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Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Regenschirm und ging spazieren. Mein unmittelbarer Vorgesetzter, der pensionierte Seeleutnant Douglas P. Sharp, würde wahrscheinlich genau diesen Nachmittag für eine Stippvisite wählen, aber im Augenblick war mir das absolut gleichgültig. Ich war zu besorgt, zu nervös und zu betroffen von dem, was Dan zugestoßen war.
    Ich überquerte die Bryant Street. Einige centstückgroße Regentropfen fielen auf den Bürgersteig. Die Luft war angefüllt mit einer magnetischen Spannung.
    Ich glaube, ich kannte mein Ziel, auf das ich die ganze Zeit zusteuerte. Ich ging in die Brannan Street, und dort war es: The Head Bookstore. Ein kleiner, rot angestrichener Laden, der drinnen von einer Reihe nackter Glühbirnen beleuchtet wurde, vollgestopft mit Taschenbüchern aus zweiter Hand. Weltatlanten, Poster und wertloser Plunder standen zum Verkauf.
    Ich trat ein, die Klingel schrillte. Ein bärtiger junger Bursche sah hinter der Theke auf und sagte: »Hallo. Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
    »Jane Torresino?«
    »Oh, klar. Sie ist hinten, packt gerade Castanedas aus.«
    Ich zwängte mich durch die Regale voller Marx, Seale und indianischem Räucherwerk, duckte mich unter der kleinen Tür, die zum Lagerraum führte. Ja, Jane war da. Sie saß auf dem Boden und sortierte Yaqui-Weisheit in saubere Stapel.
    Erst schaute sie nicht auf und ich lehnte mich in den Türrahmen und beobachtete sie. Sie gehörte zu den Frauen, die immer hübsch und strahlend aussehen, ganz gleich, wie lässig sie sich anziehen. Heute trug sie enge weiße Jeans und ein blaues T-Shirt, auf das eine lächelnde Katze gedruckt war. Jane war schlank, hatte sehr langes, mittelblondes Haar, in das kleine Locken frisiert worden waren und das mich immer an Botticelli erinnerte. Ihr Gesicht war scharf und gut geschnitten mit großen Kulleraugen.
    Ich hatte sie das erste Mal bei einer Party in Daly City getroffen, wo die zweite Wiedergeburt von Christus gefeiert wurde, die von einem Weisen des 18. Jahrhunderts prophezeit worden war. Der Hauptehrengast, was nicht wirklich verwundert, tauchte dann gar nicht auf. Entweder war das vorausgesagte Datum falsch oder aber er hatte nicht Daly City gewählt für seine Wiederkunft. Ich konnte ihm das nicht verübeln. Doch wenn auch mit der zweiten Wiederkehr alles schieflief, so lief es zwischen Jane und mir goldrichtig. Wir trafen uns, redeten, tranken viel zu viel Tohay und fuhren danach zu meiner Wohnung, um uns zu lieben. Später, ich erinnere mich gut, trank ich im Bett starken Kaffee, den sie mir aufgebrüht hatte. Ich war sehr glücklich über das, was das Leben mir so großzügig in den Schoß gelegt hatte.
    Aber so lief es natürlich nicht weiter. Diese Nacht – die Wiedergeburts-Nacht – war unsere erste und einzige geblieben. Jane bestand darauf, dass wir nur gute Freunde seien, und so trafen wir uns zu gemeinsamen Kino-Besuchen, zum gemeinsamen Essen und das Licht der Kerzen, das dabei über der s paghetti bolognaise so romantisch schien, galt mir alleine. Schließlich akzeptierte ich unsere Freundschaft als solche und schaltete jeden Gedanken an ein Liebesleben mit Jane aus.
    Jedoch hatte sich eine angenehme Verbindung angebahnt, die zwar sehr vertraulich war, aber niemals fordernd. Manchmal trafen wir uns dreimal in einer Woche. Dann wieder hatten wir monatelang keinen Kontakt. Heute, als ich mit meinem Regenschirm und meinen Sorgen über Dan Machin erschien, war es mein erster Besuch seit sechs oder sieben Wochen.
    »Das Gesundheitsamt schickt Ihnen beste Grüße und hofft, dass Ihre Rohrleitungen gut funktionieren.«
    Sie schaute mich über ihre rosa gefärbte Lesebrille an und lächelte: »John, ich habe dich wochenlang nicht gesehen!«
    Sie stand auf und kam auf Zehenspitzen vorsichtig durch die Bücherstapel auf mich zu. Wir gaben uns einen Kuss, einen sehr keuschen, dann meinte sie: »Du siehst müde aus. Ich hoffe, du schläfst nicht mit zu vielen Frauen.«
    Ich grinste: »Sollte das ein Problem sein? Dann wäre ich gern etwas müde.«
    »Komm nach draußen«, sagte sie. »Wir haben heute Morgen eine neue Lieferung mit Büchern bekommen, deshalb die Unordnung. Hast du Zeit für einen Kaffee?«
    »Sicher. Ich habe mir wegen guter Führung heute Nachmittag selbst freigegeben.«
    Wir verließen den Buchladen und gingen über die Straße zu Prokic’s Deli, wo ich uns Cappuccino und Alfalfa-Sandwiches bestellte. Aus irgendeinem Grund hatte ich ein Faible für Alfalfa-Sandwiches. Dan Machin (Gott möge ihn schützen)

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