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Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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man meine Arbeitsmöglichkeiten und die notwendigen Finanzen stark einschränken.«
    Er kam um das Bett herum und sah mir gerade in die Augen. Leise und eindringlich sagte er: »Ich habe auch gesehen, dass die Augen von Mr. Machin rot wurden. Doch wenn wir etwas unternehmen wollen, irgendetwas Wirksames, dann sprechen wir besser nicht laut darüber. Verstehen Sie das?«
    Ich sah ihn neugierig an: »Wollen Sie mir sagen, dass Sie glauben, dass er wirklich besessen ist?«
    »Ich versuche, Ihnen gar nichts zu sagen. Ich glaube nicht an Dämonen und ich glaube auch nicht an Besessenheit. Aber ich glaube, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Etwas, das wir aber selbst herausfinden müssen, ohne dass das Krankenhaus davon erfährt.«
    In diesem Augenblick bewegte sich Dan und stöhnte. Ich spürte, dass mir die Haare im Nacken alarmierend zu Berge standen, aber als er sprach, war er offensichtlich ziemlich normal.
    »John ...«, murmelte er. »John ...«
    Ich beugte mich über ihn. Seine Augen waren nur einen Schlitz weit geöffnet und seine Lippen ganz rissig.
    »Ich bin hier, Dan. Was ist los? Wie fühlst du dich?«
    »John ...«, flüsterte er . »Lass mich nicht gehen ...«
    Ich schaute zu Dr. Jarvis hinüber. »Es ist alles in Ordnung, Dan. Niemand will dich gehen lassen.«
    Dan hob schwach eine Hand. »Lass mich nicht gehen, John. Es ist das Herz, John. Lass mich nicht gehen .«
    Dr. Jarvis beugte sich näher zu Dan. »Ihr Herz? Tut Ihnen das Herz weh? Spüren Sie irgendwelche Krämpfe – oder Schmerzen?«
    Dan schüttelte den Kopf, nur eine schwache Andeutung. »Es ist das Herz«, flüsterte er so leise, dass es kaum zu hören war. »Es schlägt und schlägt und schlägt. Es schlägt noch immer. Es ist das Herz, John, es schlägt noch weiter! Es schlägt noch! «
    »Dan«, flüsterte ich eindringlich. »Dan, du darfst dich da nicht so hineinsteigern! Dan, um Gottes willen!«
    Dr. Jarvis deutete kurz an, dass ich jetzt schweigen sollte. Dan lag schon wieder ruhig auf seinem Kissen. Die Augen hielt er geschlossen. Sein Atmen wurde langsamer und wieder regelmäßig, langsam, qualvoll und schwer, und obwohl es mich immer noch an das Atmen erinnerte, das wir in Seymour Wallis’ Haus gehört hatten, schien er doch endlich etwas Ruhe zu finden. Ich richtete mich wieder auf. Ich fühlte mich ausgelaugt und müde.
    »Er wird jetzt Ruhe haben, zumindest für ein oder zwei Stunden«, sagte Dr. Jarvis leise. »Diese Anfälle scheinen in regelmäßigen Abständen von 90 Minuten aufzutreten.«
    »Haben Sie dafür irgendeine Erklärung?«
    Er zuckte die Achseln. »Dafür könnte es viele Gründe geben. Aber 90 Minuten ist der Zeitzyklus des REM-Schlafes, die Art Schlaf, bei dem die Leute ihre lebhaftesten Träume haben.«
    Ich schaute hinunter auf Dans graues, eingefallenes Gesicht. »Vorhin hat er zu mir etwas über Träume gesagt«, meinte ich. »Er hat von Türklopfern geträumt, die lebendig wurden, und von Figuren, die sich bewegten. Es hatte alles etwas mit dem Haus zu tun, das wir gestern Abend besucht haben.«
    »Gehen Sie wieder dorthin? Zu dem Haus?«, fragte Dr. Jarvis.
    »Ich hatte vor, heute Abend noch einmal hinzufahren. Einer meiner Ingenieure glaubt, dass die Geräusche von einem ungewöhnlichen Fallstrom stammen könnten. Warum?«
    Dr. Jarvis fixierte Dan weiterhin. »Ich würde gern mitkommen, deshalb frage ich. Hier geht etwas vor, das ich nicht verstehe, ich will es aber verstehen.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Plötzlich sind Sie sich wohl gar nicht mehr so sicher?«
    Er brummte. »Okay, das habe ich wohl verdient. Aber ich würde mich wirklich gern anschließen.«
    Ich schaute noch einmal zu Dan. Er lag jung und blass wie ein Leichnam auf seinem Krankenhausbett. Sehr leise antwortete ich: »In Ordnung. Es ist 1551 Pilarcitos. Punkt neun Uhr.«
    Dr. Jarvis nahm einen Kugelschreiber und notierte sich die Adresse. Dann, bevor ich ging, sagte er noch: »Hören Sie, tut mir leid, dass ich vorhin so grob zu Ihnen war. Sie müssen bedenken, dass wir hier immer eine Menge Freunde und Verwandte haben, die zu viel ›General Hospital‹ anschauen und glauben, dass sie alles besser wüssten. Ich meine, wir müssen uns ständig verteidigen.«
    Ich blieb stehen, dann nickte ich. »Okay. Ich verstehe Sie. Bis um neun also.«
    An diesem Nachmittag wurde vom Ozean her eine graue Wolkenbank hereingeweht, die Regen mit sich brachte. Ich saß bis halb zwei Uhr nervös und zappelig am Schreibtisch, dann nahm ich meinen

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