Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)
verschwendet.«
Detailliert geht Lorenz Fries auf die Streitereien mit Stadt und Kapitel und die versuchten Vermittlungen ein, bis der Streit 1428 eskalierte, als Johann II. von Brunn ein Heer vor der Stadt zusammenziehen ließ. Ein Heer seiner Gläubiger, die ihr Geld nun von den Bürgern und dem Stift zurückfordern sollten.
Doch nicht nur seine Verschwendungssucht und seine königliche Hofhaltung mit Turnieren, Tanz, Banketten und Jagden wurden immer wieder vom Domkapitel beklagt. Auch seine Vorliebe für Frauen brachte ihm scharfe Kritik ein.
Lorenz Fries schreibt über Bischof Johann II. von Brunn : »… auch mit unzüchtigen Weibern und… Ehefrauen, zuvoraus
mit Hanßen Suppans Haußfrauen Catharin g(e)nannt, mit (d)er er etliche Kinder gezeugt, [e]in sch[ä[ndlich [ä]rgerlich Leben zu f[üh]ren…«
Bischof Johann kümmerte die Kritik nicht. Er hielt bis ins hohe Alter an seinem ausschweifenden Leben fest und verpfändete und verschuldete das Bistum so sehr, dass es am Ende nur noch wenige Gulden einbrachte.
Auch die Entmachtung des Bischofs zog sich über einen längeren Zeitraum hin, bis 1433 Graf Johann von Wertheim endlich als Pfleger eingesetzt werden konnte und sich der Bischof auf den Zabelstein zurückziehen musste. Dort wurde es ihm schnell langweilig, außerdem reichten ihm die 3.000 Gulden, die das Kapitel ihm jährlich zuteilte, bei weitem nicht. So begann er, an seiner Rückkehr zu arbeiten.
Pfleger Johann von Wertheim starb nach wenigen Wochen im Amt nach einem Mahl im Kloster Kitzingen. Das Gerücht, Johann von Brunn habe ihn vergiften lassen, hielt sich. Es wurde zu diesem Vorfall von Meistersänger Bernkopff sogar ein Gedicht verfasst, und Pfarrer Reinhart aus Emskirchen wurde der Behauptung wegen mit einer Geldstrafe belegt.
Danach wurde Johanns Bruder Albrecht von Wertheim Pfleger des Bistums. Warum er sich überreden ließ, einen Vertrag zu siegeln, der Bischof von Brunn einen Teil seiner Regierungsrechte zurückgab, und er selbst auf eine Nachfolge als Bischof verzichtete, ist nicht bekannt. Vielleicht war der noch recht junge Domherr mit der Aufgabe einfach überfordert. Allerdings war er dann doch nicht bereit, Johann von Brunn die Festung Marienberg wieder zu überlassen. Es schlugen sich immer mehr Domherren wieder auf die Seite des abgesetzten Bischofs, die Bürger der meisten Städte, allen voran Würzburg, blieben jedoch hart. So ließ der Bischof Würzburg 1435 vergeblich belagern und verheerte die Felder und Weinberge. Auch die Episode in Ochsenfurt, als Dechant Masbach die abtrünnigen Domherren zurückholen will, ist
sehr genau in der Chronik beschrieben, genauso wie die beiden Belagerungen der Stadt durch Johann von Brunn. Selbst die fruchtlose Belagerung Karlstadts durch den Oheim des Pflegers, Graf Michael von Wertheim, und die Katastrophe auf der Zeller Steige ist überliefert. Die Chronik spricht davon, dass sechzig der Gefangenen danach in den Kerkern des Zabelsteins, von Hasfurt und Geroldshofen, Schwarzach und Iphofen verschmachtet sind. Diese ganzen Vorfälle haben sich allerdings in einem Zeitraum von vier Jahren ereignet, währenddessen Abgesandte des Kirchenkonzils von Basel die Vorfälle untersuchten und immer wieder Vertreter sandten. Viele der Schreiben und Gegenschreiben der Parteien sind überliefert und zeigen die Ereignisse aus dem jeweiligen Blickwinkel. Graf Michael von Wertheim war übrigens über die Vorwürfe, die der Bischof gegen ihn erhob, so erzürnt, dass er ihn vor den Richterstuhl forderte. Er selbst gehörte zu den »Wissenden«, den angesehenen Schöffen des westfälischen Gerichts. Natürlich weigerte sich Johann von Brunn zu erscheinen. Graf Michael verhängte daraufhin Acht und Bann über ihn und sandte ein paar Reiter, die dem Bischof auflauern und ihn als Geächteten und Verfemten aufhängen sollten. Der Bischof war allerdings schon abgereist.
1437 kam es zur Aussöhnung des Pflegers von Wertheim mit dem Bischof, und dieser kehrte zum Marienberg zurück. Albrecht stimmte seiner Entlassung zu und verzichtete sogar auf den Leibding von 200 Gulden, worauf der Bischof im Gegenzug die Schulden übernehmen musste, die der Pfleger in seiner Amtszeit gemacht hatte. Graf Michael von Wertheim dagegen war nicht zu einer Aussöhnung bereit.
Johann von Brunn ließ sofort den – aus seiner Sicht – abtrünnigen Domherrn Friedrich Schoder gefangen nehmen und kerkerte ihn auf dem Marienberg ein. Der Randesacker Turm wurde daraufhin
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