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Das Atmen der Bestie (German Edition)

Das Atmen der Bestie (German Edition)

Titel: Das Atmen der Bestie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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kannst du heute Abend mitkommen, wenn wir das Haus besichtigen. Du verstehst doch etwas von Okkultismus, oder? Geister und Gespenster und all dieser Kram. Ich möchte gern, dass du dir mal den Türklopfer des alten Wallis anschaust, und auch drinnen so einiges. Vielleicht finden wir irgendeinen Anhaltspunkt. Ich weiß es nicht.«
    »Warum ich?«, meinte sie ruhig. »Es gibt bestimmt bessere Experten für Okkultismus. Ich verkaufe nur Bücher darüber.«
    »Du liest sie aber doch auch, oder?«
    »Sicher, aber ...«
    Ich griff nach ihrer Hand. »Bitte, Jane, tu mir den Gefallen, geh mit. Es ist um neun Uhr heute Abend, in der Pilarcitos Street. Ich weiß nicht, warum ich dich dort brauche, aber ich fühle, dass ich dich brauche. Wirst du kommen?«
    Jane berührte ihr Gesicht mit den Fingerspitzen, als wollte sie sich vergewissern, dass sie existierte, immer noch 26 Jahre alt war und sich über Nacht nicht in jemand anderen verwandelt hatte.
    »In Ordnung, John, wenn du mich wirklich dabeihaben willst … und solange es kein Versuch ist, mich irgendwie zu verführen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Kannst du dir ein Paar vorstellen, das John und Jane heißt? Das würde nie klappen.«
    Sie lächelte stumm.
    Ich ging an diesem Abend etwas früher zur Pilarcitos Street. Aufgrund des bewölkten Himmels war es viel schneller dunkel geworden als sonst. Das düstere Haus wurde von Schatten und Regen verhüllt. Während ich draußen stand und wartete, hörte ich Wasser in der Regenrinne gurgeln und sah das feuchte Dach schieferdunkel glänzen. Bei diesem Wetter, in dieser Finsternis, schien Nummer 1551 in sich selbst zusammenzukriechen, sich schwermütig und unbehaglich zu fühlen, inmitten der von Regen gepeitschten Stadt.
    Ich hatte noch einmal kurz im Krankenhaus angerufen, aber die Schwester sagte, dass Dan noch immer schlief und es wäre keine Veränderung eingetreten. Dr. Jarvis sei im Augenblick nicht im Dienst, deshalb könne ich nicht mit ihm über Dans Fortschritte reden, doch wahrscheinlich, mit etwas Glück, könnte ich ihn wohl heute Abend erreichen.
    Auf der anderen Seite der Bucht wanderte ein Wetterleuchten umher und weit in der Ferne hörte ich das Grollen eines Unwetters. So, wie der Wind jetzt blies, würde der Sturm in einer halben Stunde über die Stadt hinwegziehen.
    Ich öffnete das Gartentor und ging die Stufen zur Eingangstür hinauf. In der Dunkelheit konnte ich noch soeben die Umrisse des Türklopfers mit seinem grinsenden Wolfsgesicht ausmachen. Vielleicht war ich nur nervös und dachte zu sehr an den Traum von Dan Machin, aber der Türklopfer schien seine Augen zu öffnen und mein Nahekommen zu beobachten. Ich erwartete schon beinahe, dass er reden und etwas flüstern würde, wie Dan es sich eingebildet hatte.
    Widerwillig streckte ich meine Hand aus, um den Klopfer zu nehmen und gegen die Tür zu schlagen. In dem Augenblick, als ich zugriff, ließ ich auch schon wieder los – für den Bruchteil einer Sekunde, nur einen abwegigen Moment lang, schien es, als hätte ich Borsten statt Bronze angefasst . Doch ich packte wieder zu, denn mir war bewusst, dass ich mir solche Sachen nur einbildete. Der Türklopfer war grotesk, sein Gesicht war wild und bösartig, aber er bestand aus nichts anderem als gegossenem Metall. Als ich ihn auf die Tür schlug, verursachte er einen lauten, schweren Knall, der drinnen durch das Innere des Hauses hallte.
    Ich wartete, lauschte dabei dem Geräusch des sanft fallenden Regens und dem Sausen der Autos auf der Mission Street. Erneut grollte der Donner und das Wetterleuchten ging wieder los, inzwischen viel näher. Im Haus hörte ich das Öffnen einer Tür und wie sie geschlossen wurde, dann folgten Schritte, die sich der Eingangstür näherten.
    Die Riegel und Ketten rasselten und dann schaute Seymour Wallis durch den Spalt. »Sie sind es«, meinte er. »Sie sind aber früh dran.«
    »Ich wollte mit Ihnen reden, bevor die anderen kommen. Darf ich eintreten?«
    »Aber natürlich«, sagte er und öffnete die schwere, knarrende Tür.
    Ich betrat die muffige Halle. Sie war noch immer so alt und roch so stickig, wie ich sie gestern empfunden hatte, und obwohl durch den Knall vergangene Nacht die Rahmen gerissen und die Glasscheiben gesprungen waren, hingen die trübseligen Zeichnungen des Mount Taylor und Cabezon Peak immer noch an der schäbigen Tapete.
    Ich ging zu der seltsamen Bärenstatue hinüber, die auf dem Endpfosten des Treppengeländers stand. Gestern Abend hatte ich

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