Ritter noch Widerstand, dann ergab er sich dem Drängen seiner und ihrer Lust. Doch so stürmisch er sie auch an sich presste und küsste, als er dann in sie drang, hielt er sich zurück und ertastete sich langsam und vorsichtig seinen Weg. Beinahe zaghaft bewegte er sich und hielt immer wieder inne, um dann den Rhythmus zu steigern, zu verharren und wieder schneller und stürmischer in sie zu dringen. Als er sich nicht mehr zurückhalten konnte und Elisabeth mit einem Aufstöhnen an sich presste, standen ihr Tränen in den
Augen. Doch dieses Mal waren es Tränen des Glücks. Ja, Gret hatte recht behalten. Die Vereinigung konnte auch dem Weib Lust und Erfüllung bringen, wenn sie in Liebe und Zärtlichkeit geschah. Elisabeth lächelte noch, als das Binsenlicht erlosch und sie an seine Brust gekuschelt vor Erschöpfung einschlief.
In der Nacht flaute der Wind ab, dann hörte es auf zu schneien. Die ersten Risse zeigten sich in der Wolkendecke, und nach und nach blitzten die ersten Sterne am Firmament auf. Als sich die Sonne am Morgen über den östlichen Horizont erhob, setzte sie die weite, noch unberührte Schneedecke für einige Augenblicke in rötliche Flammen. Höher und höher stieg sie auf. Der Himmel wandelte sich von blassem Rosa zu tiefem Blau, während die Wälder und dick verschneiten Wiesen wie mit Edelsteinen übersät unter der Sonne glitzerten.
Albrecht stieß die Scheunentür auf und führte das Pferd hinaus. Elisabeth folgte ihm. Mit einem
Weitere Kostenlose Bücher